DIE BRIMSTONE SAGA II

Written by: Rainer Thieke (2.10.2000 - 16.7.2001)


Anmerkung:

JUUUBÄÄÄLL ! Über 260kb reinstes Ascii iegt hinter mir ! Rechnet man die 280kb des ersten Teiles mit, kommt man wohl auf die langatmigste Kurzgeschichte, die ein Online-Magazin jemals gesehen hat. Nett, dass ich wenigstens in der Hinsicht einen neuen Rekord gebrochen habe (grins)...! Und das, wo die Saga anfangs (im März 1999) nur um die 20 Seiten haben sollte ! :-))

Es ist natürlich eine grosse Motivation zu sehen das die Arbeit nicht ganz umsonst ist und es mittlerweile schon eine kleine Stammleserschaft der Brimstone Saga gibt, die mir immer wieder via E-Mail anregungen geben, die ich dann auch (zum grössten Teil) in die Geschichte mit einfliessen lasse. Auch wenn die Resonanz auf den ersten Teil doch weitaus grösser war: ThanX A Lot !!! :-) Ohne die aufmunterungen hätte ich wohl schon unlängst aufgehört, denn bestimmte Ereignisse oder Gefühlsregungen der Charaktere zu beschreiben kostet einfach nur nerven, wenn man nicht weisst wie man`s beschreiben soll...! :-))

Der letzte Teil der Trilogie wird natürlich folgen, wenn die Resonanz stimmt. Und der wird wieder etwas traditionellere Fantasy-Wege einschlagen - wirre Reisen in einer Sphäre gehören dann wohl endgültig der Vergangenheit an (war für mich auch der schwierigste Part in der Brimstone Saga II, und da er auch nicht so gut angekommen ist, bin ich nicht der einzige der darauf gerne verzichten kann :-)). Wie immer: Keine Rechtschreibkorrektur benutzt (nur was für Wimps) - und auch grammatische Fehler findet man zuhauf ! :-)) Musikalischer Background beim schreiben: Hauptsächlich Ayreon`s "Into The Electric Castle" - und wer das Album kennt, der wird sogar einige Parallelen finden (wie war das noch mit der Rainbow Bridge ? Nur bei mir gab es statt eines Regenbogens ein alles verschlingendes Feuer... "Run, Run - The Past Is Gone" )) ! :-))

Bis zum alles entscheidenden dritten Teil ! (hey, wer gähnt da ? ;-)) Gruss, Rainer


  • Hier geht`s zum letzten Teil !
  • ----------------------------------------------- - KAPITEL I - - - - Das Blut der Unschuldigen - -----------------------------------------------

    Von dem plötzlichen Schlag auf den Hinterkopf vollkommen überrascht, fiel der Händler mit einem leisen Seufzer bewusstlos in sich zusammen.Dabei polterteten seine Sachen,die er die ganze Zeit über auf den Rücken getragen hatte,klirrend zu Boden.Glänzende Schüsseln, und wertvoll aussehendes Besteck verstreuten sich auf den Kiesweg. Der Händler rührte sich nicht mehr.Er lag mit dem,von einem Schal verdeckten,Gesicht auf dem Boden und hatte beide Arme weit von sich gestreckt. "Volltreffer.",grunzte die Person,die sich von hinten an den Mann heran geschlichen hatte.Kurz darauf traten fünf weitere Personen aus dem Dickicht hervor.Sie hatten sich die ganze Zeit über hinter einer Reihe von Büschen versteckt. "Gute arbeit,Hamzel !",freute sich einer von ihnen und begann das glänzende Besteck in seinen Mantel zu verstauen. Die sechs Personen sahen allesamt gleich aus.Sie waren in grüne Gewänder gekleidet und hatten Tücher über ihre Augen gebunden,damit sie niemand erkennen konnte.Kleine unscheinbare Dolche baumelten von ihren Gürteln.Nur Hamzel,der Anführer der Diebesbande trug keine Augenbinde und statt eines mickrigen Dolches ein mächtiges Breitschwert an seinem Gürtel. "Beeilt Euch gefälligst !",kam der knurrende Kommentar von dem Anführer der Diebesbande.Seine anderen Gefährten waren dabei die Beutel voller Gold zu entleeren,die an dem Gürtel des Händlers fest verschnürt waren.Dolche blitzen kurz auf und kurz darauf kullerten die Münzen durch den zugefügten Schnitt. "Hamzel...",maulte ein Dieb und wies mit mit einer Hand die kleine mit Kies belegte Strasse hinauf.Hamzel lachte laut auf als er in weiter ferne drei weitere Händler sah die sich auf ihrem Weg befanden. Sie trotteten in ihre Richtung und unterhielten sich Gestenreich. "Heute ist unser Glückstag ! Zurück auf Eure Posten !",freute sich Hamzel und klatschte in seine Hände. Seine Kumpanen befolgten den Befehl und in wenigen Sekunden waren sie in den nahegelegenen Büschen entschwunden.Den ohnmächtigen Händler zogen sie hinter sich her.

    Der gross gewachsene Händler bemerkte als erster die Münzen,die verstreut auf der Kiesstrasse lagen.Jemand hatte hier seine Spuren hinterlassen.Aus den Augenwinkeln sah er weitere Münzen die zu einer Barriere von Büschen zu seiner linken führten. "Was haben wir Heute Geld gemacht,Freunde.",sprach er so laut, damit es auch jeder verstehen konnte.Auch diejenigen die ihren Augen momentan verborgen waren. "Beim Zeus !",sprach der andere,ebenso laut. "Ich kann es nicht abwarten den Wein in Thorrun fliessen zu sehen !" "Wer hätte gedacht das uns Flawil ein so gutes Geschäft bescheren würde ?",freute sich der letzte im Bunde.Aber seine Stimme klang nicht so freudig erregt wie die der anderen beiden. Langsam gingen die drei weiter,als hätten sie die Gestalt gar nicht bemerkt die sich langsam an ihnen heranschlich.Der Dieb,der sich von hinten näherte verursachte keinerlei Geräusche.Trotzdem war er bemerkt worden. Der Händler in der mitte zog seine Hose hoch,die ihm bei jedem Schritt weiter von der Hüfte rutschte.Sein Beutel voller Gold klimperte dabei.Der Händler ganz rechts aussen atmete tief durch.

    Glaubt er,ich würde ihn nicht bemerken ? Für wie schlau hält sich dieser Narr eigentlich ?

    Einer der Händler machte noch zwei Schritte,bis er sich plötzlich duckte und mit einem Arm nach hinten griff.Ohne den Dieb hinter sich zu sehen packte er ihn an seine Kleidung und wuchtete den Arm mit einem Bogen nach vorne.Der Dieb lies einen Schrei der Überraschung von sich,als er im hohen Bogen über den knieenden Händler flog und wenige Fuss vor ihm auf den Rücken landete,mit solcher Wucht das einige Kieselsteine reissaus in alle Himmelsrichtungen nahmen. Noch bevor der Dieb sich wieder aufrichten konnte,sah und spürte er auch schon die Klinge die auf seinem Hals ruhte. "Eine falsche Bewegung und dies wird die kürzeste Auseinandersetzung Deines Lebens sein !",sprach der Händler ruhig und gelassen,während er sich aufrichtete,wobei die Spitze seines Schwertes immer noch auf den vor ihm liegenden Dieb wies. "Du bist nicht Hamzel !",knurrte der Händler links aussen und bäumte sich erbost auf. "Nein ! Das bin ich !",kam eine Stimme aus dem grünen Dickicht.Kurz darauf traten fünf Personen aus dem Grün hervor,darunter auch der Anführer der Diebesbande. "Ihr macht es uns verdammt schwer Euch auszurauben,was ?",grunzte Hamzel und zog sein Breitschwert.Seine Kumpanen taten es ihm gleich und hatten im Nu ihre Dolche gezückt. "Zum Hades mit Dir,Hamzel !",rief der Händler links aussen. "Es gab Zeiten da hast Du das Überfallen noch selbst in die Hand genommen.Jetzt schickst Du schon Deine Handlanger !?" "Zeiten ändern sich,wie ich sehe. Bewaffnete Händler !!!",er lachte laut auf. "Wer seid Ihr wirklich ?" Die Händler tauschten kurz ein paar Blicke untereinander aus,dann begann der linke seinen Schal zu entfernen,der die hälfte seines Gesichtes verbarg. "Venom,Thorrun`s Sicherheitskräfte.",stellte er sich vor und lies die Lumpen fallen die nur zur Tarnung dienten. Der Händler in der mitte nickte kurz und lies seine Verkleidung fallen. "Adlera,Thorrun`s Sicherheitskräfte.",sprach sie langsam und deutlich als erwartete sie das es die Diebe von ihren hübschen Lippen ablesen würden.Oder vielleicht genoss sie es auch nur diese Worte aussprechen zu können.Der Händler rechts aussen zuckte kurz mit den Schultern. "Jetzt bin ich wohl an der Reihe." Er wickelte den Schal von seinem Gesicht und schmiss die unbrauchbaren Lumpen,die einer typischen Bekleidung eines Händlers täuschend echt nachempfunden waren,zur Seite. "Zenbar - den Rest kennt ihr !" Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Dieb unter ihm,der sich keinen Millimeter gerührt hatte,nachdem er Bekanntschaft mit seinem Schwert gemacht hatte. "So...! Sicherheitskräfte von Thorrun.",Hamzel`s Augen blitzen kurz auf.Er fuhr sich mit einer Hand über seine Glatze,als wollte er damit den Schnee wegwischen der in seichten Flocken vom Himmel fiel. "Ja,seid Ihr denn des Zählens nicht mächtig ? Wir sind zu sechst und Ihr seid zu dritt !",knurrte der Anführer der Diebe. Zenbar und Adlera blickten sich in die Augen. "Er hat recht,Zenbar !" "Zweifelsohne,Kleines !" Adlera machte eine aufscheuchende Handbewegung,als hätten sie es hier nicht mit qualifizierten Dieben sondern mit Hühnern zu tun. "Sechs gegen Drei ist nicht fair,da habt Ihr vollkommen recht. Los verschwindet ! Ihr dürft gehen,wir lassen Euch kampflos ziehen." Wieder diese aufscheuchende Handbewegung und lautes Gelächter von allen Seiten war die Antwort. "Aber !",rief Adlera und hob ihren Zeigefinger. "Hamzel wird mit uns kommen.Es gibt da jemanden in Thorrun,der ihn gerne vor Gericht sehen würde." Hamzel lachte laut auf.Wütend blickte er seine Kumpanen an,als er bemerkte,das er diesmal der einzige gewesen war der amüsiert schien.Die Blicke seiner Kameraden waren fast entschuldigend und schliesslich stimmten sie seinem donnernden Gelächter mit ein. Er hob eine Hand und das Lachen erstarb abrupt. "Keiner meiner Freunde wird mir von der Seite weichen ! Wir werden kämpfen müssen...!",man sah ihm an,das diese Vorstellung ihm freude bereitete. "Wenn`s denn sein muss.",murmelte Venom,griff hinter sich und holte einen langen Kampfstab hervor,der vorher verborgen gewesen war. "Aber bitte schnell...",sprach Aldera sichtlich gelangweilt. "In Thorrun wartet eine heisse Suppe und ein warmes Bett auf mich !" "Bringen wir es hinter uns.",zischte Zenbar durch seine Zähne.

    "Bringt sie fort !",grunzte Genamis mit angewiderter Miene. Venom stiess Hamzel und seine Kumpanen durch den Raum.Ihre Ketten,mit denen sie die Bande an den Armen befestigt hatten,klirrten und schleiften teilweise über den steinigen Boden. "Gute arbeit,Zenbar.Diese Bande hat uns nun schon lange genug probleme bereitet.Endlich ist dem ein Ende gesetzt worden !" Zenbar nickte kurz. "Dafür sind wir hier...",sprach der gross gewachsene Krieger leise. "Ganz richtig.Und ich bin froh das Du Dich doch noch entschieden hast der SKT beizutreten." "Es hat nichts mit moralischen Werten zu tun.",sprach Zenbar und setzte sich auf einen nahegelegenen Stuhl. "Es geht mir um das Geld - nichts weiter..." Genamis schmunzelte leicht. "Das ist ein Schutzschild den Du Dir selbst aufgebaut hast,Zenbar. Wenn es soweit kommen sollte das Dein Innerstes nach Recht und Ordnung gefragt wird, dann wird dieser Schild in sich zusammenbrechen." "Ich bin nicht wie Venom oder Adlera.Mir geht es nicht darum Horisha von seinen Verbrechern zu befreien.Nicht in erster Linie." Genamis nickte langsam und stemmte seine Hände in die Hüfte. Er war übergewichtig,und Zenbar erstaunte es immer wieder wie er sich in eine so enge Stahlweste zwengen konnte.Seine langen grauen Haare lagen ihm strähnig und fettig in seinem runden Gesicht. Die Frauen lagen ihm sicherlich nicht zu Füssen,wie Zenbar beim genaueren Betrachten Genamis feststellte. "Ich kenne Deine Vergangenheit,Zenbar.Ich weiss das Du damals enttäuscht wurdest.Enttäuscht von Menschen denen Du vertraut hattest. Aber deswegen solltest Du nicht Deinen ganzen Glauben an die Menschheit zum Hades schicken !" "Ich habe nur einfach keine lust mich in allem zu sehr reinzusteigern.Seht Euch Adlera an...sie würde Ihr Leben für die Götter geben.",sagte Zenbar und schüttelte fassungslos den Kopf. "Sie würde Ihr Leben für ein paar Götter lassen die es ihr nicht gleichtun würden." Genamis Stimme wurde ein wenig lauter: "Ich bewundere diese Frau.Ich wünschte Du hättest Ihre Einstellung !" Zenbar erhob sich und sah mit strengem blick in Genamis Augen. "Diese Zeiten sind vorbei,Genamis.Aber um Eure Frage zu beantworten: Nein,ich habe den Glauben an die Menschheit nicht verloren. Wenn dem so wäre,dann würde ich wohl nicht für die SKT arbeiten. Die Ziele der -Sicherheitskräfte von Thorrun- sind ehrenhaft und ich werde da sein wenn Hilfe benötigt wird." Der Krieger begab sich zur Tür. "Aber ich werde keinen Handschlag für diese feigen Götter tun, die niemals zur Stelle sind wenn wir sie benötigen !" Genamis sagte darauf nichts.Stattdessen verzog er sein Gesicht, als hätten ihn Zenbar`s Worte zum grossen nachdenken verleitet. "Bitte abtreten zu dürfen.",flüsterte Zenbar und als er Genamis nicken sah verlies er den Konferenzraum der SKT.

    Halb kniend stützte er sich auf das Brimstone,das heilige Schwert des Avalas,und sein angestrengter Blick verfolgte die züngelnden Flammen im Kamin. Kleine Schweissperlen glänzten auf seinem nackten Oberkörper,sein Atem ging angespannt über seine Lippen.Zenbar wusste das etwas nicht stimmte. Er hatte seit ein paar Tagen wieder diese Träume.Die Szenarien die sich des Nachts in seinem Kopf abspielten glaubte er zu kennen, andererseits waren sie ihn so fremd.Verschwommene Gesichter, dumpfe Schreie,ein dichter Nebel mit vagen Gestalten im Hintergrund. Gestalten die er glaubte zu kennen.Tolve ? War es nicht der Schrei Tolve`s gewesen der seinen Namen schrie ? Zenbar wischte sich über seine Stirn und der Schweiss benetzte seinen Handrücken.Unruhig bebten seine Lippen. "Warum ?",flüsterte er leise. "Warum kann ich mit der Vergangenheit nicht abschliessen ?" Er verfolgte einen kleinen Funken der im Kamin einen langen Bogen flog um dann anschliessend wieder im roten Feuer zu verschwinden. Er hatte seit Tagen nicht mehr richtig schlafen können,irgendeine innere Unruhe hatte sich in ihm breitgemacht. Er hörte ein leises Stöhnen im Hintergrund und anschliessend leise tapselnde Geräusche die sich ihm von hinten näherten. "Habe ich Dich geweckt ?",fragte Zenbar leise,wohlwissend das es nicht Venom war,der seinen Arm um seine Schultern schlängelte. "Was ist mit Dir,Zen ?" "Ich...ich weiss es nicht." Adlera legte ihren Kopf auf seine rechte Schulter. "Du hattest wieder diesen Traum ?",fragte sie leise. Zenbar antwortete nicht auf ihre Frage.Er schien völlig Geistesabwesend in den Kamin zu starren. "Morgen ist es zwanzig Jahre her...",flüsterte der Krieger. "Und es ist als hätte ein Alarm mein innerstes aufgeschreckt.Als versuche mich jemand darauf aufmerksam zu machen das etwas geschehen wird." Adlera seufzte laut auf. "Ich hatte gehofft Du hättest damit endlich abgeschlossen !" "Wie kann ich damit abschliessen wenn ich immer wieder damit konfrontiert werde ? Man schimpft mich den Sohn eines Verräters,weil mein Urgrossvater sich den Mächten der Finsternis angeschlossen hat. Ich habe diese verdammten Träume, wo ich glaube Tolve zu hören wie er meinen Namen ruft...",Zenbar schüttelte heftig den Kopf und senkte sein Haupt. "Nein,es ist noch nicht vorbei." "Watzaka ist tod,Zen !" "Ja...",hauchte Zenbar,und legte seine Stirn in Falten. "Jemena ist nicht mehr - Fumbul,Watzaka - die Diener des Baphomet wurden bezwingt.Und ich wünschte man würde mich einfach in Frieden lassen damit ich diese Vergangenheit endlich begraben kann." "Du hättest Dich uns nicht anschliessen sollen...",murmelte Adlera so leise,als hätte sie sich erhofft das Zenbar es nicht mitbekäme. Er schielte ihr in die glasklaren blauen Augen. "Was soll das heissen ?" Adlera stöhnte laut auf und streckte sich. "Ich bin einfach der Meinung das Dein Eintritt in die Sicherheitskräfte von Thorrun kein weiser Entschluss war.DAS ist der Grund warum Dein innerstes zu protestieren scheint.Vielleicht will es einfach mit allem abschliessen...vielleicht hättest Du Dich einfach zur Ruhe setzen sollen - Du bist auch nicht mehr der Jüngste." "Vielen Dank auch...",grummelte Zenbar und überlegte kurz was er dagegen agumentieren konnte. "...aber ich denke das ist genau das was ich brauche nach der langen Ruhepause die ich mir gegönnt habe.Genamis ist im glauben das ich die arbeit des Goldes wegen verrichte,das ist in meinem Interesse, - aber in wirklichkeit geht es hier um mehr als das - es geht um Thorrun !" "Natürlich !",sprach Adlera. "Es geht gegen die Verbrecher Horisha`s...!" Zenbar schloss seine Augen. "Es hat sich viel geändert zu damals.Erinnerst Du Dich an die Zeit als Du in Flawil gelebt hast ?" Adlera nickte langsam. "Die letzten Schergen Watzaka`s wurden vernichtet.Ich war damals noch ein kleines Kind als Du mit ein paar Kriegern losgezogen bist um die letzten Dämonen Horisha`s zu vernichten...aber ich erinnere mich an die Zeit." "Damals war Horisha noch ein freies Land,frei von korrupten Politikern.Man hatte den Rat der Ältesten gegründet in der Hoffnung, das man das Land in den Griff bekommen könnte." Adlera nickte langsam. "Stattdessen wurde alles nur noch schlimmer.Diebe,Halunken, Mörder - Horisha ist voll davon.",sprach die Kriegerin. "Du hast vollkommen recht. Seitdem jeder Bürger Horisha`s monatlich seine Abgaben leisten muss geht es hier drunter und drüber." "Ich halte nicht viel davon...",erklang die zornige Stimme Zenbar`s. "Die Armen werden nicht berücksichtigt - wer die Steuern nicht bezahlen kann kommt in den Kerker.Sie haben kaum Gold zur Verfügung weil ein paar der Ältesten drei mal am Tag ihre warme Mahlzeit haben müssen.Wen wundert es,wenn der ehrliche Bauer zu einem Dieb wird um seine Familie ernähren zu können ?" Adlera und Zenbar schwiegen eine ganze weile und gingen ihren Gedanken nach.

