Gott


 Kennen sie das Gefühl wenn alles von einem wegdriftet und man es
 nicht mehr fassen kann ? Wenn das Leben das man einst geführt hat
 langsam in sich zusammenfällt und das Schicksal,sofern man es dem
 Schicksal überhaupt in die Schuhe schieben kann,nur einen
 Scherbenhaufen hinterlässt ?
 Ich war stets im Glauben das es Gott gut mit mir gemeint hat,aber
 wenn es wirklich einen Gott geben würde - hätte er all dies zugelassen ?
 Verdammt,ich weiss es nicht.Ich bezweifel das es ihn wirklich gibt.
 Verstehen sie mich bloss nicht falsch,ich war früher gläubig - aber
 das scheint mir Lichtjahre entfernt.Wenigstens zu Weihnachten sind
 wir in die Kirche gegangen und ich habe für den Segen meiner Kinder
 gebetet.Aber Gott hat meine Bitte entweder ignoriert,oder DESWEGEN
 nichts vernommen,weil er gar nicht existiert.
 Ich atme - also bin ich.Ich habe Sex - also bin ich.Ich lache und
 weine mit meinen Kindern - also bin ich. Sie verstehen worauf ich
 hinaus will ? Falls nicht,machen sie sich nicht`s draus.Ich bin ja
 hier um ihnen diese kleine Geschichte vorzutragen und um
 hier schon beginnende Missverständnisse aus den Weg zu räumen.
 Falls ihnen in naher Zukunft
 etwas ähnliches wiederfahren sollte sind sie wenigstens vorbereitet.
 Ich war es nicht...denn ich vermisse meine Familie.
 Ich weiss das sie diese Zeilen nie zu Gesicht bekommen werden,
 trotzdem muss ich diesen Satz einfach schreiben:
 Jenni,Clara,John,ich vermisse Euch...

Ich habe mich noch nie so alleine gefühlt wie jetzt,wo ich an diesem Laptop sitze und den Untergang meines einst so linear ablaufenden Lebens schildere. Aber ich muss es tun um mit der Vergangenheit irgendwie abschliessen zu können.Um die Trauer,die wie eine Giftwolke mein innerstes erfüllt,zu isolieren... Meine Welt brach an diesem jenen Tag zusammen:

- 17.Dezember -

"Soll ich Dir was mitbringen ?",fragte ich und verstaute meine Schlüssel in die Hosentasche.Jennifer legte ihre Stirn in Falten, anschliessend fuhr sie sich durch ihre kurzen blonden Haare. "Nein,wir brauchen nichts weiter." "Was ist mit John`s Geschenk ?" Im gegensatz zum rest meiner Familie kam ich dem Wunsch meines Sohnes nach und nannte ihn nicht "Johnny". Jungs in der Pupertät können es nicht ab wenn sie Spitznamen von ihren Eltern bekommen.Besonders dann nicht,wenn die erste Freundin mit nach Hause gebracht wird und die Mutter zur Kinderzimmertür hereinkommt,um nach etwas zu trinken zu fragen. "Und Du,Johnny ? Auch ein Glas Limo ?" "Mooom !",ein genervt dreinblickender Sohnemann und eine kichernde Freundin. Furchtbar ! "Ich bin morgen früh sowieso in der Stadt.Jetzt führt kein Weg mehr daran vorbei - der Weihnachtstrubel wird mich verschlingen.",sagte Jennifer grinsend.Ich zuckte kurz mit den Schultern und gab meiner Frau einen flüchtigen Kuss auf die Wange.Ihren aussagekräftigen Blick ignorierte ich und begab mich schnell zur Haustür.Ich war noch von letzter Nacht erschöpft und war frühestens heute Abend wieder fit. Jennifer hatte die seltsame angewohnheit gerade zur Weihnachtszeit nur auf das eine aus zu sein - und das ohne Pause,ohne gnade auf meine Manneskraft,ohne Rücksicht auf Verluste.Nicht das ich nicht jede Sekunde genossen hätte,die uns blieb wenn die Kinder zu Bett waren. "John ?" Ich drehte mich um. "Vergiss das Buch nicht." "Schon notiert.",sprach ich und tippte auf meine Stirn.Dann verlies ich das Haus und trat in die kälte.