    Die Sicherheitskräfte von Thorrun wurden kurz nach dem Angriff der Orks gegründet,als es das Heer von Horisha nicht für nötig hielt einzugreifen und die Bewohner dieses kleinen Dorfes sich selbst ihrer Haut erwehren mussten.Es war der auftakt einer ganzen Schaar von Sicherheitskräften,die sich verteilt in ganz Horisha gebildet hatten. Flawil hatte seine "Beschützer",ebenso wie Bonbolo oder Wultawa. Die finanziellen Mittel waren knapp bemessen und viele Kämpfer die sich den Sicherheitskräften anschlossen taten dies ihrer Überzeugung wegen,ohne Gold zu verlangen.Diejenigen die bezahlt werden wollten bekamen ihr Gold - das in diese Initiativen nur durch die Spenden der Einwohner floss. Der Rat der Ältesten missbilligte die Sicherheitskräfte,die sich jeweils um eine Stadt in Horisha kümmerten.Man hatte das Heer zum Schutze Horisha`s gegründet - warum sich also einer kleinen Schaar von Beschützern anschliessen,wenn man der wahren Streitmacht Horisha`s beitreten konnte ? Viele taten dies alleine schon des guten Goldes wegen.Der Rat zahlte den Söldnern Horisha`s viel.Ein einzelner Krieger bekam in einem Monat die Summe,für die ein Bauer ein ganzes Jahr lang hart schuften musste.Alleine die Tatsache das dieses Gold schmutzig war hinderte Zenbar daran sich dem Heer anzuschliessen.Auch wenn es hier bei den Sicherheitskräften weitaus weniger Gold gab,so war es wenigstens ehrliches ; es summierte sich nicht durch das Eintreiben der Steuergelder von verarmten Familien,die kaum Gold hatten um sich richtig ernähren zu können.Das beruhigte Zenbar.

    Auf der einen Seite waren die Sicherheitskräfte von Horisha - auf der anderen das mächtige Heer.Beide hatten das Ziel für Recht und Ordnung zu sorgen.Aber auch wenn beide Seiten eine ehrenvolle Aufgabe hatten, war Zenbar klar das sie nie Hand in Hand arbeiten würden. Das Heer ging viel zu brutal vor.Sie handelten auf Befehl der Ältesten, die in Horisha das Sagen hatten.Zenbar hatte nie verstanden wie man so ohne Rücksicht auf Verluste sich für sein Land einsetzen konnte. Er erinnerte sich an die Tragödie in Wultawa,der neu erbauten Stadt weit im Westen Horisha`s.Das Heer marschierte dort ein um einige Verbrecher zu stellen.Es waren ein paar Diebe gewesen die sich dort ihren Unterschlupf gesucht hatten.Anstatt die Verdächtigen festzunehmen floss Blut - auch das vieler Unschuldiger.Zenbar wusste nicht genau was dort damals vor sich gegangen war,aber man erzählte sich das einfach jeder der auch nur ansatzweise des Verdachtes stand,auf brutalste Art und Weise getötet wurde.Selbst der Taverneninhaber,der die beiden Diebe aufgenommen hatte wurde umgebracht.Er selbst war aber nicht an den Machenschaften der Diebesbande beteiligt,er wusste noch nicht einmal das die Leute,denen er das Zimmer vermietet hatte, bereits Monatelang auf der schwarzen Liste des Rates standen. Für das Heer spielte das keine Rolle.Der Taverneninhaber trug Mitschuld und wurde kurzerhand hingerichtet - genau wie seine Frau und seine Tochter.Ein neunjähriges Kind...

    Zenbar senkte den Kopf.Das Blut der Unschuldigen in Wultawa war nicht die einzige Schande die auf dem Heer lastete.Es hatte sich viel zuviel geleistet.Zuviel,als das Zenbar auch nur einen funken Sympathie für die Streitmacht Horisha`s in sich trug. "Hier bei den Sicherheitskräften fühle ich mich wohl.Die Leute hier kenne ich,denen vertraue ich.",sprach Zenbar und schaute in Adlera`s Augen. "Wir haben die gleichen Ziele wie das Heer, nur mit dem Unterschied das wir mit etwas mehr Herz und Verstand an die ganze Sache gehen..." Zenbar und Aldera hatten sich kurz über die Tragödie in Wultawa unterhalten und stellten das Heer einmal mehr in Frage.Als Thorrun von ein paar blutrünstigen Orks heimgesucht wurde,schickte das kleine Dorf einen Botschafter aus,der es auch bis nach Gemtan,der Hauptstadt Horisha`s,geschafft hatte.Man hatte Hilfe ersucht.Die Orks hatten sich rings herum um Thorrun in den Wäldern postiert.Immer wieder griffen sie in kleineren Gruppen Thorrun an,und auch wenn gerade dieses Dorf seit den Heldentaten von Zenbar einen grossen Zuwachs von Jung-Kriegern vorweisen konnte,so hatte man doch arge probleme die Meute der grünhäutigen Bestien zurückzuhalten.Zu jener Zeit gab es auch noch keine Sicherheitskräfte - weder in Thorrun,noch in Flawil oder Wultawa - da man das Heer hatte und von selbigen bisher auch noch nicht enttäuscht worden war. Halbtot kehrte der Botschafter mit der Nachricht zurück,das das Heer am nächsten Tag sich auf dem Weg nach Bonbolo begeben würde,um einigen Bürgern klar zu machen,dass das zahlen der Steuern eine Pflicht war,der jeder nachkommen müsse.Für Kleinigkeiten hätte man weder die Zeit noch das Personal übrig.Der Rat der Ältesten hatte entschieden ! Das bei dieser "Kleinigkeit" zwei dutzend ehrliche Bürger Thorrun`s um`s Leben kamen,schien nur nebensächlich. Nach einer weile verschwanden die Orks.Vielleicht waren sie der tapferen Gegenwehr der Bürger müde geworden - vielleicht hatten die grünhäutigen Orks ein anderes Ziel vor Augen...was auch immer sie dazu veranlasste: sie verschwanden bei Nacht und Nebel. Zurück blieb ein Dorf mit vielen Verwundeten. Ein Dorf das am nächsten Tag den Friedhof von Thorrun notgedrungen erweitern musste. Ein Dorf das bereits eine Woche später die SKT zu seinem eigenen Schutze gründen würde.Denn es war nicht nur die Enttäuschung auf das unzuverlässige Heer,sondern auch die Angst vor weiteren angriffen der Grund für die Bildung der allerersten Sicherheitskraft. Das Land hatte eine Streitmacht,das sich erst Sorgen um das eigene Wohlergehen machte als um das seiner Einwohner.Man trieb lieber Steuern ein,als ein Dorf vor seinem Untergang zu bewahren.Dies sollte sich mit den Sicherheitskräften von Thorrun, unter der Führung von Genamis,ändern. Viele Dörfer und Städte zogen mit,als die Nachricht von dem Angriff auf Thorrun und der gleichzeitigen Ignoranz der Ältesten die Runde machte. Krieger mit grossen Namen schlossen sich zusammen. Venom,ehemaliger Mönch in der Kapelle von Bonbolo,war einer der ersten der sich Genamis` Sicherheitskräfte anschloss.Er hatte drei Jahre lang treu unter dem obersten Priester Yamsil gedient,und fühlte sich nach der Nachricht über das unzuverlässige Heer dazu berufen der SKT beizutreten.Venom hatte eine offene freundliche Art an sich, die Genamis zu schätzen wusste.Der Mönch sprach immer das aus was er dachte,nahm niemals ein Blatt vor seinem Mund.Er besass Kampferfahrung im Umgang mit Schlagstöcken,und bewies trotz seines stolzen Alters eine hohe Kondition.Ausserdem konnte er als einziger der Sicherheitskräfte kleinere Heilzauber sprechen,sowie mit diversen Heilkräutern umgehen.Meist trug er seine lange braune Kutte,wo er all das verbarg,was man bei anderen Mönchen sonst schon von weiten erspähen konnte.Seinen Kampfstab,der an beiden Enden mit Eisen plattiert war,seine Heilkräuter als auch sein Buch,das er jeden Abend vor dem schlafen gehen gedachte zu lesen.Soweit Zenbar es beurteilen konnte handelte es von den Göttern Horisha`s und deren herkunft in der Sphäre der Götter. Der zweite bei den SKT war Bulze.Sofern man sich nicht mit ihm anlegte konnte man gut mit ihm auskommen.Aber Zenbar war sich sicher das die Götter ihn bei der Vergabe von Intelligenz leicht benachteiligt hatten.Er war ein stämmiger,übergewichtiger Barbar der alten Schule.Nach einem Handgemenge in den eigenen Reihen wurde er von der Gilde der Krieger unehrenhaft entlassen und schritt von diesem Tage an seinen eigenen Weg.Solange er kämpfen konnte und seine wuchtige Streitaxt in etwas schlagen konnte war Bulze glücklich. Zenbar hatte nie einen hochmütigeren Kämpfer gesehen als dieser fast zwei Meter grosse Barbar.Er strotzte alles und jedem - auch wenn die Situation aussichtslos erschien. Bulze hatte Zenbar begleitet zu jener Zeit als Watzaka`s Dämonen das Land heimgesucht hatten.Sie hatten Seite an Seite dafür gesorgt das die letzten Überbleibsel des Bösen vernichtet wurden. Oftmals trauerte Bulze diesen Zeiten nach,wo er sein Können wie sonst kaum unter Beweis stellen konnte. Der Jüngste im Bunde war Hextar,und seine Geschichte war die bewegendste.Aufgewachsen in Gemtan,erlernte er die Kunst des Schwertkampfes im Heer Horisha`s. Er war der Sohn Lumfata`s,einer der wichtigsten Männer im Rat der Ältesten.Hextar wurde der Burg verwiesen,nachdem er seinem Vater grosse Vorwürfe wegen seiner falschen politischen einstellung gemacht hatte. Als Hextar dann auch noch in Gemtan die Bürger um sich versammeln konnte,um sie von internen Plänen der Ältesten in kenntnis zu setzen,wurde er zwanzig Monde lang in den Kerker gesperrt,wo er sein dasein mit feuchtem Dreck und bissigen Ratten fristete. Das anschliessende Gespräch mit seinem Vater führte wieder nur zu Streitigkeiten,weswegen Hextar enttäuscht das Weite suchte. Seine Bestimmung fand er schliesslich bei den Sicherheitskräften von Thorrun.Er lernte seinen Vater abgrundtief zu hassen,und er hatte seinen neuen Kameraden bei der SKT auch versucht zu erklären warum. Es lag nicht nur daran,das Lumfata hauptverantwortlich für das eintreiben der Steuern - und somit Mitschuld an das Schicksal vieler Menschen in Wultawa war - es lag auch an die Art seines Vaters. Kalt,abweisend,kühl berechnend. Hier bei der SKT hatte er so etwas wie eine Familie gefunden,die er in der Burg Gemtan`s nie hatte.Seine Mutter war bereits früh gestorben, und das Verhältniss zu seinem Vater war alles andere als gut. Er war noch sehr jung und musste noch sehr viel lernen,aber Zenbar hielt eine menge von ihm.Umgekehrt war es nicht ganz so: Hextar vergötterte Zenbar.Für ihn war der Sohn Soleom`s ein Held, und er versuchte mit allen mitteln auch einer zu werden,oder wenigstens so dienstlich zu sein,das ein dankbarer Handschlag von Zenbar dabei heraussprang.Er hatte auf Adlera ein Auge geworfen,die aber wiederrum nur Zenbar anhimmelte,auch wenn dieser elf Jahre älter war als sie. Aus Adlera selbst war eine stolze Kriegerin geworden.Nichts war mehr zu bemerken von dem einst so stillen Mädchen,das nach dem Schicksal ihrer Mutter Jahrelang kein einziges Wort gesprochen hatte. Mit ihren achtundzwanzig Jahren hatte sie schon viele höhen und tiefen miterlebt,die das Leben in Horisha mit sich brachte.Aber sie musste ihre tiefen nie alleine bewältigen,da Zenbar nach Chemena`s tod immer an ihrer Seite gewesen war um ihr beizustehen. Er fühlte sich für Adlera verantwortlich - konnte aber die Gefühle die sie für ihn hatte nicht erwiedern.Es blieb eine Beziehung,die wohl einmalig in der Geschichte Horisha`s war.Eine Freundschaft,so eng das der eine meist schon wusste was der andere dachte,ohne das dieser es ausgesprochen hatte.Die Kriegerin hatte erst einige Monate bei den SKT vorzuweisen und war damit,abgesehen von Zenbar der erst ein paar Wochen bei den Sicherheitskräften arbeitete,das jüngste Mitglied der Gruppe. Venom,Bulze,Hextar,Adlera und Zenbar.Sie alle setzten sich für das kleine Dorf Thorrun,das zu jener Zeit nur noch ein paar Hundert Einwohner hatte,und das nahegelegene Gebiet ein. Und sie waren bisher erfolgreich,hatten mehreren Diebesbanden das Handwerk gelegt und sogar einer Schaar Dämonen,die sich in den Wäldern zwischen Thorrun und Flawil postiert hatten,einhalt geboten. Zweifelsohne waren sie bei den Bürgern Thorrun`s sehr beliebt,und sogar die Weisen des Landes hatten die SKT in ihren Schriften festgehalten.Genamis selbst kämpfte nur selten an ihrer Seite. Er konzentrierte sich darauf die Kontakte zu knüpfen,die Finanzen zu regeln und wichtige strategische entscheidungen zu treffen. Ein unscheinbares Kellergewölbe in der Taverne "Zum Ambrosar" war ihr Stützpunkt.Dort trafen sie sich,dort schmiedeten sie ihre Pläne.Es war praktisch nur ein Raum den sie dort zur Verfügung hatten um ihre Konferenzen abzuhalten.Eine Treppe führte tiefer in das Gewölbe,wo sie die Gefangenen aufbewahrten um sie dann Tage später nach Bonbolo zu bringen,die die einzige Stadt neben Gemtan war, die einen Kerker besass.Und auch wenn die finanziellen mittel niemals ausreichend waren,beschwerte sich keiner. Die SKT war eine Einheit,wie sie auch in Bonbolo oder Wultawa gegründet wurde.Und doch unterschied sie sich von den anderen: Sie waren die ersten die sich mit dem Heer anlegten...

    "VERFLUCHT SEID IHR ! WO WARD IHR ALS WIR EUCH BRAUCHTEN ?",hallte der Schrei durch die dichte Nebelwand,und Zenbar war zum allerersten mal in der Lage alles klar und deutlich zu verstehen. Es war seine Stimme die dort aus dem Nebel an seine Ohren trat. "Wieviele Bewohner dieses Landes mussten Ihr Leben wegen diesen feigen Göttern lassen ?",stöhnte die Stimme Zenbar`s entsetzt. "Zenbar ?",kam eine weitere Stimme flüsternd aus dem Nebel. "Zenbar ? Wo warst DU als ICH Dich brauchte ? Es ist Deine Schuld das ich sterben musste...Sohn eines Verräter !" Zenbar spürte wie ein Schauer seinen Rücken hinabrieselte. Es war Chemena ! Das wirklich schlimme aber war,das dieser Traum so real war,das er sich selbst atmen hören konnte. Er spürte seinen harten Pulsschlag,der Schweiss der ihm augenblicklich aus allen Poren schoss. "Aufhören.",hörte er sich selbst sagen und wich langsam zurück, als könne er dem Nebel und den dazugehörigen Stimmen so entkommen. Doch er war hier gefangen - nichts konnte ihn von hier wegbringen, es sei denn er würde augenblicklich aufwachen.Doch Zenbar bezweifelte das er die Macht besass eigenhändig den Traum zu beenden. "Du bist verflucht,Zenbar ! Das Blut eines Verräters fliesst in Deinen Adern,das Blut Deines Urgrossvaters Jemena !",kam die wütende Stimme Chemena`s aus dem Nichts. "NEIN !" "Zen ?" "LASST MICH IN FRIEDEN !",schrie Zenbar aus Leibeskräften in den milchigen Nebel hinein.

    "Zen ?",sprach Adlera und schüttelte den stämmigen Krieger an seiner Schulter.Wuchtig zuckte Zenbar nach vorne und sass mit einem mal Kerzengerade in seinem Bett. "Genamis erwartet uns und...was ist mit Dir ?" "Nichts weiter.",sprach Zenbar.Ihm wurde bewusst das er Adlera die ganze Zeit angestarrt haben musste als würde ein Geist vor ihm stehen.Wie ähnlich Adlera ihrer Mutter doch geworden war... "Was...was ist passiert ?",murrte Zenbar,der sich von den Strapatzen der Nacht immer noch nicht erholt hatte und dessen Stimme sich fast überschlug. "Es gibt einen Aufruhr im Kolten-Bezirk !" "Im Kolten-Bezirk ? In Flawil ? Was haben WIR damit zu tun ?",fragte Zenbar und schwang sich aus dem spärlich eingerichteten Bett.Schnell begab er sich zu der kleinen Schale,die er noch am Vorabend mit frischem Brunnenwasser gefüllt hatte. Er tauchte seine Hände in das kühle Nass und beobachtete die nervös hin- und herschlendernde Adlera über seine Schulter hinweg.

    Diese Träume...wenn ich nicht bald wieder anständig schlafen kann verliere ich noch den Verstand...

    "Was haben wir mit dem Kolten-Bezirk zu tun ? Was ist mit den Sicherheitskräften von Flawil ?" "Das wissen wir nicht...",sprach Adlera und ihr Blick ging nervös durch den Raum. "Womöglich sind sie auswärts aushelfen - In Bonbolo, vielleicht auch in Wultawa.Tatsache ist,das der Aufruhr seit gestern Abend zugange ist." "Was beim Zeus...?",fluchte Zenbar laut. "Sie können doch nicht einfach Flawil sich selbst überlassen ! Was genau geht dort vor sich ?" Zenbar nahm stöhnend zur kenntnis wie Adlera ihre berühmt berüchtigte "Ich weiss von nichts"-Miene zur schau stellte.Dabei zog sie immer ihre Mundwinkel nach unten,hob die Augenbrauen und präsentierte ihre freien Handflächen.Was unter bestimmten Umständen lustig anzusehen war,konnte so manchen zur Weissglut treiben. "Ich...",begann Adlera und sah wie der Sohn Soleom`s seine Hand hob. "...weiss von nichts ! Schon klar,Kleines.",vollendete Zenbar ihren Satz und musste unweigerlich schmunzeln.

    Zenbar schritt die Treppe in den Konferenzraum der SKT hinab. Es gefiel ihm ganz und gar nicht was er da von Aldera zu hören bekommen hatte.Es musste etwas wirklich schlimmes vorgefallen sein, wenn schon die friedlichen Bewohner von Flawil einen Aufruhr starteten. Dazu kam noch,das der Kolten-Bezirk das ganze in gang gesetzt hatte ; der nördliche teil Flawil`s.Dort lebten einige verarmte Familien,die nur dank der Grosszügigkeit des Bürgermeisters ein Dach über den Kopf hatten.Wenn man zu der ärmeren Schicht in Horisha gehörte, lernte man es schnell sich gewissen Dingen anzupassen und sie einfach hinzunehmen.Dazu gehörten auch die Feldarbeiten die der Bürgermeister für sie auserkohren hatte.So konnten sie ihr Dach über den Kopf finanzieren und gleichzeitig noch ein wenig zusätzliches Gold verdienen.Arbeit die sicherlich nur kräftige Männer ausführen konnten,was aber angesichts der kostenlosen Behausung ein fairer Handel war.Zenbar war nicht der einzige der den Bürgermeister dieses entgegenkommen hoch anrechnete.Ohne ihn hätten die Menschen im Kolten-Bezirk nicht lange unter den Lebenden geweilt.Sie wären jämmerlich verhungert - oder zumindest den Schatten der Nacht schutzlos ausgeliefert,hätten ihre Lager in den anliegenden Wäldern aufschlagen müssen.Und genau dieser Bezirk bot nun seine Stirn gegen was auch immer...ein Aufruhr der ärmerern Schicht ! Was auch immer dort vor sich gegangen sein mag,die Sicherheitskräfte von Flawil,die SKF,waren nicht anwesend und konnten ihrer Stadt nicht beistehen.Das nächst gelegene Dorf war Thorrun,also würden Zenbar und seine Freunde sich noch an diesem Tag auf ihren Weg machen um Flawil noch vor dem Sonnenuntergang zu erreichen. "Vor dem Sonnenuntergang...",murmelte Zenbar leise und sein skeptischer Blick fiel auf die Fackeln,die die Treppe hinab an den Wänden befestigt worden waren.Wieder etwas das in Zenbar eine Flamme der Unruhe entfachte: noch am Tag zuvor als sie Hamzel und seine Bande gestellt hatten,fiel der Schnee in seichten Flocken vom Horizont. Nichts mehr deutete darauf hin,die Temperatur war innerhalb kürzester Zeit gestiegen...

    Genamis und die anderen sassen bereits an dem grossen runden Tisch. Als Zenbar den Raum betrat herrschte augenblicklich stille. "Worauf warten wir noch ?",fragte Bulze und erhob sich von seinem Stuhl. "Haben wir noch Zeit zu verlieren ? NEIN !",donnerte die kräftige Stimme des Barbaren durch den Raum. "Er hat recht,Genamis.",wandte Hextar ein und richtete sein alles überstrahlendes Kettenhemd. "Brechen wir auf und..." "Einen Moment !",fuhr Zenbar den jungen Krieger dazwischen. "Erst möchte ich wissen um was es überhaupt geht." Genamis zuckte mit den Schultern. "Das wissen wir nicht,Zenbar.Der Aufruhr startete gestern Abend. Der Bote hat mich mit seiner Nachricht heute morgen aus dem Schlaf gerissen." "Was genau waren seine Worte ?" "Das Owulda die Bewohner des Kolten-Bezirkes um sich versammelt hat um gegen den Rat der Ältesten zu strotzen." Zenbar legte seine Stirn in Falten. "Wer ist Owulda ?" "Der Älteste des Kolten-Bezirkes.",antwortete Adlera,die sitzend einen Krug Wein mit beiden Händen umklammert hatte. "Er gilt als sehr weiser und aufrechter Mensch." "Was bedeuted er würde keine Revolte starten wenn er nicht wirklich tiefsitzende Gründe hätte.",sprach Venom leise und bedächtig. Sein Gesicht war vollkommen in der Kapuze seiner Kutte verschwunden. "Nun,es gibt wohl nur eine Möglichkeit diese Gründe zu erkunden.",seufzte Genamis und erhob sich ächzend aus seinem Stuhl. "Zenbar,Adlera und Hextar ? Ich möchte das ihr noch heute nach Flawil aufbrecht um Euch der Sache anzunehmen. Venom,Bulze und ich werden hier bleiben.Ich erwarte Euren Bericht bis spätestens morgen Abend !" Zenbar nickte kurz und begab sich danach zum Ausgang.Eine ernst dreinschauende Adlera und ein freudestrahlender Hextar folgten ihm.

    "Er hätte Bulze wählen können,oder auch unseren schweigsamen Venom. Aber neeeiiinnn - er wollte mich dabei haben !",freute sich Hextar und fuchtelte mit seinem Kurzschwert in der Luft herum.Sein silbern glänzendes Kettenhemd reflektierte die Sonne,die mit kleinen gebündelten Strahlen durch die Kronen des Waldes drang. Zenbar und Adlera warfen sich amüsierte Blicke zu.Hextar verstand es immer aus der Reihe zu tanzen - manchmal sogar ganz unbewusst. Zenbar und seine Freunde würden den Wald schon bald hinter sich gelassen haben,und dann war es nur noch eine Frage von Minuten bis sie die Stadtmauern von Flawil erspähen konnten. "Was weisst Du über Owulda ?",fragte Zenbar seine Gefährtin. "Nicht viel...! Er lebt schon seit Urzeiten in Flawil,und war einer derjenigen der den Bürgermeister den Vorschlag unterbreitete, ein Teil der Obdachlosen von Horisha aufzunehmen." "Ja,Kosuwan ist ein gutmütiger Mensch.Er hatte schon damals den Überlebenden von Thorrun Obhut gewährt." "Wovon auch Owulda Wind bekam und kurz darauf den Kolten-Bezirk gründen wollte.",sprach Adlera und strich sich durch ihr langes schwarzes Haar. "Kosuwan stimmte dem zu,unter der Bedingung das die Bewohner des Kolten-Bezirks,zumindest diejenigen die genug Körperkraft besassen,Feldarbeit verrichten würden - im Dienste von Flawil." Zenbar nickte und wies mit einem Finger zu den Feldern hin,nachdem sie den Wald zwischen Thorrun und Flawil hinter sich gelassen hatten. "Und wie kommt es,das momentan niemand auf den Feldern arbeitet ?",fragte Zenbar erstaunt.Die Sonne schien erbarmungslos vom Horizont.Eigentlich das ideale Wetter um seine Arbeit zu verrichten, zumal die Feldarbeit sich nicht nur auf das Ernten von Lebensmitteln beschränkte.Es gab reichlich zu tun - selbst in den Wintermonaten. Hextar war ein wenig vorgegangen... Er wartete auf Zenbar und Adlera,die seinem Schrittempo wohl nicht folgen konnten - oder wollten (was er sich aber niemals eingestehen würde).Dann drangen Geräusche an sein Ohr die ihm gar nicht gefielen.Er kannte den Markt von Flawil - und dessen Geräuschekulisse - aber das laute wilde durcheinander was er da zu hören bekam mochte so gar nicht zu den üblichen Stimmungen des Marktfestes gehören.

    "...nichts machen.Wir dürfen dem nicht strotzen ! Sie haben es sich selbst zuzuweisen !",sprach der Bürgermeister von Flawil,der sich von einer grossen Menge der Einwohner Flawil`s umringt sah. Sie alle standen auf dem Marktplatz von Flawil,gestikulierten wild und schrien dem Bürgermeister,der auf einem wackeligen Tisch stand, immer wieder Wörter und Flüche entgegen.Kosuwan stand der Schweiss auf der Stirn.Ihm gingen bald die Argumente aus,die den Vorfall in dem Kolten-Bezirk rechtfertigen sollten.Er persönlich hatte ja Verständniss für den Aufstand von Owulda und seinen Freunden,konnte aber auch gleichzeitig die restlichen Bewohner Flawil`s verstehen, die einfach nur Angst hatten. "Es ist...",schrie der Bügermeister und suchte erneuten halt auf dem wackeligen Tisch. "Es ist Ihr gutes Recht dagegen zu strotzen ! Be...belassen wir es doch einfach dabei und gehen unseren normalen Tätigkeiten nach !" "Wie bitte ?",kam eine donnernde Stimme aus der Menge. "Niemals !" "Man wird uns in einen Topf mit dem Kolten-Bezirk werfen !" "Genau !" "Richtig !" Die Stimmen hallten von überall her.Kosuwan wischte sich nervös mit einem Tuch den Schweiss von der Stirn.Er würde die wütende Meute nicht mehr lange im Griff haben,sollte nicht bald ein Wunder geschehen. "BÜRGERMEISTER !",ein junger Mann kam panikerfüllt durch den Torbogen hinter ihm gerannt.Das Wunder,so erhoffte sich Kosuwan,würde doch noch eintreffen. "Was gibt es ?",fragte er den nach Luft ringenden,in einer Lederweste gekleideten Mann. "SIE...SIE KOMMEN !" "Wie...Wer...und Wo ?",stammelte der untersetzte Bürgermeister. "Schnell hat sich die Nachricht herumgesprochen.Oder aber der Bote, den wir nach Thorrun aussandten hat uns trügerrisch verraten. SIE sind hier ! SIE,Kosuwan !" "Den Göttern sei dank !",er wandte sich der Menge zu. "Die Sicherheitskräfte von Thorrun sind hier ! Alles wird gut,Leute,wer..." "NEIN,Bürgermeister ! Die meinte ich nicht ! Es sind nicht die SKT die gekommen sind..." "Bei den Göttern...",stammelte der Bürgermeister,der auf einmal verstand worauf das zitternde Bündel eines Mannes unter ihm hinaus wollte. "Und unsere eigenen Sicherheitskräfte können uns nicht beistehen...!?" Die Menschenmenge verteilte sich fluchtartig,als die ersten Soldaten das Portal von Flawil passierten...

    "Ich wollte Dich nur davon unterrichten,dass das Heer eingetroffen ist,Owulda !" "Und ?",sprach der alte Mann und sein Blick wurde auf einmal Messerscharf. "Bringe Flawil nicht in Schwierigkeiten ! Das möchte ich Dir als Bürgermeister nur an Dein versteinertes Herz legen !",Kosuwan war total ausser atem,aber er hatte sein Ziel erreicht,hatte dank immenser Laufkraft den Kolten-Bezirk noch vor Horisha`s Heer erreicht. Er wandte Owulda bereits wieder den Rücken zu,denn er konnte es nicht verantworten die anderen Bewohner in solch einer Situation alleine zu lassen.Mochte im Kolten-Bezirk geschehen was wolle - er hatte Owulda hier das Sagen übergeben,und dieser hatte die Konsequenzen zu tragen. "Du wendest mir und all diesen Bewohnern den Rücken zu,Kosuwan ?", rief Owulda ihm noch hinterher und wies mit einer Hand auf die Menschenmasse,die sich geschlossen hinter ihm postiert hatte. Der Bürgermeister drehte sich kurz um und schüttelte bedächtig den Kopf. "Es gibt Gesetze,mein Freund ! An die hat man sich zu halten ! Du siehst was geschieht wenn man sich dem Rat wiedersetzt. Es liegt jetzt alleine in Deiner Hand..." Owulda schnaufte vor Wut. "Und wenn diese Gesetze Existenzen bedrohen ? Ich kann nicht tatenlos herumstehen und dabei zusehen wie der Kolten-Bezirk vor die Hunde geht.Wenn Du das kannst,dann geh. VERSCHWINDE ! LASS UNS ALLEINE !!!" Kosuwan achtete gar nicht mehr auf Owulda`s Worte.Ein jeder schien zu wissen was passiert wenn man sich den Gesetzen wiedersetzte, nur ausgerechnet der Armenviertel Flawil`s schien dies nicht verstanden zu haben.Was konnte er noch grossartig machen ? Das Wohlergehen vieler ging über das wohlergehen weniger - das war sein persönliches Gesetz als Bürgermeister.Er konnte und wollte die restlichen Bürger Flawil`s nicht mit reinziehen. Er sah auch nicht mehr die ersten Soldaten in den Kolten-Bezirk einmarschieren - zu dem Zeitpunkt befand er sich schon auf der Handelsstrasse,auf dem Rückweg.

    Amitla trat mit seinen Soldaten um die Ecke.Natürlich hatte er einen Teil der Bewohner an den Fensterläden entdeckt - seine Sinne waren dermassen ausgeprägt das ihm selbst das nicht entgangen war.Aber er hatte strikte Befehle die anderen aus dem Spiel zu lassen,und daran würde er sich halten.Es ging hier nur um einen kleinen Teil der Bevölkerung,einem Bezirk namens Kolten.Aber genau bei dieser Bevölkerungsschicht hatte man ihm freie Hand gewährt. Er sollte nur nach möglichkeit nicht alle umbringen,sondern sie zur Besinnung bringen.Wenn jemand die Gesetze missachtete und die Abgaben nicht leistete,halfen nur selten gutgemeinte Worte oder Ratschläge.Das fliessen von Blut war in solchen Fällen meistens das Beste Argument,um einer Zahlungsunwilligen Meute von dem gegenteil zu überzeugen.Amitla wusste dies.Und es bereitete ihm keinerlei moralische bedenken danach zu handeln. Es war logisch,das wenn er sie alle umbringen liesse,auch keiner mehr zur Besinnung kommen könnte.Sie zahlten ihre Steuern nicht - und würden es erst recht nicht tun wenn sie ein paar Yards unter der Erde liegen,und die ersten Maden sich an ihren Fleisch beköstigen würden.Bei dieser Vorstellung musste er unweigerlich lächeln. Der Tod war doch etwas herrliches wenn er durch eigener Hand zugefügt wurde. Amitla warf noch einen kurzen Blick hinauf auf eines der Fensterläden,wo er ein kleines Kind ängstlich hinunterschielen sah.Das Heer hat mal wieder die ganze aufmerksamkeit auf sich gezogen,dachte er sich.Was bei dem auftreten auch nicht weiter verwunderlich war.Alleine die glänzenden Stahlrüstungen waren,obwohl sie sich äusserlich ähnelten,für jeden einzelnen Soldaten extra angefertigt worden und eine wahre Augenweide. Das Schlangenförmig geschwungene "H" auf der Brust,durchkreuzt von zwei Schwertern,machte unmissverständlich klar womit es der Gegner zu tun hatte.Die komplette Rüstung strahlte in einem Rubin-Rot,während die Gravur in Schwarz gehalten war. Jeder Soldat wurde vom Rat der Ältesten nach eigenem Wunsch ausgestattet,und so kam es das viele mit breiten Schwertern,aber auch einige mit Äxten,Speeren,Kampfpflegeln oder Streitkolben gewappnet waren.Je nach Wunsch kam noch ein breites graviertes Metallschild dazu,was aber auch nicht jeder Soldat bevorzugte,da es bei grossen Konflikten zwar schützen,aber genauso hindern konnte.Amitla war der einzige der einen Helm trugen durfte,und damit aussenstehende klar machte das er der Anführer des Heer`s war.Die Schmiede des Rates hatte mit diesem Helm ein Meisterwerk geschaffen,die Gravuren der Rüstung so übertragen, das sie sich fast nahtlos an die Gesichtszüge Amitla`s schmiegten - als bestünde sein Gesicht vollkommen aus dem "H" für Horisha,und den zwei sich kreuzenden Schwertern. "Du und Du !",er wies auf zwei schlanke Soldaten,die bereits ihre Schwerter in Händen hielten. "Ihr wisst was Ihr zu tun habt ! LOS !" Er sah die beiden Soldaten kurz nicken,dann stürmten sie auf Owulda und seine Leute los. Während sie die distanz überbrückten,wurde Amitla wieder einmal klar das er keinen seiner Soldaten beim Namen kannte. Sie waren alles namenlose Gesichter in namenlosen Kämpfen.Und er wusste das sie kämpfen konnten,denn er hatte jeden einzelnen ausgewählt und soweit gefördert wie es sein musste. Das Heer hatte mittlerweile fast 800 Söldner,die Tag und Nacht einsatzbereit waren,durchtriebene Kämpfer mit eisernen Willen - solange sie ihren Sold bekamen.Irgendwie waren es "seine Kinder",auch wenn er es den Söldnern niemals so offen sagen würde.Sie könnten es falsch verstehen. Mit zwanzig Mann waren sie nach Flawil gekommen - mehr als genug um mit einer kleinen Schaar von wiederspenstigen Bürgern fertig zu werden.Zumal die SKF nicht anwesend war,was ihm nur recht war.So konnten sie,ungestört von irgendwelchen moralischen Aposteln,ihren Soll erfüllen. "Haltet ein !",hörte er Owulda`s gequälte Stimme.Mit ausgestreckten Armen stand er wie der grosse Beschützer vor den Kolten-Bürgern, bei denen grosse Unruhe ausgebrochen war. "Er weiss wahrscheinlich was jetzt passiert.",ertönte Amitla`s Stimme.Er und der Rest seiner Soldaten begaben sich langsam in Richtung der Kolten-Sippe,und nahmen vergnügt zur Kenntniss wie der erste Soldat Owulda erreichte und ihn mit einem Tritt zur Seite fegte.Dieser landete laut ächtzend auf den harten Untergrund.Er wäre auch bestimmt liegengeblieben,wenn ihn sein Peiniger nicht auf die Knie gezerrt hätte,in Ehrerbietender Haltung für die Person,die langsam auf ihn zuschritt. Niemand sah Amitla`s breites grinsen,als er Owulda erreichte und sich vor ihm auffbaute. "Sieh mich an !",forderte er den alten Mann auf. Aber Owulda wollte seinen Stolz nicht brechen und versuchte sich aufzubäumen.Wuchtig trat der nebenstehende Soldat ihn in die Rippen und bevor der Kolten-Anführer vollendens in sich zusammenbrechen konnte wurde sein Kopf unbarmherzig in den Nacken gezogen.Tränen der Schmerzen traten aus Owulda`s Augen,der nun gezwungen wurde Amitla anzusehen. "Verflucht seid Ihr,Amitla !",grunzte Owulda. Amitla warf einen Blick in die Runde seiner Kameraden und ein leises lachen entwich seinen Lippen. "Mut hat er ! Das muss man ihn lassen !" Schliesslich kam der andere Soldat mit seiner Beute zurück. Während sein Kumpan sich um Owulda gekümmert hatte,hatte er zwei Menschen gewaltsam aus der zurückhaltenden Menschenmasse gezerrt,und sie neben Amitla ebenfalls auf die Knie gezwungen. Der Mann im mittleren Alter wirkte ziemlich gefasst,aber das kleine Mädchen weinte bitterlich und schrie nach ihrer Mutter.Aber keiner der Bewohner traute sich einzugreifen - zu gross war die Angst vor dem Unheil dass das Heer über sie hereinbringen könnte.Sicherlich hätte sie der Mut der Verzweiflung gepackt, wenn nicht ein Grossteil der Soldaten sich vor ihnen postiert hätte. Sie wussten das eine falsche Bewegung ausreichen würde um ein Blutbad anzurichten.Mit starren,verängstigten Mienen lauschten sie Amitla`s Worten. "Owulda,Euer Brief voller Missmut hat den Rat der Ältesten erreicht und ich brauche wohl nicht erwähnen das Ihr damit ihren Zorn herauf beschworen habt ! Ich weiss nicht welcher dämonische Gott Euch oder Eure Anhängerschaft geritten hat,gebe Euch aber hiermit LETZTMALIG die gelegenheit Euch im Namen des Kolten-Bezirks zu entschuldigen und fortan wieder Eure Abgaben zu leisten ! Habe ich mich da klar und deutlich ausgedrückt ?" Owulda schwieg eine ganze weile,dann spie er vor den Füssen Amitla`s aus und seine Stimme bebte vor Zorn. "Einen Dreck werde ich..." Der grossgewachsene Krieger atmete langsam ein und aus,als wollte er sich innerlich damit beruhigen.Seine grünen Augen schienen leicht zu blitzten. "Ein jeder Bürger in Horisha hat die Pflicht seine Steuern zu bezahlen ! Wie sonst sollte das Heer Horisha`s,das Euch beschützt, aufrecht gehalten werden ?" "HA ! Ihr beschützt uns ? Seht Euch um! Nennt ihr das..." "Ausserdem hat der Rat durch seine politischen Aktivitäten immense Ausgaben die durch die Steuergelder wieder behoben werden !" Owulda schüttelte nur heftig den Kopf,so das die Hand des Soldaten, die sich in seinen Haaren festgekrallt hatte,diese Bewegung mitmachte. "Das einzige was die Ältesten tun,ist unnütze Gesetze verfassen während sie Speis und Trank allererster Güte von unseren Geldern geniessen und..." "DAS REICHT !!!",erbebte die laute Stimme Amitla`s. Wütend hob er die Hand und gab durch ein kurzes winken seinem Soldaten bescheid,der neben den beiden knienden Bürgern bereits ungeduldig auf sein Signal wartete. Schnell hatte dieser sein Schwert auf die Kehle des Mannes gerichtet,und einen kurzen Augenblick später hatte er die Kehle des Mannes durchbohrt.Aus dem Nacken trat das Blutgetränkte Schwert wieder hinaus und eine Fontäne des Lebenselixiers ergoss sich über den Asphalt,und über das Mädchen das neben ihn kniete. "IST ES DAS WAS IHR WOLLT ? Ich werde jeden einzelnen hier hinrichten lassen wenn Ihr nicht zur Vernunft kommt !",fluchte Amitla erbost,laut genug um über das gellende Schreien des kleinen Mädchens und einiger Bewohner hinweg gehört zu werden. Die Soldaten,die vor den Kolten-Bewohnern postiert waren,hatten ihre Waffen gezogen.Und auch wenn Bewegung in die Gruppe der Menschen gekommen war,so wagte keiner auch nur die Hand zu heben.Man fluchte und protestierte und schimpfte die Söldner einen haufen hirnloser Barbaren - aber die Aggression wurde im Keim erstickt,als einer der Soldaten mit seinem Dreschpflegel einen alten Mann niederschlug,der ihm zu nahe gekommen war. Die Wut und die Angst vermischten sich bei den Kolten-Bürgern mit der Sehnsucht dies endlich zu beenden.Aber sie behaarten der Dinge und Owulda sprach das aus,was die meisten dachten. "Ihr könnt uns nicht alle umbringen ! Selbst der unbarmherzige Rat würde das nicht zulassen,da dies eine blutige Revolution im ganzen Land hervorrufen würde.Ihr wollt unser Gold ? Und wovon sollen wir dann leben ? Von dem wenigen was übrigbleibt ? HA! Lächerlich !" "Ihr wollt es nicht verstehen,oder ? Seid Ihr denn so schwer von Begriff ? Ich kann Euch nicht alle umbringen ? Ihr unterschätzt meine Position bei den Ältesten !" Amitla sprach leise und Owulda musste schon genau hinhören um seine Worte zu verstehen.Was er dann allerdings sah,verstand er auch so.Amitla brauchte nichts weiter sagen - er machte nur eine kurze Handbewegung und der Soldat widmete sich dem Mädchen.