Als ich "Novill`s Shop" erreichte war noch alles in Ordnung,wenn man mal von meiner Erkältung absah,die mir stellenweise zu schaffen machte. Als ich dann aus dem Bücherladen schritt und gebückt richtung meinem Chevy lief,schien die Sonne.Ich glaubte erst meinen Augen nicht zu trauen.Es waren keine fünf Minuten vergangen, als ich mich noch mit hochgezogenen Kragen durch den tobenden Schneesturm bis zur Eingangstür von "Novill`s Shop" durchgeschlagen hatte.Jennifer hatte mir aufgetragen das Buch für unsere Tochter mitzubringen,und da der Büchershop auf meinem Weg lag kam ich dem Wunsch natürlich nach. Und dann starrte ich mit abgeschirmten Augen in die Sonne,die fröhlich zu lächeln schien als wäre sie nie fort gewesen. "Hey,John ! Was glotzt Du so ?",schien sie mir entgegen zu rufen. "Ich war die ganze Zeit hier gewesen - Du Idiot hast mich bloss nicht bemerkt !" Zwei Sekunden vorher hatten die Hagelkörner noch gegen die äussere Scheibe der Eingangstür gehämmert.Das Wetter spielte verrückt ! Und auf dem Rückweg nach Hause spielte das Radio verrückt. So sehr ich auch die Frequenzen abklapperte...ich konnte keinen Sender empfangen.Ein stetiges monotones Rauschen.Ab und an hörte man im Hintergrund leise Musik,ansonsten lies mein empfang an diesem Tag mehr als zu Wünschen übrig. Was mich am meisten verwunderte waren aber die Ampeln,die allesamt ausgefallen waren.Ich hielt an der nächsten grossen Kreuzung und parkte meinen Wagen am Strassenrand.Die anderen Fahrer taten es mir nicht gleich,der Verkehr floss weiter als würden die Ampeln ganz normal ihre Arbeit verrichten.Wagen hielten,liessen andere aus dem Süden passieren um dann anschliessend weiterzufahren.Es war verrückt, und zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar,das hier etwas nicht mit rechten Dingen zu sich ging.

Irgendwie hatte ich mich durch den Verkehr gekämpft und stand vor unserer Haustür.In meiner Jackentasche kramte ich nach meinem Schlüssel,als der Hagel ohne Vorwarnung auf mich niederprasselte. Ich zuckte unwillkürlich zusammen und warf einen Blick über meine Schulter.Die Sonne war verschwunden,von einer Sekunde auf der anderen war sie dem Horizont entrissen worden und das Wetter war wieder in dem Stadium,wie es vor meiner Fahrt nach "Noville`s Shop" gewesen war.

"Irgendetwas seltsames geht hier vor,Jennifer." "Und das wäre,Mister ?",schnurrte sie. "Ich..ich weiss nicht.",ich zuckte mit den Schultern. "Hast Du das Buch ?" "Ja,es war das letzte Exemplar." Ich überreichte Ihr das Buch.Ein Mann mit einem grossen Schwert zierte das Cover.Er war Muskulös und stand Breitbeinig auf einer Art Kiesfeld während zwei glühende Augen,eingehüllt in einer Kapuze,vom Horizont zu ihm hinabblickten.Zwei sich bekämpfende Drachen waren im Hintergrund abgebildet. "Prima.",sprach Jennifer und begab sich zu unserem Wohnzimmerschrank um das Geschenkpapier zu holen. "Da wird sich Clara freuen."