    Zenbar,Adlera und Hextar standen vor dem Marktplatz und sahen die aufgebrachte Menge,die wild auf dem Bürgermeister einredete. So sehr sich Kosuwan auch anstrengte,er konnte den tobenden Mob nicht in die gewünschte ruhige Lage versetzen.Er tänzelte leicht auf seinem Tisch,sprach mit Händen (und teilweise sogar mit Füssen) und erhob manches mal sogar die Stimme - was aber,aufgrund seiner nicht gerade männlich herben Stimme,in dem Krawall unterging.Zenbar machte kurzen Prozess und schleifte einen kräftig gebauten jungen Mann aus der Masse der wütenden Einwohner, um ihn zur Rede zu stellen. "Was ist passiert ?" "Das verdammte Heer ist hier einmaschiert und will sich Owulda, den Ältesten des Kolten-Bezirks vornehmen.Ich habe das von anfang an gewusst...ich wusste das der Rat der Ältesten das nicht so einfach hinnehmen würde.Ich wusste es ! Aber will irgendwer auf mich hören ? Nein ! Zum Hades mit Owulda,er zieht uns alle mit in den Dreck und ich hab`s gewusst! Aber will irgendwer auf mich hören ? Nein ! Und...",Zenbar hatte schwierigkeiten dem Jungen Mann zu folgen,dermassen schnell sprach er.Aber bereits bei dem Wort "Heer" schrillten bei ihm die Alarmglocken. Das Heer war bereits eingetroffen und Zenbar fragte sich wie das so schnell geschehen konnte.Sie waren doch schnellstmöglich aufgebrochen,nachdem der Bote Flawil`s die SKT von den Vorgängen berichtet hatte. Wie konnte das Heer an diese Information gelangen ? "Sag mir einfach,wie ich am schnellsten in den Kolten-Bezirk komme !" "...und dann sowas,aber hört irgendwer auf mich ? Nein ! Zum Hades mit diesen verrückten...was ? Zum Kolten-Bezirk ?" Zenbar winkte seine Freunde zu sich,und sie rannten der Handelsstrasse entlang,auf dem kürzesten Wege die der Mann ihnen beschrieben hatte.Sie passierten mehrere Läden,kamen an Gondi´s Zaubertruhe vorbei und wetzten der staubigen Strasse entlang richtung Norden.Die Strassen Flawil`s wirkten wie ausgestorben. Diejenigen,die sich nicht am Marktplatz eingefunden hatten,schienen sich in ihre Häuser zurück gezogen zu haben. "Zeus...das darf nicht sein ! Das Heer ist vor uns hier ? Wir haben ganz schön nachgelassen,Freunde.",hechelte Hextar, während er versuchte mit Zenbar und Adlera schritt zu halten. Sie hatten es eilig,den Kolten-Bezirk so schnell wie möglich zu erreichen. "Irgendetwas stimmt hier nicht.",versuchte Adlera zu erklären, ihre schwarzen Haare wirbelten während des laufens nach allen Seiten. "Das Heer hat den weiten Weg von Gemtan auf sich genommen,und sie sind bereits jetzt eingetroffen.Das würde bedeuten der Rat der Ältesten wusste schon länger über den Kolten-Bezirk bescheid." "Nur wir tappen mal wieder im dunkeln.Ich liebe dieses Leben.",grummelte Hextar,konnte sich ein schmunzeln aber nicht verkneifen. "Was erwartest Du ? Der Bote von Flawil war leider ein dummer Narr und hat die hälfte seiner Botschaft während seiner Reise wieder vergessen !",stimmte Zenbar der Diskussion mit ein. "Der Rat der Ältesten dagegen hat seine Ohren überall.Es ist eine korrupte Gesellschaft geworden,Hextar." "Was meinst Du damit ?" "Viele Menschen sind käuflich geworden und sehen sich gerne im Gunsten des Rates.Sie reichen Informationen weiter und kriegen dafür die Steuern erlassen." "Das ist nicht Dein ernst...",Hextar verzog während des laufens auf`s bitterste sein Gesicht. "Ich habe viel Zeit in der Burg Gemtan`s verbracht.Aber über käufliche Bewohner,Spione so zu sagen,ist mir nichts zu Ohren gekommen." "Dein Vater wird Dir nicht alles erzählt haben,mein Freund." "Ja...Du wirst recht haben,Zenbar",sprach Hextar und fuhr sich durch sein kurzes verschwitztes Haar.

    "LAUF ! RENN WEG ! VERSCHWINDE !",Owulda schrie sich die Kehle aus dem Hals.Er betete innerlich zu den Göttern,dass das Mädchen auf seine Worte hören, und ihre Beine in die Hand nehmen würde.Aber es hatte nicht den anschein als ob sie flüchten konnte. Irgendetwas hielt sie fest,hinderte sie daran aufzustehen und wegzurennen.Tränen rannen ihr die Wangen hinunter und mit grossen Augen starrte sie auf die Klinge die der Soldat vor ihrer Kehle hielt. "LAUF VERDAMMT !",wie ein Signalschuss.Das Mädchen rollte sich geschickt zur Seite und das Schwert verfehlte sein Ziel,hinterliess eine kleine Wunde auf ihren rechten Oberarm und riss ein Teil der Bluse entzwei.Sie krabbelte auf allen Vieren davon,stützte sich dabei mit beiden Händen ab und kam schliesslich torkelnd auf die Beine.Die Kolten-Bürger im Hintergrund gröhlten.Plötzlich erschien nichts mehr wichtiger als das das Mädchen dem Soldaten entfliehen konnte.Ihre langen lockigen Haare flogen nach allen Seiten,sie hatte ihren Mund weit geöffnet als wollte sie den Wind,der ihr beim Dauerlauf entgegen kam,in sich aufnehmen.Sie hatte das fluchen des Soldaten noch gehört,als sie sich aus ihrer misslichen Lage befreit hatte,traute sich aber nicht sich umzudrehen.Zu gering könnte die entfernung sein - und zu gross der Schock das sie es nicht schaffen würde. Ihr war klar,das sie diesen grossen Platz verlassen musste.Wenn sie es bis zur Abbiegung in die Südstrasse schaffen würde, dann könnte sie in eines der Häuser flüchten.Und der Soldat war nur wenige Schritte hinter ihr,sein Schwert in beiden Händen haltend.

    "Wartet !",rief Hextar und schaute sich verwirrt um. Zenbar und Adlera stoppten und wirbelten dabei ein wenig Staub auf. "Das hier ist der reinste Irrgarten ! Sind wir hier richtig ?",die Augen des Kriegers,mit dem hang zu glänzenden Kettenhemden,gingen prüfend über die Südstrasse hinweg. Zenbar wies nach vorne. "Dort rechts die abbiegung - dort müsste es..." Weiter kam der Krieger nicht,denn genau dort wo er hingewiesen hatte,kam ein kleines,vielleicht zwölfjähriges Mädchen,um die Ecke geschossen.Sie rannte direkt auf das Trio zu und schien sie gar nicht zu sehen. "Hey,moment mal.",waren Hextar`s Worte als das Mädchen gegen ihn rannte und ihn fast dabei umriss. "Helft mir...helft mir bitte!",flehte das Mädchen völlig ausser atem und warf sich an den Hextar`s Brust. Dieser tauschte einen entsetzen Blick mit Adlera aus, auch ihr war nicht entgangen das das Mädchen blutete.Es war nicht mehr als ein schmaler länglicher Riss auf ihrem Oberarm,aber es war das unverkennbare Zeichen einer Stichwaffe. "Was ist passiert,Kleines ?" Dann kam urplötzlich eine weitere Gestalt um die Ecke. Weitaus grösser,in einer laut scheppernden Rubin-rötlichen Rüstung. "Verdammt !",knurrte Zenbar und zog in windeseile sein Schwert. Adlera tat es ihm gleich,während Hextar das Mädchen aus der Gefahrenzone brachte...

    Zenbar parierte den Schlag des Soldaten und die beiden Schwerter sprühten Funken als das Metall sich berührte. Gleichzeitig drehte sich Adlera weg, vollführte eine gekonnte Drehung auf den staubigen Boden, und trat dem Soldaten die Füsse weg. Laut scheppernd kam dieser zu Fall .Zenbar war sofort zur Stelle um seinen Fuss auf die Hand seines Gegners zu plazieren. Währenddessen hatte Adlera sich bereits wieder erhoben und stand, die Spitze ihrer Klinge auf das Gesicht des Soldaten gerichtet, neben Zenbar. Dies alles geschah in wenigen Sekunden und machte einmal mehr deutlich wie sehr die beiden aufeinander eingespielt waren. Zenbar kannte kein erbarmen und übte mit seinem schweren Stiefel druck auf die flache Hand aus,damit der Soldat gar nicht erst die Möglichkeit bekam nach seiner verloren gegangenen Waffe zu greifen. "Horisha`s Heer ?",fragte Adlera,als sie die Gravur auf der Rüstung erkannte. Zenbar glaubte flüchtig einen verunsicherten blick in Adlera`s Gesicht erkannt zu haben. "Ganz recht. Und Ihr werdet dafür büssen müssen.",spie der Soldat mit seiner Wut-verzerrten Stimme Zenbar entgegen. "Du verdammtes feiges Schwein !",krächzte Hextar im Hintergrund,das verängstigte Mädchen an seiner Hand. "Wir sollten Dich auf der Stelle umbringen !" "Sachte,mein Freund !",knurrte Zenbar und blickte zu dem schweratmenden Soldaten hinab. "Wo ist der Rest Deiner Truppe,Soldat ?" Dieser wies mit seinem Blick auf die nahegelegene Abbiegung. Adlera drehte leicht ihren Kopf um diesen Blick zu verfolgen und der Soldat nutzte ihre unachtsamkeit blitzschnell aus. Wuchtig trat er Zenbar an die ungeschützte Wade,und als dieser zusammenknickte griff der Soldat nach seinem Schwert. Adlera`s erster Hieb auf den liegenden jungen Mann wurde pariert. Der zweite durchdrang seine Kehle und enthauptete ihn fast. Die Augen des Soldaten wurden für einen Augenblick gross,kurz danach war er tot.Eine immer grösser werdende Blutlache vermischte sich mit dem Staub der Strasse. Adlera atmete tief durch,während Zenbar wieder auf die Beine kam. Die ersten paar Schritte schmerzten,er war aber froh das Bein soweit noch bewegen zu können.Es schien nichts gebrochen zu sein. "Alles in Ordnung,Zen ?" "Ja,Kleines.Das gibt einen blauen Fleck - nichts weiter.",ächzte der Krieger. "Ich...ich konnte nicht anders...",flüsterte sie und blickte auf den toten Soldaten hinab. "Du hast das einzig richtige getan.", sagte Hextar das,was auch Zenbar dachte.Er hatte rein instinktiv dem Mädchen die Augen zugehalten, drehte sie nun mit dem Rücken zur Leiche und nahm die Hand wieder fort. Grosse Blaue Kulleraugen blickten ihn flehend an. "Geh nach Hause - und sieh nicht zurück ! Und lass Deine Wunde von einem Heiler betrachten !",sagte der kurzhaarige Krieger einfühlsam aber mit einem bestimmenden Unterton in der Stimme.Das Mädchen nickte nur und rannte die Südstrasse hinunter. "Das...das tut mir leid. Ich...hatte nicht aufgepasst.",stotterte Adlera. Zenbar blickte noch ein letztes mal auf den Soldaten hinab,dann begab er sich zu der Abbiegung. "Es ist in Ordnung. Und jetzt beeilung !"

    Amitla schüttelte ungläubig den Kopf,als er seinen Soldaten in die Südstrasse abbiegen sah. "Bin ich eigentlich nur von Volltrotteln umgeben ?",schrie er. Durch ein kurzes winken machte er einem seiner Soldaten klar Ersatz herbei zu schaffen.Der Soldat nickte kurz, begab sich anschliessend in die aufgewühlte Menge der Kolten-Bürger und kam mit einer kreischenden jungen Frau wieder.Erbarmungslos hatte er sie im Griff,schleifte sie regelrecht hinter sich her.Neben der Leiche zwang er sie auf die Knie. Amitla zog sein Langschwert,das von vergangenen Schlachten äusserst mitgenommen aussah. Der Griff hatte Rost angesetzt und die Klinge war dermassen voller Kerben,als hätten tausend kleine Dämonen ihre Fänge hinein geschlagen. Langsam begab er sich zu der wimmernden Frau. "Nicht ich werde derjenige sein der Dich Deines Lebens beraubt, schöne Frau...sondern Owulda !",sprach der gross gewachsene Krieger. "Er hat diesen Brief in Euren Namen verfasst,also sollt ihr auch in seinen Namen sterben !" "NEIN ! AUFHÖREN !!!",donnerte eine Stimme brachial über die freie Fläche des Kolten-Bezirkes. Amitla,der kurz davor gewesen war zuzustossen,hielt in seiner Bewegung inne und drehte seinen Kopf. Drei Gestalten kamen auf ihn zugelaufen.Der vorderste,ein grosser langhaariger Kerl in einer Lederweste hatte seine Waffe nicht gezogen.Die beiden anderen aber,die ihn unmittelbar folgten,hatten ihrer Schwerter in Händen und machten nicht den Eindruck als wollten sie lange diskutieren. Die Soldaten waren alarmiert,sofort ging Bewegung in die Gruppe der Söldner,die sich vor dem Kolten-Bezirk postiert hatten. Zwei standen zum Schutze sofort bei Amitla, ein paar weitere rannten einen Bogen um die Neuankömmlinge einzukesseln. Der rest rannte frontal auf Zenbar und seine Freunde zu. "WARTET !",schrie Amitla und erhob seine freie Hand. Sofort standen die Söldner. "Ich bin neugierig. Wartet was sie uns zu sagen haben !"

    Zenbar,Adlera und Hextar gingen langsamer.Sie passierten den Gang, den die Söldner vor ihnen öffneten.Eine Zweierreihe hatte sich gebildet,bereit sofort einzugreifen sollte ihr Anführer in Schwierigkeiten geraten.Zenbar kannte die Person,die da ihr Schwert auf die junge Frau gerichtet hatte.Er war Amitla bisher noch nicht persönlich begegnet,kannte aber die Geschichten die um seine Person rankten.Adlera und Hextar wichen ihm nicht von der Seite. Sie hatten ihr Schwert gezogen und warfen nervöse blicke auf die Soldaten,die den Eindruck erweckten als wollten sie sich jeden moment auf sie stürzen. Zenbar war äusserlich die Ruhe selbst.Ein paar Schritte vor Amitla blieb er stehen.Er sah das viele Blut,die Leiche zu Füssen Amitlas. "WAS ???",schrie Amitla ihn an,und präsentierte Zenbar eine freie Handfläche. "Seht ihr nicht das wir im Namen Horisha`s beschäftigt sind ?" Zenbar zog langsam seine Waffe.Er hielt sein Schwert fest mit beiden Händen umklammert und richtete das Brimstone auf den Anführer des Heer`s. "Lasst die Frau gehen ! Oder es wird Euch leid tun !",sagte Zenbar fast mit neutraler Stimme. "Wer sagt das ?",provozierte Amitla,schwang gekonnt sein Schwert um das Handgelenk,um es dann anschliessend wieder auf den Hals der Frau zu richten. Zenbar machte einen Schritt nach vorne. Sofort ging ein Ruck durch die Menge der Soldaten,so dass Hextar und Aldera sich seitlich zu Zenbar postierten um seinen Rücken zu decken. "Sicherheitskräfte von Thorrun !",knurrte Zenbar wütend.Ihm gefiel die Situation ganz und gar nicht in der die Frau sich da befand. Aber es schien das Amitla es sich nun doch anders überlegt hätte. Die Frau schien ihm auf einmal nicht mehr so wichtig,stattdessen überwog die Neugier auf die Neuankömmlinge. "Sicherheitskräfte...ja ! So etwas soll es tatsächlich noch geben.",grunzte Amitla amüsiert und schob langsam sein Schwert zurück in die Scheide. "Sieh Dich um...",er breitete beide Arme aus. "Wo sind Sie ? Wo sind Deine Freunde,wenn sie gebraucht werden ?" Ein hässliches Lachen erklang. "Wo sind Deine Freunde von der SKF...jetzt",mit dem Zeigefinger wies er auf die ängstlich dreinschauenden Kolten-Bürger hinter ihm,ohne Zenbar aus den Augen zu verlieren. "JETZT...wo sie ihre Sicherheitskräfte gerne an ihrer Seite wüssten !" Amitla genoss seine Sprüche, die bei Zenbar aber nur ein verwundertes Stirnrunzeln hervorriefen. Amitla schien in seinen Augen sehr verwirrt.Und alles andere als symphatisch. "Ich kenne Dich. Du bist Zenbar,der Sohn des Soleom.Ur-Enkel des Jemena !" Zenbar nickte kurz. "Du bist der Sohn eines Verräters ! Und Du..." "WAS HAST DU GESAGT ?",rief Hextar,völlig aufgebracht vor Zorn. Er wollte sich an Zenbar vorbeischieben,aber der Hüter des Brimstone hielt ihn zurück. "DAS WIRST DU ZURÜCKNEHMEN - SONST LERNST DU MICH KENNEN,AMITLA !!!", schrie der hochrot angelaufene Hextar und wies mit seiner Klinge auf den fast zwei Kopf grösseren Anführer des Heer`s. "Hextar...halt Dich da raus.",fluchte Zenbar,bemüht den wütenden Krieger zurück zu halten. "JA ! Er hat recht,Hextar. Wenn sich Erwachsene unterhalten hast Du Dich da raus zu halten. Hat Dir Deine Mutter kein Benehmen beigebracht ? Was soll Vater von Dir denken ?",Amitla schüttelte sich aus vor lachen. Adlera zerrte Hextar zurück. "Was ist geschehen das hier unschuldiges Blut vergossen wird ?",fragte Zenbar. "Unschuldiges Blut ? HA ! Sie haben alle ihre Steuern nicht gezahlt !", protestierte Amitla. Zenbar erhob seine Stimme. "Ein kleines verwundetes Mädchen ist uns gerade in die Arme gelaufen !!! Seit wann zahlen Kinder Steuern ? Weiß der Rat über Deine Vorgehensweise bescheid ???" "DU willst mir sagen wie ich meine Arbeit zu verrichten habe ?", grunzte Amitla. "DU ? Der Sohn eines Verräters ?" Zenbar stand dem Blick Amitla`s noch eine weil stand. Dann aber schaute er zu Boden. Er fühlte sich auf einmal sehr leer, war die ewigen Beschimpfungen dermassen leid das er lust verspürte alles und jedem den Rücken zu kehren. Sollten die Kolten-Bürger doch sehen wie sie zurecht kamen. Innerlich gab er Amitla recht. Es war die Aufgabe der SKF hier zu sein anstelle von ihnen ! "Wollt ihr Euch mit dem Heer anlegen ?",fragte Amitla betont langsam. Er hatte erkannte das Zenbar ziemlich geknickt war und in seinen Augen wohl keine Gefahr darstellen würde. "Nein...",flüsterte Zenbar und sah wieder auf. "Aber ich verlange eine faire verhandlung für Odulwa - kein blutiger Rachefeldzug, der auf den Rücken der unschuldigen Bürger ausgetragen wird." "ZENBAR !",maulte Hextar und stiess dem Krieger leicht in die Rippen. "Nehmt Owulda mit. Stellt ihn in Gemtan vor Gericht. Wir werden mit den Kolten-Bürgern reden, auf das sie Ihren Pflichten wieder nachkommen." Und niemand sah hinter Amitla`s Maske das siegessichere Grinsen, als er kurze Zeit später Owulda in Ketten abführen liess...