Später am Abend sass ich alleine im Wohnzimmer und hatte in der Tageszeitung geblättert.Aber so richtig konnte ich die Zeilen nicht verfolgen,da mir die Ereignisse vom Tag noch schwer im Magen lagen. Was zur Hölle war da vor sich gegangen ? Ich konnte dies auch nicht auf einen Alkohol-genuss zurückführen da ich Nichttrinker war. Ich schaute von den "Daily News" hoch und mein blick musste somit unweigerlich das Bücherregal streifen,das einen Grossteil unseres Wohnzimmers zierte.Es war verschwunden.Ein grosser leerer Fleck anstelle des mächtigen vollgestopften Bücherregals ! Können sie sich vorstellen wie ich zusammengezuckt bin ? Ich hatte die Tageszeitung noch kurz zuvor von diesem Regal gefischt und nun war es einfach nicht mehr vorhanden.Der kleine Fernseher,der sich in einer freien Nische befand,ebenfalls fort. Entsetzt fuhr ich hoch und mein Blick fiel sofort auf die Balkontür.Aber den Gedanken,das hier jemand während meiner anwesenheit einfach das Bücherregal rausgeschleppt hatte,entwarf ich sofort.Natürlich war das ein Ding der unmöglichkeit ! Wir wohnten im fünften Stock ! War ich vielleicht eingenickt und Diebe hatten sich an unserer Einrichtung zu schaffen gemacht ? Ich spielte mit allen möglichen und unmöglichen Gedanken - eine akzeptable Lösung kam dabei nicht heraus. Und dann hörte ich dieses leise lachen zum allerersten mal. Leise - gedämpft,als würde es aus den Wänden unseres Hauses dringen. Als wäre jemand darin begraben worden und würde sich über mein entsetztes Gesicht köstlich amüsieren. Ich rannte zur Küche wo Jennifer dabei war das Abendbrot für uns zuzubereiten.Sei stand mit ihrem grossen Brotmesser vor dem Fenster und blickte hinaus. "Jennifer,das..." "Das Bücherregal ist verschwunden - ich weiss !",sprach sie leise. Ich erschauderte bei dem klang ihrer Stimme,die rauh und kalt klang.Sie drehte sich um und kam langsam auf mich zu. "Besorg` es mir,John !" "Was ?",ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. "Du sollst es mir besorgen !",sie fuchtelte mit dem Messer vor ihrer Nase herum.Ich wich langsam zurück. "Oder muss ich es mir selbst besorgen,John ?",stöhnte sie und im gleichen moment rammte sie sich das lange Messer in den Unterleib. "JENNIFER !",schrie ich,sprang auf sie zu - und fuhr durch sie hindurch.Ich landete sehr unsanft auf den Küchenboden und für einen kurzen moment sah ich nur noch kleine Sterne vor meinen Augen,die schlierenhaft ihre Bewegungen vollzogen.Ich rappelte mich wieder auf, stand auf ziemlich wackeligen Beinen in der Küche und suchte verzweifelt meine Frau.Sie war nicht mehr da.Selbst das Messer war verschwunden.Als hätte man sie einfach ausraddiert - ausraddiert aus meinem Leben.Dann sah ich es mit eigenen Augen: Möbelstücke die sich vorher noch auf ihren vorgegebenen Platz in der Küche befanden verschwanden vor meinen Augen.In einem moment waren sie noch da - im anderen war an gleicher Stelle nichts als leere. Der Küchentisch verschwand.Danach ein paar Stühle.Anschliessend das Küchenregal.Sie verschwanden nicht mit einem "puff" oder "zoom" wie man es aus schlechten Romanen oder Filmen kennt,sondern waren von jetzt auf gleich einfach weg !

Es dauerte nur wenige Sekunden bis ich in einem vollkommen kahlen und trostlosen Raum stand.Zu diesem Zeitpunkt war ich schon fertig mit der Welt,kurz davor meinen Verstand zu verlieren. Trotzdem schaffte ich es irgendwie,das gerade gesehene zu verarbeiten und mein erster richtiger klarer Gedanke nach den Ereignissen in der Küche galt den Kindern.Clara und John Junior ! "Mein Gott...die Kinder",etwas in der Art muss ich geflüstert haben, bevor mich meine Beine - so schnell sie mich zu diesem Zeitpunkt tragen konnten - durch den Flur,bis hin zu dem Kinderzimmer meines Sohnes brachten. "JOHN !",schrie ich aus Leibeskräften. Er stand an seinem Fenster und schaute über seine Schulter in mein Gesicht.Ich stand an der Tür und hatte meine Finger an die Türpfosten gekrallt.Der Wind fuhr ihm durch sein kurzes braunes Haar,ich sah die Tränen in seinen Augen schimmern wie kleine Kristalle. "Es tut mir leid,Dad." "JOHN !" "Ich kann mich nicht dagegen wehren." Dann sprang er hinunter und ich schrie mir die Kehle aus dem Hals, hetzte zum Fenster und streckte noch eine Hand aus,als erhoffte ich mir noch eine seiner Füsse zu erwischen.Ich griff in`s leere... und sah durch den Schleier meiner Tränen nicht einmal mehr den Aufprall.Dafür hörte ich ihn... Ich rannte wie ein Irrer in das Kinderzimmer meiner Tochter. "CLARA !" "Hilf mir,Dad !",schrie sie,eingeänkt im Südflügel ihres Zimmers. Ihre grossen verweinten Augen wechselten zwischen mir und der Person in der Kutte.Er stand unittelbar vor ihr und streckte seine knochigen Finger nach ihr aus.Seine gelb leuchtenden Augen gierten nach meiner Tochter und er stammelte immer wieder Worte die ich nicht verstand. "NEEEIIIN !",schrie ich,während ich auf die Gestalt zuflog um sie zu rammen. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern,nur noch an den Schmerz als ich durch die Person hindurch gegen die Wand flog,und den grossen Schatten der sich wie ein langes Tuch über meine Augen stülpte...

Als ich wieder aufwachte war alles verschwunden.Meine Tochter,das Ungetüm in der Kutte,sämtliche Möbelstücke in Clara`s Zimmer - einfach alles.Ich weiss nicht wie lange ich dort auf meinen Knien kauerte, weinte und schrie.Es konnten Minuten oder auch Stunden gewesen sein, ich konnte zu diesem Zeitpunkt einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen.Alles war mir genommen worden und es gab keinerlei logische Erklärung dafür.HÄTTE ich einen klaren Gedanken fassen können - was wäre mir wohl durch den Kopf geschossen ? Das das Haus in dem ich soviele Jahre lebte verflucht sei ? Das Gespenster oder Dämonen mein zu Hause heimgesucht hätten ? Das Satan höchstpersönlich seine Klauen im Spiel hatte ? Oder vielleicht keimte tief in mir drinnen noch die Hoffnung,das dies alles nur ein böser Traum sei und ich später Schweissgebadet (aber wohlbehalten) aufwachen würde !? Nun,mir schwirrte gar nichts durch den Kopf - nur Schmerz und Trauer. In diesem moment war ich dem Wahnsinn wohl näher als jemals zuvor,und ich sah meine Umgebung nur durch einen trüben Schleier, der nicht weichen wollte.Irgendjemand hätte sich mir von vorne nähern können,bereit mich mit einer Waffe niederzustrecken - ich hätte definitiv keinen Wiederstand geleistet. Aber wissen Sie was stattdessen passiert ist ? Mein Schutzmechanismus wurde aktiv.Es gibt einen tief verborgenen Schalter in unserem Gehirn der sich selbst aktiviert,wenn alles andere aus den Fugen gerät. Stellen sie sich einen Computer vor,der schnell und eigenständig ein Anti-Viren-Programm entwickelt,wenn sich ein ganz übler Virus in`s System einschleicht. Genauso ergeht es uns Menschen,wenn das Gehirn überstrapaziert wird. Es übernimmt für kurze Zeit die volle kontrolle und versucht ein letztes mal alles in`s Lot zu bringen,die verworrenen Stränge zu sortieren - den bösen Virus zu terminieren. Sollte dieser letzte Versuch fehlschlagen kann man sich in die Klappsmühle einweisen lassen. In meinem Fall hatte der Schutzmechanismus ganze Arbeit geleistet. Der Virus wurde in Stücke gerissen und ausgespien.