    RÜCKBLENDE:

    Zenbar wirkte sichtlich nervös.Mit einer raschen Handbewegung fegte er ein paar seiner langen Haare aus seinem Gesicht. Er blickte hinab auf seinen Holzteller,auf den Gemüseeintopf mit dem frischen Fleisch das er selbst zubereitet hatte.Irgendwie war ihm der appetit abhanden gekommen. Ihretwegen. Er wusste nicht mehr was er machen sollte... "Nun Iss endlich was,Adlera !",sprach er das Mädchen an,das vor ihm sass.Adlera starrte weiter in die Ferne.Durch ihn hindurch in eine andere Welt. Sie schenkte ihrem Teller nicht einmal einen Funken der Aufmerksamkeit. Zenbar zwang sich noch zwei Bissen runter,dann schob er seinen Teller wuchtig bei seite.So wuchtig,das ein Teil des Inhalts sich auf den kleinen Tisch,an dem sie speisten,verstreute. Seit ihrer Rückkehr in Flawil hatte Adlera nichts mehr zu sich genommen. Schlimmer noch - sie schlief schlecht,und wanderte des Nachts in der kleinen Hütte umher die Zenbar durch Kosuwan günstig anmieten konnte. "Rede mit mir,Kleines !",forderte er sie wütend auf.Ihr trauriger Blick traf sich mit Zenbar`s,aber er konnte diesen Blick nicht lesen. Was immer auch in dem Mädchen vorgehen mochte,er war nicht in der Lage aus ihren Augen den Schmerz zu lesen.Einen Schmerz den er vielleicht von ihr nehmen könnte.Zenbar war bereit alles zu tun,damit es Adlera gutgehen würde.Er würde einmal zum Hades und zurück mit den Dämonen der Finsternis kämpfen wenn es sein musste - aber er konnte ihren Pain nicht heilen,wenn sie nicht mit ihm sprach,ihm nicht ihr kleines Herz ausschütten würde. Als die Feste Watzaka`s in sich zusammen gefallen war,hatten sich Dolcek,Zenbar und Adlera mit dem Leichnam Tolve`s zurück nach Flawil begeben.Ein weiter beschwehrlicher Weg.Ein paar mal waren ihnen die Schergen Watzaka`s in die quere gekommen,aber Zenbar hatte sie alle bezwingt,nicht zuletzt dank Dolcek`s hilfe.Es war Zenbar`s Plan gewesen sich ein paar Tage in Flawil auszuruhen um dann durch das Land zu ziehen um die letzten Dämonen des Herrn der Finsternis zu vernichten.Und glücklicherweise war Flawil soweit verschont geblieben.Eine aufgebrachte Menschenmenge,aber kein einziger Verletzter.Es war tatsächlich das eingetreten was Zenbar anfangs befürchtet hatte: eine Dämonenraupe hatte Flawil einen Besuch abgestattet,in mitten der Marktfläche war sie urplötzlich aus dem Boden geschossen auf ihrer unersättlichen Suche nach Menschenblut. Flawil hatte Glück im Unglück,denn zu dem Zeitpunkt wurde kein Marktfest abgehalten sondern ein paar Paladine huldigten ihrem Gott Avalas. Mitten in der Zeremonie,die aus lauten Gesängen und Gebeten bestand,brach sie aus der Erde und kündigte Tod und Verderben an.Die Raupe hatte nicht den hauch einer Chance gegen die zwei dutzend heiligen Kämpfer,die bis an die Zähne bewaffnet waren und ihrem heiligen Gott durch den Tod dieses Ungetüms eine Ehre erweisen konnten... Als Kosuwan Zenbar und Dolcek von dieser Geschichte berichtet hatte konnte sich der Elf fast nicht mehr einkriegen. Er lachte dermassen das er noch Tage später Bauchschmerzen hatte. Wahrscheinlich war es seine Art den Stress, dem sie lange Zeit ausgesetzt waren, zu verarbeiten. Kurz danach verabschiedete sich Dolcek...und ging zusammen mit dem Tetlaku-Wolf seines Weges. Einen Weg den er selbst nicht richtig beschreiben konnte. "Mich zieht es hinaus in die grosse weite Welt, Zen !",hatte er versucht zu erklären. "Ich war mein ganzes Leben lang ohne einen festen Wohnsitz, und daran wird sich auch zukünftig nichts ändern." "Und die Zeit in Bonbolo ?" "Nun...ich verdanke Yamsil viel. Aber die Zeit in seiner Kapelle hat mich eines gelehrt: es ist nicht meine Bestimmung unter Menschen zu hausen, die die Philosophie der Elfen eh nicht nachvollziehen können. Wenn mich überhaupt etwas gelehrt hat, dann das Leben in den Wäldern der Dämmerung, bei meinen Freunden." "Du wirst mir fehlen, Dolcek.",sagte Zenbar und die beiden lagen sich Rückenklopfend in den Armen. "Sag mir nicht -Leb Wohl-, Dolcek. Das hat so etwas endgültiges." "Auf Wiedersehen, Zenbar. Und Felewar zum Grusse." Dann war Dolcek verschwunden, als hätte ihn Hoisha`s Erdboden in sich aufgenommen, und Zenbar sah ihn nie wieder. Erst zwanzig Jahre später sollte er wieder etwas von Dolcek vernehmen...

    Zenbar senkte den Kopf.Dann fuhr er urplötzlich wuchtig hoch, der Stuhl auf dem er gesessen hatte fiel um. "Glaubst Du für mich ist es leicht ?",schrie er Adlera an. "Glaubst Du das ich nicht trauere ? Dein Verhalten macht mich krank, Adlera !!!" Wütend stampfte er zur Tür und öffnete sie. In Flawil war aufgrund des guten Wetters ein reges Treiben. Menschen durchstreiften die Handelsstrasse, lachten und scherzten und gaben sich der allgemein guten Laune hin die seit der Vernichtung Watzaka`s ausgebrochen war. Auch wenn das Land noch längst seine ganzen Probleme nicht beseitigt hatte - noch immer streunten kleinere Gruppen von Dämonen durch das Land, und griffen alles an was ihnen in die Quere kam - so fühlten sich die Bewohner in Sicherheit gewogen. Zenbar wusste das der Schein trügte. Es schien als hätte Watzaka die Pforte zum Hades geöffnet und als hätte sich diese erst nach seinem ableben geschlossen. Übrig blieb eine Horde des Bösen ! Die Schergen Watzaka`s mussten vernichtet werden, kein Weg führte daran vorbei. Schon morgen würde sich der Sohn des Soleom auf den Weg begeben. Er lehnte mit verschränkten Armen an den Türpfosten und blickte hinauf in den wolkenlosen Himmel. Erst da wurde ihm bewusst das er soeben ein Achtjähriges Mädchen einen mächtigen Schrecken eingejagt haben musste. Sofort keimten Schuldgefühle in ihm auf, gefolgt vom erschrecken über sich selbst. Selten hatte er dermassen die Fassung verloren - einem Menschen gegenüber den er tief in sein Herzen geschlossen hatte ! Es lag aber auch daran das er jetzt die Verantwortung für Adlera mit sich trug. Und Chemena`s Tochter schien ihm mehr und mehr aus den Händen zu gleiten... Chemena war tot ! Und seit Adlera Zeugin dieser Tragödie wurde, hatte sie sich gehen lassen, ohne das Zenbar etwas daran ändern konnte. "Es tut mir leid, Kleines ! Vergib mir bitte...ich...ich bin mit den Nerven ziemlich am Ende.",sagte er ohne sich umzudrehen. "Das Geschehene hat sich zu sehr in mich reingefressen. Weisst Du, manchmal habe ich das Gefühl als würde das Dach über meinen Kopf zusammenbrechen und mich darunter begraben." Zenbar spürte den Klos in seiner Kehle. "Du kennst nicht die ganze Geschichte, Adlera. Aber ich werde sie Dir erzählen wenn Du einmal älter bist. Jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt Dir davon zu unterrichten." Er stemmte die Hände in die Hüfte und drehte den Kopf ein wenig, so dass er die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht spüren konnte. "Ich weiss wie Du Dich jetzt fühlst, Adlera. Aber das Leben geht weiter. Glaubst Du Chemena würde wollen das Du Dich so hängen lässt ? Nein, sie würde Dich schimpfen, Kleines. Sie würde nicht wollen das Du nichts mehr ißt und nur selten schläfst." Er drehte seinen Kopf, sah das Adlera ihn zuzuhören schien, und richtete danach sein Blick wieder auf den Horizont, als würde dieser alle Antworten auf seine Fragen beinhalten. "Das Wetter ist gut. Aber ich kann leider nicht bleiben, Kleines. Meine Mission ist noch nicht beendet. Gestern habe ich in der Tarvene einen Barbaren getroffen, der sich mir anschliessen wird. Er heisst Bulze und scheint ein guter Kämpfer zu sein. Und das genau ist es... ich werde wieder in den Kampf ziehen. Das ist wie ein Schuldschein den ich für alle Menschen, die ich geliebt und verloren habe, begleichen muss. Du wirst das nicht verstehen, Adlera...aber ich muss Dich bereits Morgen verlassen. Und ich weiss nicht wann ich zurückkommen werde !" Zenbar fuhr sich mit beiden Händen durch`s Gesicht. "Ich werde zurückkommen - das verspreche ich Dir. Ich werde Dich nicht alleine lassen - nur für eine weile. Kosuwan, der Bürgermeister dieser Stadt, wird sich um Dich kümmern. Es wird Dir an nichts fehlen, Kleines. Nur..." Jetzt war der Zeitpunkt gekommen wo Zenbar seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Der dunkle Mantel der Schmerzen hatte ihn wieder umschlungen, schien ihm regelrecht die Luft zu rauben. "Nur...nur werde ich in tiefer Trauer gehen, immer...immmer in Gedanken das es Dir schlecht geht. Verdammt nochmal...ich mache mir Sorgen um Dich. Kannst Du das nicht verstehen ?" Zenbar ging in die Hocke und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er beobachtete einen kleinen Schmetterling, der sich auf der staubigen Handelsstrasse niederlies, kurz seine Fühler ausstreckte, und danach wieder das weite suchte. Anscheinend enttäuscht darüber nichts Grünes vorzufinden. "Ich möchte...das wenn ich zurückkomme mich eine freudestrahlende Adlera empfängt. Ich möchte...",er hielt kurz inne und zog seine Nase hoch. "Ich möchte das mich...mich überhaupt irgendjemand empfängt. Was für einen Sinn hätte es zurück zu kommen, wenn niemand auf Dich wartet. Wenn niemand da ist, den Du vermisst hast...und dieser irgendjemand bist Du ! Denn wir haben nur noch uns beide, Kleines. Und wir müssen jetzt beide stark sein und durchhalten." Nachdenklich wischte sich Zenbar die letzten Tränen aus dem Gesicht. Es hatte keinen Sinn weiter zu reden - alles wichtige war gesagt worden. Er blickte über die Schulter auf Adlera. Tief in seinem innern hoffte er noch immer das sie etwas sagen würde, nur ein kleines zustimmendes "Ja" würde ihm reichen. Aber das Mädchen sprach gar nicht mehr...nicht ein kleines Wort seid dem Tod ihrer Mutter...aber zu diesem Zeitpunkt hätte sie auch gar nicht reden können, denn sie kaute bedächtig und war dabei ihren Teller zu leeren. Zenbar strahlte innerlich als auch äusserlich. "Alles wird gut.",sprach der muskulöse Krieger,als er neben Adlera stand und ihr durch das schwarze Haar fuhr... "Wir werden das gemeinsam durchstehen."

    Am nächsten Morgen klopfte es an der Tür. Adlera hatte wahrlich mühe die schwere Holztür einen Spalt zu öffnen, und ein grosser und breiter Schatten fiel auf sie. "Halloooo ! Ich bin Bulze, und Du bist nicht Zenbar !",gröhlte der halbnackte Barbar mit seiner senoren Stimme. Adlera lächelte und schüttelte den Kopf, bevor sie mit enormer Kraftanstrengung die Tür vollendens öffnete. Zenbar unterhielt sich derweil im Essraum mit Kosuwan. Er hatte mit ihm soweit alles abklären können was Adlera anbelangte. Der Bürgermeister hatte erleichtert aufgeatmet, als Zenbar ihn davon berichtet hatte das Adlera wieder Nahrung zu sich nahm. Kurz darauf fanden sich alle auf der Handelsstrasse wieder. Die Zeit des Abschieds war gekommen - und niemand wusste genau wie lange die Reise dauern würde die Zenbar und Bulze antraten. Adlera gab Zenbar einen dicken Kuss auf die Wange. Zenbar erklärte ihr das sie sich keine Sorgen machen brauchte, während er ihr ein paar vereinzelte Tränen von der Wange strich. Es wäre kein Abschied für immer. Und doch kehrten Zenbar und Bulze erst nach zwei Jahren wieder Heim nach Flawil...dermassen erschöpft das sie 3 Tage durchschliefen, ohne auch nur ein einziges mal das Tageslicht zu erblicken. Zenbar hatte aber einen friedlich, fast Göttlichen, Schlaf - denn die paar Stunden nach der Rückkehr hatte er mit Adlera mehr als genossen. Als er mit einem gebrochenen Bein vor Kosuwan`s Behausung stand und sie von Adlera geöffnet wurde war die Freude gross. Besonders seitens Zenbar, denn Adlera empfing ihn mit einem lauten,durch die ganze Handelsstrasse schallenden "ZENBAR !". Und das war auch das erste mal das Kosuwan Adlera sprechen hörte - in all der langen Zeit die sie schon bei ihm wohnte. Von da ab war das Eis gebrochen. Adlera sprach wie ein Wasserfall, wollte jedes einzelne Detail wissen das dem Krieger wiederfahren war, und stellte eine Millionen Fragen. Nachdem das Bein seinen Heilungsprozess beendet hatte zogen sie nach Thorrun, um dort drei weitere unbeschwerte Jahre zu leben. Bis dann der Rat der Ältesten gegründet wurde und die Probleme von Neuen begannen. Wenn auch in einem anderen Rahmen...

    Hextar`s Stimme war einfühlsam und zornig zugleich. Er breitete beide Handflächen vor Zenbar aus. "Was ist mit Dir, Zenbar ? So kenne ich Dich gar nicht !" Der Hüter des Brimstone zuckte nur kurz mit den Schultern und lies dann seine Augen über den Kolten-Bezirk schweifen. Die Bewohner waren wieder in ihre Häuser zurückgekehrt - kein weiteres Blut wurde vergossen. Trotzdem hatte er bedenken, was mit Owulda geschehen würde. Würde sich Amitla daran halten und ihm einen fairen Prozess gewähren ? Er hatte sich noch eine ganze weile mit Amitla unterhalten - sofern man es als Unterhaltung beschreiben konnte, denn der Hass aufeinander war ungebrochen. Stets lag der Geruch einer bevorstehenden Konfrontation in der Luft. Amitla war alles andere als ein einsichtiger Mensch und er hätte wahrscheinlich lieber einen nach den anderen skrupellos abgeschlachtet - nur um den Blutdurst, den er zweifellos besass, zu stillen. Das dies letztendlich nicht geschehen war, war Zenbar`s Überredungskunst zu verdanken. Die Bürger waren wieder frei. Und war es nicht das was wirklich zählte ? Der Aufstand der Kolten-Bürger war gebrochen, sie würden fortan wieder ihre Steuern zahlen und konnten gleichzeitig davon ausgehen, dass das Heer hier kein weiteres mal einmarschieren würde. Es schien den meisten eine Lehre gewesen zu sein sich nicht mit dem Rat anzulegen. Aber Zenbar fragte sich ob es wirklich der Rat war, der hinter allem stand oder ob das Heer hier alleine handelte, völlig unabhängig von irgendwelchen Befehlen seitens des Rates. Mittlerweile hatte er seine Zweifel. Hatte der Rat die kontrolle über das Heer verloren ? Handelte Amitla nach eigenem ermessen ? Aber viel schlimmer erschien Zenbar das genaue gegenteil - denn wenn der Rat den Befehl zu dieser unmenschlichen Vorgehensweise gegeben hatte, dann war Horisha wirklich in Schwierigkeiten... "Was hast Du erwartet, Hextar ?" "Wir hätte sie aufmischen sollen ! Ihnen ganz einfach zeigen das man so nicht mit Menschen umgehen kann die unter dem Schutz einer Sicherheitskraft stehen." Adlera schüttelte den Kopf. "Nein, Hextar. Zenbar hat richtig gehandelt. Wir hätten diesen Kampf verloren." "Nein das hätten wir nicht !!!",schrie Hextar. "Ich persönlich hätte Amitla sein Lebenslicht ausgeloschen !!!" Zenbar fuhr sich nervös durch seine Haare. "Du steigerst Dich da in etwas rein !" "NEIN ! Das tue ich nicht. Amitla ist eine Gefahr für dieses Land und für dessen Bewohner. Jemand wie er gehört nicht an die Spitze eines Heer`s, das eigentlich für Recht und Ordnung sorgen sollte !!!" "Dem stimmen wir doch zu, Hextar !", protestierte Adlera wütend. "Nein, also manchmal verstehe ich Dich wirklich nicht ! Das Leben der Bürger stand auf dem Spiel ! Zum Hades, hätten wir das etwa gefährden sollen ?" "Nein,natürlich nicht.",sprach Hextar, wieder etwas beruhigt. "Aber wir hätten das nicht so einfach hinnehmen sollen, Freunde ! Amitla ist in meinen Augen kein Mensch - sondern ein Monster !" "Was ist mit Dir und Amitla ?",fragte Zenbar und sein prüfender Blick traf Hextar, der leicht nervös an seinem glänzenden Kettenhemd spielte. "Was...was sollte denn sein ?" "Ich hatte einfach das Gefühl das Ihr Euch bereits kanntet. Korrigiere mich wenn ich mich irren sollte, das..." "Nein...",flüsterte Hextar und schaute betreten zu Boden. Erst jetzt schob er sein Kurzschwert wieder zurück in die Scheide und setzte sich anschliessend auf den Boden. Zenbar und Adlera gesellten sich zu ihm. "Nein,Zen. Du irrst nicht.",ein bitteres lächeln fuhr über sein Gesicht. "Deine Menschenkenntniss ist erstaunlich." "Du und Amitla - Ihr kennt Euch also ?",fragte Adlera erstaunt. "Ja...ich habe ihn vor etwa einem Jahr das letzte mal gesehen...und jetzt...Argh...", wuchtig schlug Hextar eine geballte Faust auf die Erde, und liess somit den Staub der Strasse ein wenig hochwirbeln. "Er hat sich kein bißchen verändert. Ist es nicht unglaublich wie so ein Hund zum Anführer des Heeres werden konnte ?",warf Hextar die Frage in die Runde. Aber weder Zenbar noch Adlera konnten ihm darauf eine Antwort geben. "Amitla war genau wie ich anfangs nur ein Söldner in der Armee des Rates. Wir hatten lange Zeit Seite an Seite gekämpft für...für diese angebliche Gerechtigkeit. Bis ich dann bemerkte das es für mich nicht das richtige war." "Aber für Amitla schon...",entgegnete Adlera. "Er ist mehr ein Krieger als ich jemals einer sein werde.",sprach Hextar und fuhr sich durch sein kurzes blondes Haar. "Er hat die Schlachten genossen die wir im Auftrag des Rates geführt haben. Es floss Blut...aber nie genug, als das es Amitla sättigen würde. Er wollte noch mehr, konnte nie genug davon bekommen. Aber in seinen Augen geschah das nicht zum Heil des Volkes - sondern für sein eigenes bestreben nach der Macht." "Welche Macht ?",fragte Zenbar. "Der Macht nach Ruhm und Ehre. Er wollte es allen Beweisen - das er der geborene Anführer für das Heer wäre. Ein Krieger der sich ohne Furcht einer jeden Gefahr stellte !" Hextar schnippte mit den Fingern. "Schnell hatte er sich einen grossen Namen bei dem Rat der Ältesten gemacht. Und nicht zuletzt der Einfluss seines Vaters verhalf ihm dazu dorthin zu gelangen wo er jetzt ist." "Wer war sein Vater ?",fragte Adlera, die sich nicht vorstellen konnte das überhaupt irgendjemand Einfluss auf die Entscheidungen des Rates nehmen konnte. "Sein Vater...",flüsterte Hextar und starrte in den Staub zu seinen Füssen. "Sein Vater heisst Lumfata und ist für beim Rat der Ältesten für Steuerangelegenheiten zuständig." "Was ?",fragten Adlera und Zenbar fast Zeitgleich und sahen sich gegenseitig in die Augen. "Aber das bedeutet ja...", begann Zenbar den Satz. "Richtig.", sprach Hextar, stand auf und wischte sich den Staub von seinem Gesäss. "Amitla ist mein Bruder !" Adlera liess sich erschöpft nach hinten fallen. "Das darf doch nicht wahr sein.",flüsterte die Kriegerin.

    In der Burg Gemtan`s ging Amitla vor dem Empfangssaal der Ältesten wütend auf und ab.Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Da war zum einen die SKT, mit deren Erscheinen er wahrlich nicht gerechnet hatte.Er war fest im Glauben gewesen die Ältesten hätten sich darum gekümmert - aber anscheinend konnte man sich auf sie doch nicht so verlassen wie er es immer angenommen hatte. "Zenbar...", knurrte Amitla, und suchte mit wilden Augen die nähere Umgebung nach einem Gegenstand ab dem er einen Tritt verpassen konnte.Eine wertvoll aussehende Vase musste daran glauben, sie hielt dem wuchtigen Tritt Amitla`s nicht stand und zerschepperte in tausend Einzelteile. Dieser Krieger besass Stil, das musste er ihm ohne Zweifel zugestehen. Er hatte sich von seinen Worten regelrecht einlullen lassen - einer friedlichen Lösung zugestimmt. "Pah ! Wie konnte ich nur...",sprach Amitla mit sich selbst. Aber gut, die Kolten-Bürger waren jetzt nur noch etwas Nebensächliches.Er konnte sich immer noch darum kümmern wenn das Hauptproblem aus der Welt geschafft worden wäre. Dann schweiften seine Gedanken wieder ab...Hextar war in der SKT. Dieser verräterische Akt konnte in Amitla`s Augen nicht unbestraft bleiben. Dann öffnete sich die Tür zum Empfangssaal und ein dunkel gekleideter Mönch trat hervor. "Lumfata erwartet Euch, Amitla." Noch bevor der Diener seines Vaters diese Worte ausgesprochen hatte, war Amitla bereits an ihm vorbeigestürmt. "Vater !",sprach Amitla mit aufgeregter Stimme, lies sich kurz in Ehrerbietender Haltung auf die Knie nieder, und schritt dann dem Ende des langen Tisches entgegen, wo sich Lumfata auf einem Samt-verzierten Stuhl niedergelassen hatte.Ein einzelner Soldat stand mit regungsloser Miene hinter dem Ältesten,ein langer Bogen lag über seine Schulter. "Ich bringe gute und schlechte Neuigkeiten." "Zuerst die guten, Amitla." "Der Wiederstand der Kolten-Bürger ist gebrochen und wir haben Owulda gefangen genommen." "Sehr gut.",kam die schwere Stimme von Lumfata. "Wir werden ihn noch Heute hinrichten lassen.Die Leiche schafft ihr dann in den Kolten-Bezirk zurück auf das es sich die Bewohnern zukünftig zweimal überlegen werden ob sie sich noch einmal mit uns anlegen werden !" Amitla nickte. "Genau das hätte ich vorgeschlagen, Vater." "Was sind die schlechten Nachrichten ?" "Nun...",begann Amitla. "Ich weiss wo sich Hextar aufhält." Lumfata`s Blick wurde Rasiermesserscharf. "Was interessiert mich diese törichte Seele !? Er hat mich beleidigt und meinen Ruf geschändet." "Aber er ist Euer Sohn, Vater.Das werdet Ihr wohl nicht abstreiten." "Nein, Amitla.Er ist und bleibt mein Sohn - auch nach dem was geschehen ist.Aber was auch immer seine Worte waren, es ist für ihn kein Platz mehr an unserer Seite." Amitla atmete tief aus. "Das ist es gerade, Vater.Es wird für ihn wohl nicht in Frage kommen." "Was bedeuted das ?" "Er ist der SKT beigetreten..." "WAS ???",donnerte Lumfata`s Stimme durch den Saal, und der Soldat hinter ihm zuckte unwillkürlich zusammen. Amitla berichtete ausführlich von der Begegnung mit den Sicherheitskräften von Thorrun, das es Zenbar letztendlich alleine durch Worte geschafft hatte ihn in seiner Vorgehensweise zu hindern. Er vergass auch nicht Hextar bei dieser Erzählung zu erwähnen, dessen bittere Worte gegenüber seinen eigenen Bruder. "Was werden wir unternehmen, Vater ?" "Lass mich überlegen...",flüsterte Lumfata und erhob sich von seinem Stuhl. Sein weisses, Perlen besetztes Gewand bewegte sich im Takt seiner Schritte. Mit seinen Fingern strich der Älteste durch seinen weissen Bart. "Bist Du der Meinung das die SKT uns in unserer Vorgehensweise behindern könnte ?" "Oh ja...das steht ausser Frage. Sie haben einer meiner Soldaten getötet noch bevor er meinen Auftrag ausführen konnte." "Was würde es für auswirkungen haben wenn wir die SKT zerschlagen ?" Amitla überlegte kurz. "Das wisst Ihr sehr genau, Vater. Es ist die letzte intakte Sicherheitskraft - und wenn diese nicht mehr existiert ist auch der letzte Wiederstand bei den Bürgern gebrochen." Lumfata lachte laut auf. "Ganz genau,mein Sohn. Kümmere Dich darum ! Versuche Hextar da raus zu halten - aber kenne kein Erbarmen wenn er sich Dir wiedersetzen sollte. Der wichtigste ist der Sohn des Soleom - wenn er stirbt, stirbt auch die Moral der Truppe.Er ist das bindende Glied in der Kette der Sicherheitskraft von Thorrun." "Ich werde mich sofort auf den Weg machen." Lumfata hob einen Zeigefinger. "NEIN - kümmere Dich erst um Owulda. Denn erst wenn wir auch Flawil wieder vollkommen in unserer Hand haben können wir uns Thorrun widmen." "Ich verstehe...", Amitla ging in die Knie und spürte den Stolz auf seinen Vater in sich hochsteigen.

    Nachdem Lumfata und Amitla ihr Gespräch beendet hatten verliess auch der anwesende Soldat den Empfangssaal der Ältesten. Er schien es auf einmal sehr eilig zu haben, rannte durch komplexe Gänge der Burg - bis er schliesslich den gesuchten Freund neben der Waffenkammer fand. Auch er hatte Wache zu absolvieren. "Ich muss gehen, mein Freund.",sprach er,leicht ausser Atem, den Soldaten an. "Was ?" "Es...es...es..." "Ganz ruhig.",versuchte der Wächter zu beruhigen. "Ich muss gehen - ich kann nicht länger bleiben." Der andere Soldat atmete schwer aus und schüttelte langsam den Kopf. "Du weisst, dass Du der Armee nicht ohne weiteres den Rücken kehren kannst ohne das zu rechtfertigen." "Ja...ich habe keine andere Wahl. Ich muss schnellstmöglich nach Thorrun. Kannst Du mir helfen oder nicht ?" "Ich verstehe Dich nicht..aber gut,ich werde sehen was sich machen lässt."

    Am nächsten Abend sollte die Flucht vonstatten gehen, aber wohl fühlte sich der Soldat nicht bei der Sache. Man konnte nicht ohne weiteres das Heer verlassen wenn man sich dem verpflichtet, und zusätzlich im vorraus für drei Monate auch noch den Sold einkassiert hatte. Die Flucht hätte etwas endgültiges, denn ein zurück würde es für ihn nie wieder geben. Sie würden ihn wahrscheinlich kurzerhand hinrichten und die offizielle Begründung wäre "Verrat an Horisha`s Heer". Aber er war dieses Leben ohnehin satt. Die Jahre über die er nun für das Heer tätig war, hatte er nur selten an irgendwelchen Missionen ausserhalb Gemtan`s teilgenommen. Meist beschränkte sich sein Betätigungsfeld aus Bewachen von irgendwelchen wichtigen Räumen in der Burg Gemtan`s. Er fühlte sich immens seiner Freiheit beraubt - das entscheidende für sein Handeln war aber das verfolgte Gespräch im Empfangssaal. Nein, er MUSSTE nach Thorrun ! "Siehst Du den Wagen dort hinten ?",fragte ihn der Wächter. "Dort, wo das Heu aufgeladen wurde ?" "Genau. Dort wirst Du heute übernachten müssen, denn der Wagen wird Morgen in aller Frühe das Gelände verlassen. Du kannst, sobald er die Burg in ausreichender Entfernung hinter sich gelassen hat, abspringen und Dich auf Deinen Weg machen." "Wohin fährt der Karren ?" "Richtung Westen nach Wultawa. Das bedeutet Du wirst einen langen Marsch vor Dir haben wenn Du nach Thorrun willst - und vergiss nicht das Du frühzeitig abspringst !" Der Soldat nickte kurz. "Und was ist mit "ihm" ?" Der Wächter lachte kurz auf. "Er wartet im Heu auf Dich." "Danke. Ich schulde Dir etwas." "Viel Glück !",sprach der Wächter und verlies den Vorhof der Burg. Leicht gebückt schlich sich der Soldat zu dem,noch ungespannten,Karren und verschwand schnell im feuchten Heu. Kaum war er darin verschwunden, da spürte er auch schon das Rascheln neben sich. Dann ein heisser Atem und eine feuchte Zunge die über sein Gesicht fuhr. "Hey, wirst Du wohl.",grummelte der Soldat, freute sich aber dennoch seinen alten vierbeinigen Freund in Sicherheit zu wissen. Und Dolcek wusste das es jetzt kein zurück mehr gab...

    "VERFLUCHT SEID IHR ! WO WARD IHR ALS WIR EUCH BRAUCHTEN ?",hallte der erbebende Schrei aus unendlicher Ferne.

    "Alles in Ordnung, Zen ?",fragte Hextar leicht besorgt. "Ja...",hauchte der Krieger, aber nicht sein Wort sprach die Wahrheit, sondern sein angestrengter Gesichtsausdruck. Er und seine Freunde waren auf dem Rückweg nach Thorrun. Sie hatten den Wald,der die unmittelbare Grenze zwischen der Handelsstadt Flawil und Zenbar`s Heimat ausmachte, fast passiert. Es war früh am Morgen. Die Sonne durchdrang das dichte Blätterdach und lies den Wald in eine warme und freundliche Atmosphäre tauchen.

    "Verflucht seien die Götter."

    "Und ?",fragte Adlera und schaute Zenbar fragend an. "Bi...bitte ? Was hast Du gesagt ? Ich habe nicht zugehört." Zenbar fuhr sich nervös über sein Gesicht. "Ich sagte, das ich mir ernst Sorgen um das wohlergehen Owulda`s mache !" "Wir konnten das schlimmste verhindern ! Unsere Reise hat sich gelohnt, Kleines. Und wir können..."

    "Was hat uns diese Reise gebracht ausser Schmerz und Leid ?"

    Zenbar stockte und griff sich an die Stirn. Ein pochender Schmerz der einfach nicht weichen wollte begleitete ihn seit dem Morgengrauen. Die Nacht, die er und seine Freunde in Flawil verbracht hatten, war wieder einmal eine Qual für ihn gewesen. Er hatte Tolve schreien hören und erstmals auch Gondi`s Stimme vernommen. Er würde den Verstand verlieren - dem war er sich sicher. Er vernahm jetzt nicht nur des Nachts diese Stimmen, sondern auch Tagsüber. Meist war es die seinige, die, wie durch ein Horn geblasen, durch seinen Kopf echote und das pochende Stichen in seinem Schädel verstärkte. "Wir können davon ausgehen das er eine gerechte Verhandlung bekommen wird.",sprach Zenbar als er sich wieder gefangen hatte, "Es wird ihm nichts geschehen."

    "Wieviele Bewohner dieses Landes mussten Ihr Leben wegen diesen feigen Göttern lassen ?"

    "Verdammt",knurrte Zenbar und rieb sich über seine Augen. "Diese Kopfschmerzen bringen mich noch um." Adlera lächelte und lehnte sich an dem Kieger an. "Ich werde Dir zu Hause ein Bad einlassen. Es wird Zeit das Du mal wieder richtig entspannst. Mal sehen was Venom für heilende Kräuter in seinem Arsenal hat." "Du hast recht, Kleines.",stimmte der Hüter des Brimstone zu und lächelte gequält zurück.

    ----------------------------------------------- - KAPITEL II - - - - Der Spiegel der Wahrheit - -----------------------------------------------

    Zenbar lies sich langsam nach hinten fallen. Er genoss den wohlriechenden Duft, der aus der Wanne aufstieg und seine Sinne leicht zu benebeln schien. Was auch immer Venom für ein Elixier in das schaumige Bad gefüllt hatte - es hatte eine belebende und beruhigende Wirkung zugleich. Es machte sich immer bezahlt einen Mönch in einer Sicherheitskraft zu haben, der es bestens verstand das Wohlergehen seiner Freunde aufrecht zu halten. "Hast Du...", erklang eine Stimme von draussen und kurz darauf wurde die schwere Holztür aufgezogen. Schnell fuchtelte Zenbar den riesigen Schaumberg über sich, damit bestimmte Körperteile bedeckt waren. "Adlera !", fauchte Zenbar. "Stell Dich bloss nicht so an !", maulte die Kriegerin. "Das habe ich alles schon gesehen." "Mag sein - aber nicht bei mir." "Schade eigentlich...",hauchte Adlera und lächelte breit. Vor der grossen Wanne ging sie in die Hocke und legte ihre Ellbogen auf den Rand. Mit grossen Augen schaute sie zu, wie Zenbar ein riesiges Stück Seife aus der Wanne fischte und sich damit durch sein Gesicht fuhr. "Hast Du es schon gehört ?", fragte sie und lächelte breit. Zenbar flutschte das Stück Seife durch die Hände und es landete spritzend wieder in das Wasser. "Was denn ?" "Wir haben ein paar Tage frei bekommen.",freute sich die Kriegerin. "Nett. Und was machen wir da ?" "Ich dachte wir statten Yamsil einen Besuch ab." Zenbar legte seine Stirn in Falten. "Es ist schon ewigkeiten her seit ich ihn das letzte mal gesehen habe. Lebt er eigentlich noch ?" Die Kriegerin pustete so in den Schaum, das Zenbar eine kleine Wolke in sein Gesicht mit abbekam. "Natürlich lebt er noch. Und er ist nach wie vor sehr aktiv in Bonbolo." "Wie kommst Du auf diese Idee ihn zu Besuchen ? Ist es wegen..." "Venom ! Ja, ganz richtig. Unser stiller Freund wird sich freuen seinen alten Meister wieder zu treffen." Zenbar holte scharf durch seine zusammen gepressten Zähnen Luft und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger an die Schläfe. "Ist es immer noch nicht besser, Zen ?" "Nein, leider nicht.Wann...wollen wir los ?" Adlera erhob sich,zog ihren Mundwinkel nach unten,erhob beide Augenbrauen und präsentierte Zenbar eine flache Hand. Aber noch bevor sie zu dieser typischen Bewegung ihren Satz sagen konnte, kam Zenbar ihr zuvor. "Du weisst es nicht !" Adlera lächelte. "Wenn es nach mir ginge könnten wir schon Morgen los." "Dem stimme ich zu - gib Venom Bescheid das wir dann Morgen früh aufbrechen. Er soll ein wenig Proviant aus der Taverne mitbringen." Die schwarzhaarige Adlera nickte kurz und verlies dann die Behausung, die Zenbar, Venom und sie sich teilten. Es war spät am Abend und die gesamte SKT befand sich in der Taverne "Zum Ambrosar". Leider gab es nichts zu feiern, das Treffen diente vielmehr dazu den Frust mit Wein zu ertränken - nichtsdestotrotz eine spassige angelegenheit an der Zenbar unter normalen Umständen auch teilnahm. Aber nach alkoholischen Getränken war ihm an diesem Tag wirklich nicht. Der einzige der wie gehabt nichts trinken würde, wäre Venom. Und der erste der unter den Tresen liegen würde wäre Hextar, weil er es sich nie nehmen lies mit Bulze ein Kampftrinken zu veranstalten. Und das der robuste Barbar nicht nur beim Kampf viel einstecken konnte war bekannt - nur Hextar wollte dies nicht für wahr haben...

    Zenbar erhob sich aus der Wanne und da wurde ihm zum ersten mal richtig schwarz vor Augen,so das er sich am Wannenrand abstützen musste um nicht wieder in selbige hineinzufallen. In seinem Schädel pochte es dermassen als würden ihn zehntausend kleine Dämonen mit ihren Streitkolben malträtieren. Langsam atmete der Krieger ein und aus und lies sich dann nachher mit einem leisen Seufzer wieder in die Wanne sinken. So langsam aber sicher wusste er nicht mehr wie er sich helfen konnte. Wenn selbst das Kräuterbad Venom`s nicht half - was konnte ihm dann den Schmerz nehmen ? Diese Kopfschmerzen waren geradezu unerträglich und wenn sie weiter anhalten würden konnte er sich auf eine weitere unangenehme Nacht vorbereiten. Er hatte in letzter Zeit ohnehin nicht viel Schlaf bekommen weil er andauernd von Träumen geplagt wurde, deren Deutung er nicht kannte. Und seit dem erwachen an diesem Morgen in Flawil, gesellte sich der mehr als unangenehme Schmerz hinzu. Erschöpft lies der Krieger seinen Kopf im Nacken fallen und lauschte dem knistern des hinter ihm brennenden Feuers. Er war noch nie jemand gewesen der mit Schmerz,in welcher Form auch immer,gut umgehen konnte. Aber damit lebte er jetzt schon sein Leben lang. Schmerz... Er kannte fast nichts anderes - und trotzdem würde er sich nie daran gewöhnen können.

    "Verflucht seien die Götter."

    Da war sie wieder, diese innere Stimme die verzerrt durch seinen Kopf flog um sich danach in immer leiser werdenden Intervallen zu verflüchtigen. Zenbar lies seinen Blick über seine kleine Behausung schweifen. Es hatte sich nichts verändert - die zwei östlich gelegenen Betten, Zenbar`s Bett unmittelbar neben dem kleinen Kamin, der notdürftig zusammengestellte Schrank der die Kleidung und Waffen der drei Freunde verbarg, der kleine Holzblock neben Venom`s Bett auf dem sein Buch lag, Adlera`s kleine Kiste neben ihrem Bett, wo sie persönliche Sachen aufbewahrte - Zenbar`s vertraute Umgebung war wie immer. Und trotzdem hatte der Sohn des Soleom auf einmal das Gefühl nicht mehr alleine in diesem Raum zu sein. Draussen war es mittlerweile stockfinster. Der Krieger konnte von seiner liegenden Position aus einen der zwei Monde von Horisha erkennen. Durch das kleine Fenster neben der Eingangstür wirkte er wie dahingemalt von Geisterhand. Ihm umgab eine schwache weisse Aura. Aber es war nicht der Mond der in Zenbar das Gefühl wach werden lies nicht alleine zu sein. Irgendetwas stimmte nicht...

    "VERFLUCHT SEID IHR !"

    "Zum Hades...",stöhnte Zenbar und stemmte sich dann erneut aus der Wanne. Tief atmete er ein, schloss für einen kurzen moment seine Augen und strich sich langsam über sein verschwitztes Gesicht.

    Ist es mein Gewissen das zu mir spricht ? Verflucht...nein. Ich bereue nichts ! Und was man nicht bereut kann einen nicht plagen !

    Er strich sich kurz durch seine nassen Haare und stemmte dann ein Bein aus der Wanne. Sein blick fiel auf den kleinen stämmigen Holztisch, auf dem neben seinem Schwert das Trockentuch lag. Das Schwert ! Es lag nicht mehr dort wo der Krieger es hingelegt hatte ! Es schwebte in der Luft ! Zenbar zuckte erschrocken zusammen und er wollte erst seinen Augen nicht trauen. Aber seine Sinne spielten ihm keinen Streich ! Das Brimstone schwebte tatsächlich wie von einer unsichtbaren Hand geführt im Raum. Zenbar`s Augen wurden gross. Er wagte sich nicht zu bewegen. Dafür bewegte sich das Brimstone. Der goldene, mit kleinen Diamanten verzierte, Griff drehte sich langsam und bedächtig um seine eigen Achse und gab eine Klinge preis die in einem glühendem Rot strahlte. Einen halben Yard schwebte das Schwert über dem Tisch und die Klinge wies auf die gegenüberliegende Wand. "Wa...was zum Baphomet geht hier vor sich !?", stammelte Zenbar, der immer noch mit einem Bein in der Wanne und mit dem anderen auf dem Holzparkett stand. Wasser rann dem Krieger vom Bein und verteilte sich in die Rillen des Bodens. Die Klinge des Brimstone drehte sich ein wenig und wies schliesslich auf den verdutzt dreinblickenden Hüter dieses magischen Schwertes. Ein unsicheres lachen entwich Zenbar - und es klang erst ab als das Brimstone mit enormer Geschwindigkeit nach vorne schoss und sich in seinen Brustkorb bohrte...