Und als ich wieder zu mir kam und der Welt voller grauen Farben und kantigen Formen entkommen konnte,sass ich erstmal auf dem Boden und dachte gar nichts.Als hätte ein totales Vakuum mich ergriffen oder als müsste mein Gehirn sich erstmal regenerieren. "Kurze Pause,John ! Rest easy !",schien es mir zuzuflüstern. Dann bemerkte ich den Riss an der Wand und begann mir gedanken zu machen.Ich musste die ganze Zeit über auf diesen Riss gestarrt haben, und hatte damit aufmerksamkeit erregt.Denn ETWAS starrte mich aus diesem Riss an.Ein Kopf - ein menschlicher dazu. Langsam ging ich zu diesem Riss in der östlichen Wand des Kinderzimmers und streckte meine Hand danach aus.Meine Hand verschwand in einem Nichts.Der Kopf,den ich schon vorher erspäht hatte drehte sich zu mir um und trat aus dem Spalt. "Hallo John !" Erschrocken wich ich zurück. Eine Person schälte sich aus dem dunklen Spalt,als wäre es keine Wand sondern ein anderes Zimmer aus dem sie hervortreten würde. "Wer bist Du ?",fragte ich. "Ich bin der Schöpfer dieser...",er stoppte und suchte nach dem passenden Wort. "...Welt." Er hielt einen tragbaren Computer unter dem Arm,den er nun so öffnete das eine Tastatur zum Vorschein kam. "Ich verstehe das nicht ? Was ist passiert ?" "Ich habe Deine Serie beendet.Nein - ich korrigiere mich: ich musste sie beenden.Weisst Du,Schnulzen sind Heutzutage nicht mehr gefragt." "Schnulzen ?" "Du bist das letzte Überbleibsel meiner Romanreihe." Ich verstand nicht viel von dem was er von sich gab.Von was für eine Romanreihe war denn hier die Rede ? Zur Hölle,ich verstand erst als er mir alles gründlich erklärte - wie man einem dreijährigen Kind etwas kompliziertes formulierte. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen,das ich noch ziemlich fertig mit den Nerven war und komplexere Sachen einfach nicht nachvollziehen konnte. Jason - der Name des Besuchers - schien in einer anderen Welt als meiner zu leben.Er schrieb für eine Romanreihe,einer dieser "und holen sie sich auch nächste Woche Ihr Heft um lesen zu können wie John und Jennifer einen Familienstreit friedlich beenden"-Serien, die in seiner Welt auch Groschenromane geschimpft wurden. Die Hauptpersonen in seinen Romanen ? John Stone - Vater von Clara und Johnny Stone.Verheiratet mit Jennifer Stone,geborene Dareth.Das war ich und der ganze Rest meiner Familie. Wir alle waren nichts weiter als Figuren die seiner Fiktion entsprungen waren - nicht real.Und doch war es mein Leben gewesen,ein Leben das mir so real vorkam wie der Schauer der mir bei diesen gedanken immer und immer wieder den Rücken hinabfährt. "Gar nichts war echt !",sagte er zu mir und hatte dieses schleimige lächeln auf seinem Gesicht. "Alles was Du erlebt hast - von der Geburt Deines ersten Sohnes bis hin zum Sex mit Deiner Gattin - wurde von mir inzeniert." Er klopfte auf seinem Laptop. "Ich bekam noch nicht einmal die Chance diese Serie würdevoll einzustampfen...",sein lächeln war gewichen. "Jahrelang konnten meine Romane die Kosten einspielen,sogar mehr als das.Und eines Morgens erhalte ich diesen Anruf von meinen Agenten -Jason,es ist vorbei- ! Können Sie sich vorstellen das für mich eine Welt zerbrach ?" Ohne es zu wollen nickte ich.Es war ein Reflex,nichts weiter. Aber er bewies mir eines: ER hatte mich nicht unter Kontrolle. Was auch immer er mir befohlen haben sollte von ausserhalb,was auch immer er in seine Tasten gehämmert haben sollte um mein Leben in seine Hand zu nehmen...diese Macht schien von ihm gewichen. Verdammt,ich konnte tun und lassen was ich wollte - es war vollkommen unabhängig davon ob er nun schreiben würde... "Sie haben mir meine Familie genommen ! Sie haben mein vertrautes Heim zerstört !",knurrte ich und ging langsam auf ihn zu. "Mir ist ihr gewimmere Scheissegal.Sie haben einen Fehler gemacht !" Er lachte kurz auf. "Und welchen ?" Ich überwältigte ihn noch bevor er seinen Satz richtig aussprechen konnte.Ein kurzer Fausthieb genügte um ihn in das Reich der Träume zu versetzen. Ich schaute auf seinen regungslosen Körper hinab und hob seinen Laptop auf. "Sie haben ihr Werkzeug mit in diese Welt genommen !",sagte ich zu ihm,wohlbewusst das er es nicht mehr vernehmen würde. Und dann trat ich mit diesem tragbaren Computer durch den Spalt in der Wand...