    "Tssu wrrst schhhnnmal bsssrr, Bulzhhee!", hauchte Hextar. Sein unsicherer Blick wanderte noch ein letztes mal in den Krug den er krampfhaft in beiden Händen hielt - dann kam aus seinem Mund ein letztes hicksen und sein Kopf bretterte auf den wuchtigen Tisch, an dem er und der Barbar sassen. Bulze schüttete sich aus vor Lachen und lies ein paar mal seine grosse Faust auf den Tisch niederrasen. Hextar und der Tisch machten diese Bewegung ungewollt mit. In der Taverne "Zum Ambrosar" war die Stimmung riesig. Ein Barde sass mit gekreuzten Beinen auf den Thresen und gab mit seiner Flöte sein Bestes um seinen Teil zur ausgelassenen Stimmung beizutragen. Der grauharrige Genamis stand mit einigen Bewohner daneben und sie klatschten freudestrahlend zum Takt der Musik und stampften mit ihren Füssen auf den Holzboden. Adlera und einige weitere attraktive Bewohnerinnen Thorrun`s schwangen gekonnt ihr Tanzbein und lagen sich in den Armen. Der Wirt lehnte amüsiert hinter seinem Thresen und pfiff hin und wieder durch seine Finger, wenn eine äusserst freizügige Dame mal wieder einen blick unter ihrem Rock gewährte. Sämtliche Tische in der Taverne waren besetzt - viele Jung-Krieger hatten an diesem Abend den Weg hierhin gefunden um den Alltagsfrust hinter sich zu lassen. Die Luft war dermassen Dick das man sie hätte schneiden können. Gerüche zwischen Schweiss und Parfüm mischten sich mit dem Geruch einiger Speisen, die halb verspeist auf den Tischen ihren Platz gefunden hatten. "Hey Bulze - hast Du es mal wieder geschafft ?", fragte ein Krieger vom Nachbartisch, und er musste schon schreien damit er den Krach in der Taverne übertönen konnte. Der Barbar grinste breit, stand auf und ging einmal um den Tisch herum. Bei Hextar angekommen schüttete er sich erneut aus vor lachen, als er sah wie der Krieger in dem strahlendem Kettenhemd seinen Kopf seitlich auf den Tisch gelegt hatte und seine Zunge platt auf selbigen lag. Krieger von den Nachbartischen stimmten seinem donnerndem Gelächter mit ein, als Bulze seinen Krug vor Hextars Nase schob und fragte: "Noch einen Schluck, Kumpel ?", wohlwissend das der junge Krieger sich schon in das Land der Träume verabschiedet hatte. Adlera`s langen Haare wirbelten herum. Ausgelassen gab sie sich der süchtig machenden Musik des Barden hin - auch sie war von den speziellen Getränken des Wirtes leicht benebelt. Aber nicht dermassen als das sie es nicht mehr zustande bekommen würde zu tanzen. Der einzige der nicht seinen Spass zu haben schien war Venom, der an der Kellertür stand und das Geschehen in der Taverne skeptisch beäugelte. Der Mönch gönnte seinen Freunden die ausgelassene Stimmung - erst recht nach der äusserst schwierigen Situation in Flawil, die besonders an Hextar nagte. Er zog seine Kapuze noch ein wenig weiter nach unten und senkte seinen Kopf. So ging er zur Kellertür, öffnete sie und trat in den, geradezu nach Staub riechenden, Gang die Treppe hinunter. Hinter ihm schloss sich die Tür und nur noch sehr dumpf traten die Geschehnisse über ihm an seine Ohren. Vosichtig nahm er jede Stufe einzeln, bis er auch die letzte hinter sich gelassen hatte und dann in dem erweiterten Gewölbe stand, das der SKT als Besprechungsraum diente. Auf einem Stuhl an dem riesigen Tisch lies sich der Mönch nieder. Bereits morgen früh würden er,Zenbar und Adlera nach Bonbolo aufbrechen. Aber Venom hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Auch wenn es ihn freuen würde seinen Meister Yamsil mal wieder zu sehen - irgendetwas lag in der Luft - eine drohende Gefahr ? Richtig beschreiben konnte er es nicht, er konnte dieses Gefühl das ihn seit heute Morgen begleitete nicht in Worte kleiden - weswegen er seine Freunde auch nicht davon unterrichtet hatte. Er hatte manchmal diese Wahrnehmungen, vegleichbar mit den Instinkten von Tieren - aber da sie sich bisher nie als Wahrheit entpuppt hatten, hatte er abstand davon genommen seine Freunde davon zu berichten. Diesmal war es aber etwas anderes. Als würde sich ein Dämon durch seine Innerein fressen nur um ihn darauf aufmerksam zu machen das etwas im argen lag. Aber WAS ? Was lies ihn nicht mehr los ? Es hatte nichts mit ihm persönlich zu tun - dessen war er sich sicher. Zwar konnte man dieses Gefühl mit der Sicherheitskraft von Thorrun in Verbindung bringen, aber es ging hier nur um eine einzelne Person. Einer ! Eine ? Venom lehnte sich zurück und sein blick schweifte über die kargen Wände. Ein einzelnes riesiges Spinnennetz glitzerte in der östlichen Eckwand. "Ein Spinnennetz...",murmelte Venom und fuhr sich über sein Kinn. Das war es. Jemand war gefangen in einem Netz - rein symbolisch. War in etwas verstrickt wo er sich alleine nicht mehr heraushelfen konnte. Und wenn man sich aus einem Spinnennetz nicht rechtzeitig befreien konnte ? Was dann ? Der Mönch spürte den leichten Schmerz an seiner Brust. Augenblicklich fuhr seine Hand dorthin wo er den Schmerz gespürt hatte. Sein Kreuz ! Es hatte sich erwärmt. Er spürte die Wärme durch den dicken Stoff seiner Kutte hindurch durchdringen, als würden die Götter persönlich ihm ein Zeichen geben wollen. "Was ist es ?",kam die flüsternde Stimme von Venom. Wenn er doch nur wüsste wer in diesem Netz gefangen war. Der Mönch spann seine Interpretationen weiter während seine linke Hand auf dem Kreuz ruhte, das an einer Kette befestigt auf seiner Brust lag. In einem Netz konnte man sich nur verfangen wenn man blind war. Wenn man auf seinen Reisen nicht aufpasste - nicht mit geschärften Sinnen seine Abenteuer bestritt. War jemand in ein Netz verfangen und konnte sich von dort nicht mehr befreien ? Blind hineingetappt ? Aber keiner seiner Freunde hatte diese Götter-Gabe verloren. Es war niemand erblindet. "Gabe der Götter ?",fragte Venom sich selbst. Ilusus gab Leben - er konnte es auch wieder nehmen. Er hatte Posera befohlen sich vom höchsten Berg Horisha`s zu stürzen - dem Drachenfels. Aus dem einfachen Grund weil der Gott des Lebens diesen mächtigen Drachen nicht mehr brauchte. Posera hatte seine Pflicht getan - es gab keinen Grund mehr warum dieser heilige Drache weiter existieren sollte. Der schwarze Krieg war zu diesem Zeitpunkt Geschichte. Und der letzte verbliebene Drache sollte es ebenfalls sein. Venom wusste auf einmal was ihn plagte. Zenbar ! Es gab für den Sohn des Soleom nichts mehr zu tun. Nach der Vernichtung Watzaka`s war Frieden eingekehrt - das Brimstone als auch sein Hüter hatten ihre Pflicht erfüllt... Venom spürte die Gänsehaut die sich auf seinem Körper bildete. War Zenbar in Gefahr ? Würde Ilusus ihm das Leben ebenso nehmen wie er es bei Posera getan hatte ? "Nein...",hauchte Venom und spürte den Druck der auf seiner Brust lag. Er blickte hinauf an die Decke des Kellergewölbes. "Es ist mehr als das, nicht wahr ?" Venom wollte nicht glauben das Ilusus Zenbar das Leben nehmen würde. Er hatte Posera getötet um neues Leben zu schaffen - Leben in Form von Menschen, die kurz darauf Horisha besiedelten. Das war mit Zenbar keineswegs zu vergleichen. Aber eines verband die beiden: Beide waren die Hüter des Brimstone. Beide hatten durch die Kraft des Schwertes die Kraft der Finsternis zurück in ihre Schranken gewiesen. Durch göttliche Hilfe - denn ein Gott war es gewesen der dieses Schwert schmiedete. Avalas, der Gott der Klarheit ! Und genau das war der springende Punkt: Zenbar hatte sich von den Göttern losgesagt, sie aus seinem Leben verbannt, über sie geflucht, ihnen die Schuld für alles Leid zugewiesen. Wie konnten die Götter es verantworten, das der Hüter dieses heiligen Schwertes nur noch auf sie spie ? Venom spürte den Stich in seiner Brust und der alte Mönch rang augenblicklich nach Luft. "Zenbar...",krächzte er und begab sich zur Treppe. So schnell ihn seine alten Beine tragen konnten stürzte der Mönch die Treppe hinauf, stiess die Tür auf und wühlte sich durch die Menschenmenge dem Ausgang entgegen. Adlera als auch Bulze bekamen den aufgebrachten Venom kurz zu Gesicht, bevor er die Taverne verlies. Die besorgten Gesichter von Adlera und dem stämmigen Barbaren trafen sich kurz, bevor beide schnellen Schrittes dem Ausgang entgegen hechteten...

    Zenbar spürte die Wucht des Brimstone als es sich durch seinen Brustkorb bohrte. Der Krieger verlor den halt und wurde nach hinten geschleudert. Mit seiner Schulter streifte er noch den rechten Rand der Wanne, bevor er sich halb überschlug und vor dem Kamin seitlich liegen blieb. Er versuchte zu schreien, aber kein Geräusch drang aus seiner Kehle. Mit einer immensen Kraftanstrengung stützte er sich auf seine Ellbogen. Seine Arme zitterten. Ebenso seine Lippen als er erneut versuchte etwas zu sagen. Zenbar schmeckte das Blut, das durch seinen Mund hindurchsickerte und sein Kinn benetzte. Mit flackernden Augenliedern schaute er an sich hinunter...nur noch der Griff ragte aus seiner Brust. In einem moment der Verzweiflung glaubte Zenbar sich in einen seiner Träume wieder zu finden - das viele Blut konnte gar nicht von ihm alleine stammen. Womöglich würde er gleich schweissgebadet aus diesem Gottverfluchten Traum aufwachen. Die Schmerzen belehrten ihm aber eines besseren. "Nein - kein Traum", wollte der Krieger flüstern, aber statt der Worte drang nur ein grunzen und weiteres Blut über seine Lippen. Er spürte den Schwindel aufkommen, als ihn auch seine letzten Kräfte verliessen und er sich nicht länger auf seinen Ellbogen halten konnte. Zenbar fiel auf die Seite, seine Beine unterlagen unkontrollierbaren Zuckungen. Noch nie hatte er sich so müde gefühlt - ein Königreich für einen erholsamen Schlaf. Die Augen konnte der Krieger kaum noch offen halten, wie zwei schwere Eisentore zogen sich seine Lieder nach unten. Er blinzelte auf sein Bett, das in seiner Blickrichtung lag. Zwei Gestalten sassen dort - sie beobachteten ihn, schienen aber nicht gewillt ihm zu helfen. Stimmen erklangen, wie aus weiter ferne, aus einer anderen Dimension. Plötzlich sah er sich strampelnd auf einem Bett wieder. Seine Mutter bäugte sich über ihn um ihn zu beruhigen. Sein Vater kam die Tür hinein, winkte ihn zu sich. Der kleine Junge Zenbar sprang seinem Vater freudig in die Arme, bis sich sein Vater in Tolve verwandlete und er sich mit dem Dieb spielend auf dem Marktplatz Thorrun`s wiederfand. Zenbar wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein Ruck durch seinen Körper ging und er abhob. Wieder drangen Stimmen an seine Ohren, nur waren sie diesmal klar zu verstehen. Benommen sah sich Zenbar auf sein Bett zu fliegen. "Thor stehe uns bei...", vernahm er dumpf eine ihm bekannte Stimme. Noch bevor er das Bett erreicht hatte, sah er Tolve am Brunnen von Thorrun sitzen. Er wirkte müde und ausgelaugt. Dann flog ein Schwert vorbei und vollführte eine drehung in Zenbar`s Hand. Der Schatten an der Wand machte diese Bewegung mit, bevor er verschwand und sich Zenbar in einem Waldstück wiederfand. Er konnte die Sonne auf seiner Haut spüren - eine Leiche lag vor seinen Füssen. Sein Vater - Rauch - Feuer - ein gellender Aufschrei - eine Hand auf seiner Schulter - ein erbebender Ruf nach Odin, den Gott des Krieges. Dann kam die Stille. Eine erdrückende, geradezu beklemmende Stille die sich in Zenbar`s Innerem breit machte. Verschwommene Musik - Zwei Wölfe tanzten vor seinen Augen, und ein Elf stimmte mit Klatschen zum Takt der, in der Luft schwebenden, Laute - Chemena, Adlera, Tolve, Gondi - Umrisse seiner Freunde erschienen vor seinen Augen und verschwanden bald wieder um der Fratze einer riesigen Raupe platz zu machen. Blut floss über Zenbar - angewiedert schrie der Krieger auf. Die Fratze eines Drachen erschien und lachte ihn aus. Vom inneren heraus drangen die Maden aus der Fratze des Drachen und liessen nur einen Totenkopf übrig. Zwei, in einer Kutte verborgene, Arme breiteten sich aus, ein gelblicher Schleier begleitete deren zackigen Bewegungen. Zwei Kreise läuchteten in mitten der Finsternis auf - Watzaka`s Augen platzen ohne ein Geräusch dabei zu verursachen, Steine polterten auf den Herren der Finsternis hinab - ein gellender Schrei - Tolve lag auf den Boden, er rührte sich nicht mehr. Flüche halten über die Surreale Szenerie, Blitze schossen aus dem Himmel und trafen Zenbar. Die Szenerie der Feste wechselte Schlagartig, und der seelisch angeknackste Krieger fand sich in Flawil wieder. Das kleine Mädchen Adlera reichte ihm seine Hand, aber Zenbar fuhr immer wieder durch sie hindurch. Bulze`s Schatten warf sich über dem Mädchen - er zog seine mächtige Axt - schlug nach den Dämonen der neben ihm stand. Zenbar machte es ihm gleich. Dann standen sie vor einer Tür - Thorrun hatte sie wieder. Im Kerzenschein sah sich der Krieger beten, nicht für die Götter sondern für seinen Vater. Ein strahlend blauer Horizont wechselte in unfassbarer Geschwindigkeit mit der Nacht. Immer und immer wieder zog die Sonne dort, wie ein Pfeil von einem Bogen abgeschossen, ihre Runden - sie tauchte immer wieder ab und liess einen weiteren Tag hinter sich. Venom`s Gesicht tauchte vor seinen Augen auf - er lächelte, genau wie Genamis der neben ihm stand und ihm gleichzeitig die Hand hinhielt. Zenbar wollte nach dieser Hand greifen, aber er fuhr immer hindurch. Schliesslich bekam er sie zu packen - die Hand eines kleinen verletzten Mädchens. In grellen Farben erschien eine weitere Gestalt - Hextar. Er stand unmittelbar vor einer weiteren, die im gegensatz zu ihm vollkommen Schwarz war. Amitla`s lachen war verzerrt, als ein aus flimmernden Punkten bestehender Soldat sein Schwert in eine unschuldig dreinschauende Person rammte. Blut schoss in Strömen über die Szenerie und verteilte sich in einer Wanne mit warmen, wohlriechendem Wasser. Wie schwimmendes Ungeziefer zog das Blut durch das warme Nass. Warm - beruhigend - entspannend - bis es urplötzlich eisig kalt wurde und Zenbar es fröstelte. Er rang nach Luft, wollte sich aus der Wanne stemmen - aber seine Kräfte verliessen ihn. Schwärze - ein Nichts - Stille...

    "Hilf mir, Bulze !", schrie Venom und griff Zenbar unter die Arme. Bulze war sofort zur Stelle, nahm Zenbar bei den Füssen und mit einem Ruck hatten sie Zenbar empor gehoben. "Thor stehe uns bei...", grunzte der Barbar. Venom und er liessen Zenbar seitlich auf das Bett nieder. Sie mussten auf das Schwert achtgeben, denn es hatte sich komplett durch den Oberkörper des Kriegers gebohrt und trat aus dem Rücken blutverschmiert wieder heraus. Adlera stand neben dem Bett und weinte bitterlich. Sie wusste immer noch nicht was geschehen war, konnte mit der Situation mit der sie sich auf einmal konfrontiert sah nicht fertig werden. Zenbar schrie plötzlich auf, hob seine Hand und liess sie danach erschöpft auf die blutig gewordenen Laken fallen. Adlera musste sich am Bettpfosten festhalten - sie fühlte sich auf einmal so hilflos und schwach. "Was zum Tartarus ist passiert, Venom ?", keifte Bulze voller Zorn. Venom passierte die riesige Blutlache auf dem Holzboden und eilte zum Schrank, wo er nach seinen Sachen kramte. "Wie konnte das passieren, verflucht nochmal !", schrie Bulze und schlug seine Faust gegen die östliche Hauswand. "Er dürfte gar nicht mehr leben...", sagte Venom und kam mit einer kleinen Holztruhe wieder. "Das Schwert hat sein Herz..." "Nein...", flüsterte Adlera und kniete sich neben dem Bett. Sie vergrub ihr Gesicht in das Laken und strich Zenbar über sein nasses Haar. "Du darfst nicht sterben...ich...ich brauche Dich doch..." Venom öffnete die Truhe und holte einen kleinen braunen Beutel hervor. Er entfernte die Schnur und verteilte glitzernden Staub auf die Wunde, wobei der Griff des Brimstone ebenfalls nicht davon verschont blieb. Ein lautes Zischen ging durch den Raum und aus der Wunde stieg ein milchiger Nebel. Zenbar schrie ein weiteres mal auf und seine Hände krallten sich in die Laken des Bettes. Wieder trat ein Schwall Blut über seine Lippen und verteilte sich auf seinen nackten Oberkörper. "Zieh das Schwert heraus, Bulze !!!", schrie Venom. "NEIN !!! Er wird verbluten...", wandte Adlera entsetzt ein. "Keine Angst, Adlera. Der Staub der Kolondaner wird die Blutungen stoppen." "Aber das Schwert hat sein Herz durchdrungen !!!", bellte Adlera Venom an. "Es ist ein Wunder das er noch lebt - das sagte ich bereits ! In dem moment wo das Schwert sein Herz durchstochen hat, hätte er tod sein müssen !!!", versuchte Venom beruhigend auf Aldera einzureden. "Das Schwert hat sich gegen ihn gestellt - und nur wenn wir den Kontakt unterbrechen können, kann Zenbar gerettet werden !" "Ich tue es...", sprach der Barbar und stellte sich neben der knieenden Adlera hin. Beide Hände legten sich um den Griff des Brimstone und Bulze spannte seine Muskeln an. "Zieh !!!", forderte Venom ihn auf. Und Bulze zog. Aber das Schwert rührte sich keinen Millimeter, obwohl der Barbar schon recht viel Kraft in diese Aktion investiert hatte um das Schwert mit einem Ruck zu entfernen. "Das kann nicht sein !", fluchte Bulze. "Du musst Deine ganze Kraft gebrauchen ! Wenn wir das Schwert nicht lösen können ist Zenbar verloren !!!", zischte Venom und wandte sich Zenbar`s Gesicht zu. Er hob ein Augenlied hoch und sah die klein gewordene Iris. Bulze atmete ein letztes mal tief ein. "Ich muss es schaffen !",gab sich der stämmige Barbar mut und dann zog er mit all seiner Kraft. Er presste die Zähne aufeinander, augenblicklich traten Schweissperlen auf sein Gesicht und auf seinem halbnackten Oberkörper. Seine mächtigen Muskeln spannten sich bis in`s unermeßliche. Dann lies er erschöpft ab. "Bei Thor...Ich...schaffe es nicht, Venom.", grunzte Bulze. Venom winkte ab. Mit müden Schritten ging er zum einzigen Fenster in der Behausung und starrte hinaus. Kalt fuhr der Wind durch die neben ihm noch offenstehende Tür und hinterlies eine Gänsehaut auf seinen Rücken. "Was ist ???", kreischte Adlera und gestikulierte hektisch. "Zum Hades: Tu etwas, Venom !!!" Der Mönch zog seine Kapuze noch weiter in sein Gesicht und verschränkte vor dem Fenster seine Arme. Er sah einen der Monde über Horisha leuchten und in der plötzlich eingetretenen Stille konnte man leise Musik aus der nahe gelegenen Taverne vernehmen. "Nein, Adlera. Zenbar ist nicht mehr zu helfen - er ist tod.", flüsterte Venom. Und in Gedanken verschlungen bekam er nicht mehr mit wie Adlera an ihm vorbeistürzte, und die gesamte Nachbarschaft als auch die lebenden Tiere in den umliegenden Wäldern mit ihrem verzweifelten Schrei auf sich aufmerksam machte...