Wissen sie,ich verstehe nicht viel von dem was hier vor sich geht. Die Welt in der ich jetzt lebe ist so anders als die,in der ich vorher meinem Alltag nachgegangen bin.Aber ich werde mich damit abfinden müssen.Jedenfalls solange bis ich mir meine eigene Welt wieder aufgebaut habe. Ich habe diesen Jason schwitzen lassen...wir beide haben die Positionen gewechselt und nun war ich derjenige der am längeren Hebel sass,der alles kontrollieren konnte. Also fing ich an eine Welt um ihn herum aufzubauen.Eine Welt in der er tausend qualvolle Tode sterben würde. Nun,mittlerweile ist er tod - daran besteht gar kein zweifel. Schliesslich habe ich seinen Tod mit dieser digitalen Schreibmaschine selbst inzeniert.Auch auf die Gefahr hin,das Sie mich für verrückt erklären: es hat mir unglaubliche Freude bereitet DEN Mann zittern zu sehen,der mir auf so perverse Art und Weise meine Familie genommen hat. Und wissen Sie was ich jetzt tun werde ? Ich werde einen Roman schreiben ! Es mag sein das ich kein Schriftsteller bin,und ich werde auch zu keinem heranreifen frei nach dem Motto: Übung macht den Meister...aber eines ist gewiss: Ich werde mein bestes geben.Mein allerbestes ! Um mir meine Familie zurückzuholen.Jenni,Clara und Johnny ! Dann werde ich durch den Spalt in ihre Welt steigen und den Rest meines Lebens hoffentlich in Frieden leben können.

Kennen sie das Gefühl wenn alles von einem wegdriftet und man es nicht mehr fassen kann ? Ich hoffe für sie das sie es nie kennenlernen werden. Aber falls doch - dann denken sie mal an mich.Und geben sie nicht sofort auf,wenn Möbelstücke verschwinden oder sich ihre Frau vor ihren Augen das Leben nimmt. Bedenken sie das da immer noch jemand im Hintergrund sein könnte,der Gott spielt...

- E - N - D - E -

Rainer "The Machine" Thieke