    Licht ? Wo bin ich ?

    Hextar wandte sich würgend von Zenbar`s Leiche ab. Mit schnellen Schritten trat er durch die Tür und übergab sich lautstark. In gebückter Haltung stand er da, hielt sich mit einer Hand an den Türrahmen fest, während die andere auf seinem Bauch lag. "Ich verstehe das nicht, Venom.", sagte Bulze resignierend. Er sass neben dem Kamin, hatte seine Knie angezogen und seine Hände ruhten auf dem Griff seiner Streitaxt, die er zwischen seinen Beinen auf dem Boden gestemmt hatte.

    Farben ? Formen ? Das kann nicht sein...

    "Warum ?", fragte er erneut, wie schon so oft seit der vergangenen Nacht. "Was, beim mächtigen Thor, ist geschehen ?" Venom war es müde geworden nach antworten zu suchen. Er blickte noch ein letztes mal auf das Laken, mit dem sie Zenbar zugedeckt hatten, nachdem für sie feststand das er nicht länger unter den Lebenden weilte. Selbst nach Zenbar`s tod hatten sie es nicht geschafft das Brimstone aus seinem Körper zu entfernen und die makabere Wöllbung des Lakens wies darauf hin. "Den Grund werden wir wohl nie erfahren, Bulze.", sagte der Mönch mit trauriger Stimme. "Ich hatte eine Vorahnung - und trotzdem kamen wir zu spät."

    Nein...

    "Wer immer das auch Zenbar angetan hat...er wird meinen Zorn zu spüren bekommen.", erbebte die Stimme des Barbaren. "Irgendwer wird dafür mit seinem Leben bezahlen müssen !!!" "Nicht irgendwer, mein Freund.",sagte Venom und schritt der Tür entgegen. "Sondern irgendetwas..."

    Der junge Krieger fühlte sich benommen und leer, selbst der anblick Adlera`s konnte ihn nicht aufheitern. Sie sass alleine am Brunnen Thorrun`s, blickte gedankenversunken zu Boden. Der Markt wirkte um diese Zeit wie ausgestorben - die meisten Bewohner schliefen noch. "Hey Adlera...",sprach Hextar aufmunternd und versuchte zu lächeln, als Adlera zu ihm hin sah. Er konnte nicht. Und er wäre wahrscheinlich selbst erschrocken hätte ihn in diesem moment jemand einen Spiegel vor die Nase gehalten um sein bitteres lächeln zu zeigen. Er setzte sich am Rande des Brunnens neben Adlera, die übermüdet und kraftlos wirkte. Ihre Haare lagen ihr wild im Gesicht, ihre Augen waren vom vielen Weinen rötlich geschwollen. Ihr Kleid war verschwitzt und schmutzig. "Alles in ordnung ?", fragte Hextar und bereute es sofort so etwas selten dämliches gefragt zu haben. Mit einer Schüchternheit, die man von dem sonst aufbrausenden Hextar gar nicht kannte, legte er einen Arm um Adlera. "Was mache ich eigentlich noch hier ?", flüsterte die Kriegerin trocken. "Bi...bitte ? Was meinst Du ?" "Ich habe hier nichts mehr verloren, Hextar." Hextar spürte den Stich in seiner Brust. "Bitte ?" "Ich...", sagte sie traurig. "Ich kann hier nicht länger bleiben. Ich werde noch heute austreten, Hextar." "Was ? Ne...nein !!! Warum ?", stotterte Hextar aufgeregt und stellte sich schnell vor Adlera hin. "Du kannst nicht gehen...Du darfst nicht gehen... Du...Genamis wird Dich nicht gehen lassen...wenn Du...Du..." "Hör auf, Hextar ! Mein entschluss steht fest ! Es gibt nichts was mich hier bei der SKT noch hält !" "Nichts ?", fragte Hextar wütend und stemmte seine Arme in die Hüfte. "Sind wir etwa NICHTS ? Es sind Deine Freunde denen Du den Rücken kehren willst !" "So meinte ich das nicht...", sprach Adlera leise und starrte wieder zu Boden. "Natürlich seid ihr meine Freunde - ihr seid alle Teil meines Lebens geworden. Aber...aber etwas in mir ist mit Zenbar vor dem Altar der Götter getreten. Ich erwarte nicht das Du das verstehst..." "Wir alle werden Zenbar vermissen, Adlera. Aber keiner von uns wird deswegen aufhören für das zu kämpfen an was wir glauben." "Ich schon...", Adlera fuhr sich durch ihre langen Haare. "Verdammt nochmal !",fluchte Hextar laut. "Ich will nicht länger kämpfen...ohne ihn. Ich...Ich habe ihn geliebt, Hextar." Hextar atmete langsam ein und aus und nickte anschliessend. Natürlich wusste er dies. Nur einem Blinden wäre nicht aufgefallen das Adlera mehr für den Sohn des Soleom empfand als Freundschaft. "Und andererseits...", fügte die Kriegerin hinzu. "Er war wie ein Vater für mich. Er hat mich zu dem gemacht was ich bin. Aber wie ich bereits sagte erwarte ich nicht das Du das verstehst." "Aber...aber...",sagte Hextar leise und setzte sich wieder auf den Rand des Brunnens. Krampfhaft suchte er nach den passenden Worten. "Du bist doch nicht alleine für Zenbar der SKT beigetreten." Adlera schüttelte den Kopf.

    NEIN !!!!

    "Ich wäre Euch keine grosse Hilfe mehr, Hextar." "Rede keinen Unsinn.", sprach Hextar wütend, weil ihm einfach nichts besseres einfiel. Beide schwiegen eine ganze weile und starrten auf den Boden. "Dann geh...", erklangen Hextar`s Worte sehr resignierend. "Auch Genamis wird Dich nicht davon abhalten können. Wenn Du Dir etwas in den Kopf gesetzt hast, ist es als würde Stahl auf Stahl schlagen wenn man versucht Dich davon abzuhalten." Hextar suchte mit verengten Augen den blauen Horizont ab. "Ich werde bleiben - und weiter kämpfen. Für Zenbar ! Wir alle werden weiterkämpfen, denn das sind wir ihm schuldig." Für einen moment schloss er seine Augen. "Eine grosse Leere ist entstanden. Auch wenn Zenbar nicht allzu lange dabei gewesen war - er war ein Bestandteil der SKT, immer jemand zu dem ich aufsehen konnte. Und es gab wahrlich nicht viele Menschen in meinem bisherigen Leben die mir Respekt in dieser Form abverlangten. Aber...er hätte nicht gewollt dass das alles so endet, Adlera ! Denkst Du das nicht auch ?" Hextar stand auf und wartete darauf das Adlera vielleicht noch etwas sagen würde, aber stattdessen sah die Kriegerin weg. "Wann werden wir Zenbar die letzte Ehre erweisen ?",fragte der Kurzhaarige Krieger müde. "In wenigen Stunden...",sagte Adlera und begann wieder zu weinen. Dann brach ein gebündelter Strahl in den Horizont und erregte die aufmerksamkeit der beiden. Im ersten Augenblick war Hextar im glauben es würde sich dabei um eine verspieltheit der aufgehenden Sonne handeln. Aber der Strahl schimmerte in einem leichten Grün und schien zudem im Westen von Thorrun seinen Ursprung zu haben. "Was geht denn da vor sich ?",sprach der Krieger leise und verliess den Marktplatz um zu sehen woher der Strahl kam. Wie ein langer Arm schoss er hoch in den blauen Horizont, von unten nach oben breiter werdend. Adlera folgte ihm, auch sie war auf diese Erscheinung neugierig geworden. Beide passierten einige Häuser und schliesslich wussten sie wo das ganze Spektakel seinen Urspung hatte. Ungehindert drang der leicht flimmernde, gebündelte Strahl durch das Dach von Adlera`s, Venom`s und Zenbar`s Behausung.

    Fassungslos standen die vier Freunde vor dem Leichnam Zenbar`s. Venom hatte das Laken bis zum Unterkörper zurückgezogen, aber keiner achtete auf das viele getrocknete Blut das sich überall verteilt hatte. Der verstorbene Krieger lag immer noch auf der Seite und die Aufmerksamkeit der anwesenden galt einzig und allein dem Fingerdünnen Strahl, der von Zenbar`s Brust aus sich seinen Weg bis zu Decke ebnete, wo er schon die Breite eines Oberarmes angenommen hatte.. "Der...der Strahl richtet sich wie ein Trichter in den Horizont.", klärte Hextar Bulze und Venom auf, die das natürlich nicht wussten. "Als würde er etwas auffangen wollen was von oben herab fällt." "Das ist das Werk des verfluchten Gottes Baphomet.",hauchte Bulze und wich eschrocken zurück. Wenn sich auch Bulze vor nichts Lebendem fürchtete, um so mehr unbehagen rief Magie in ihm wach. Und sein Gefühl gegenüber dem namenlosen Gott der Finsternis war schon mehr als nur blanke Furcht. "Was ist DAS ?",fragte Venom und betonte das letzte Wort in dem er mit einem Finger auf Zenbar`s Brust wies. Dort trat der Strahl aus irgendetwas rötlichem empor, was der Krieger an einer kurzen Kette befestigt um den Hals trug. Adlera legte ihre Stirn in Falten und trat langsam an Zenbar`s Bett. "Bleib weg, Adlera !!!",flehte Bulze. "Das ist schwarze Magie !!!" "Nein...", sagte sie und griff vorsichtig nach dem viereckigen Amulett. "Das ist Gondi`s Amulett !" "Und ?", fragte Hextar nervös. "Es war Gondi`s Abschiedsgeschenk kurz vor seinem Tod. Er sollte es gut aufbewahren. Aber..." Adlera stockte als sie sah das die Flüssigkeit im inneren des Amuletts verschwunden war.

    RÜCKBLENDE:

    Zenbar schaute auf Tolve,der in seinen Taschen nach etwas kramte. Schliesslich holte er ein viereckiges etwas hervor. "Was ist das ?",fragte Zenbar und runzelte die Stirn. Tolve schüttelte nur den Kopf. "Ich weiss es nicht.Gondi gab es mir, bevor seine Kräfte ihn verliessen.Ich sollte es Dir überreichen." Zenbar nahm das rötliche Amulett an sich und hielt es gegen das trübe Morgenlicht.Eine weisse Flüssigkeit schwappte im innern des Amuletts.

    Der grünliche Strahl trat direkt aus dem inneren des Amuletts, von der einst weissen Flüssigkeit war nichts mehr zu sehen. "Was hat es damit auf sich ?", fragte Venom. "Das wusste selbst Zenbar nicht, denn Gondi konnte ihn nie darüber aufklären." Bulze stand der Tür am nächsten, als wollte er jeden moment das Weite suchen sobald sich etwas ereignen würde mit dem er nicht klar käme. Seine Stimme klang auch längst nicht mehr so kräftig wie sonst: "Und...und nun ? Was passiert jetzt ?" Die Antwort darauf konnte wohl nur Zenbar selbst geben, dessen Seele in diesen Momenten die grössten Qualen seines Lebens durchlitt...

    Zenbar öffnete seine Augen. Die Umgebung in der er sich befand war in grelles Licht getaucht, die in seinen Augen schmerzte. Für einen Moment verlor er seine Orientierung - und erst allmählich wurde ihm bewusst das er lag. Aber als er an sich hinunter sah, konnte er keinen Boden ausmachen, es gab praktisch nichts auf das er hätte liegen können. Er sah sich umgeben von etwas strahlend Weissem, das er mit seinen Augen nicht durchdringen konnte. Irritiert stemmte sich der Krieger auf und blickte hinab auf den Nebel, der seine Füsse verbarg, bis zu seinen Knien reichte und sich schlängelnd seinen Weg nach vorne bahnte, als gäbe es dort ein Ziel das er beabsichtigte zu erreichen. Erst jetzt bemerkte Zenbar das er rein gar nichts an hatte. Vollkommen nackt stand er mit beiden Beinen auf einen Boden, den er mit seinen Augen nicht ausmachen konnte, der ausschliesslich aus diesem dichten Weiss zu bestehen schien. Während sein Blick nach unten gerichtet war sah er aus den Augenwinkeln etwas an sich vorbeischiessen. Leicht erschrocken wich der Krieger zurück. Bunte Schlieren schossen in atemberaubender Geschwindigkeit in die Unendlichkeit, die vor seinen Augen lag. Eine endlose blaue Leere über ihn und ein nie enden wollender Teppich aus Nebel war die Landschaft in der er sich hier wiederfand. Und die bunten Schlieren verloren sich im satten Blau. Immer wieder tauchten sie aus dem Nichts auf, blieben für einen kurzen Augenblick in der Luft schweben um dann vollkommen lautlos ihre schnelle Reise in dieses blaue Nichts anzutreten. Dann spürte Zenbar das Gewicht an seiner Brust. Als er an sich hinunter blickte fiel ihm auf das er doch etwas mit sich trug. "Das Amulett...", hörte Zenbar sich sprechen. Und obwohl er diese beiden Wörter nicht laut von sich gegeben hatte, verloren sie sich in einem Echo in dieser unendlichen Prärie. Er legte das Viereckige Schmuckstück in seine Hand und betrachtete es neugierig. Seitdem Tolve ihn damals dieses Amulett überreicht hatte, hatte er es nie mehr abgelegt - und obwohl er sich nie grossartig damit befasst hatte, war etwas anders an Gondi`s rötlichem Andenken. Damit meinte er noch nicht einmal die Wärme die das Amulett von sich gab, sondern etwas an seiner Form. Einen moment kam der Krieger in`s grübeln. Hatte er es wirklich von dem Zauberer erhalten ? Oder war es nicht in wirklichkeit Tolve`s Amulett ? Hatte er es vielleicht irgendwo gefunden ? Irgendwie liessen ihn seine Erinnerungen im stich... "Keine Angst...", drang es leise an seine Ohren und seine Gedankengänge wurden unterbrochen. Zenbar legte seine Stirn in Runzeln und schaute sich nervös um. Aber da war keiner der diese Worte hätte aussprechen können - nur eine unendliche Blau-Weisse surreale Szenerie die ihn verschlungen hatte. "Hab keine Angst...", hörte er die Stimme erneut. Es war eine weibliche Stimme die da an seine Ohren drang, und sich mehr und mehr festigte je öfter sie diese drei Worte wiederholte. Zenbar griff automatisch mit seiner rechten Hand an seine Hüfte. Es war nichts weiter als ein Abwehr-Reflex, den er in seinem Leben so oft anwenden musste - aber natürlich trug er kein Schwert, was ihm auch kurz darauf bewusst wurde als seine Hand in`s Leere glitt. "Zenbar...", erklang die Stimme, als würde sie direkt vor ihm stehen. "Meine Kräfte verlassen mich bereits. Ich werde nicht lange bleiben können..." "Chemena...", flüsterte Zenbar und ein Schauer fuhr ihm den Rücken hinab. Er hatte die Stimme erkannt, die da im sanften Ton auf ihn einredete. "Chemena...wo...wo bist Du ? Ich kann Dich nicht sehen. Wo bin ich ? Was mache ich hier ?" Ein lautes ächtzen erklang. "Du...", hörte er Chemena`s Stimme ein wenig leiser als vorher. "Du musst das Portal, das gleich vor Dir erscheinen wird, durchqueren. Ich bin leider nicht stark genug um Dich weiter zu begleiten, Zen ! Aber die anderen warten auf Dich. Gehe voran ! Wir sind bei Dir, Zen." Dann hörte er die Körperlose Mutter Adlera`s laut aufschreien. Wie vom Wind weggetrieben erstarb der Schmerzerfüllte Schrei langsam, bis er nur noch leise zu hören war. "CHEMENA !", rief Zenbar und blickte in die Blaue Unendlichkeit über ihm. Aber es war wieder Stille eingekehrt. Eine beklemmende Stille, und Zenbar fühlte sich unwohler denn je in seiner Haut. Was machte er hier ? Wieso war er nicht mehr... "Ja...WO eigentlich ?",sprach er mit sich selbst und lauschte danach, wie die Worte vom nicht vorhandenen Wind weggetragen wurden. Irgendwie konnte er sich nicht erinnern, wo er zuletzt gewesen war. Nur verschwommen kehrte seine Erinnerung zurück über den Ort, an dem er gewesen war, und an dem er zu diesem Zeitpunkt eigentlich hätte sein sollen. Irgendetwas hatte sich ereignet - und von da an ging auf einmal alles irgendwie sehr schnell...! Aber WAS genau war geschehen ? Er vermochte sich beim besten Willen nicht daran zu erinnern. Dann sah der Krieger das Portal vor sich, von dem Chemena gesprochen hatte. Es war nur wenige Schritte entfernt und war vollkommen lautlos und wie aus dem Nichts erschienen. Ein grelles Loch, gerade breit genug um einen Menschen aufzunehmen. Erst zögerte Zenbar noch. Er verspürte keine Lust dem Wunsch Chemena`s nach zu kommen und in dieses klaffende Maul grellen Lichtes einzutreten. Aber wo immer er sich auch befand - er hatte hier nichts verloren und wollte diesen Traum so schnell wie möglich hinter sich lassen.

    Er MUSSTE träumen. Nichts von dem was hier geschah war für ihn real geschweige denn nachvollziehbar. Vielleicht hatte er einen Schlag auf den Kopf bekommen, das er dermassen halluziniere, und sich an vergangenes nicht mehr erinnern konnte. Und Zenbar fragte sich was er schon zu verlieren hätte...Er würde Chemena`s Vision den Gefallen tun... Und so trat der Krieger mit abschirmenden Augen näher an das "Portal", das ihn, so hoffte er, zurück bringen würde - wo auch immer dieses Zurück sein würde.

    Gesichter schossen an ihm vorbei. Aber es waren keine warmen, freundlichen Gesichter sondern Fratzen die keinen menschlichen Ursprung hatten. In dem grellen Licht bildeten sie einen starken Kontrast und während Zenbar`s Körper, durch irgendetwas angetrieben, nach vorne flog, griffen Klauen von allen Seiten nach ihm. Sie streiften seinen Körper und einige hinterliessen mit langen Nägeln blutige Spuren auf seinen Armen, Beinen und der Hüfte. Angewiedert schlug der Krieger nach ihnen, aber seine Bewegungen waren dermassen langsam das sie wirkungslos blieben. Wie in Zeitlupe drehte Zenbar seinen Kopf und sah direkt in das Gesicht eines Orks, dessen Visage schon in die Verwesung übergegangen war. Die grünhäutige Bestie schien seinen Flug durch Raum und Zeit zu verfolgen und öffnete gierig seinen Mund, aus dem Augenblicklich Maden fielen. Dann spürte Zenbar während seines Fluges das etwas in seine rechte Hand fiel - es war sein Schwert, das heilige Brimstone, das sich wieder in seinem Besitz befand. Aber noch bevor der Sohn des Soleoms mit seinen langsamen Bewegungen nach den Ork schlagen konnte, reagierte dieser und wich zurück. Somit gab er mehr als nur sein Gesicht preis, und in Zenbar kehrten Bruchstücke der Erinnerungen zurück. "Ich kenne Dich", sagte der Krieger mit unendlich gedehnten Wörtern und langsam fuhr sein freier Arm hoch, damit er mit dem Zeigefinger auf den grossen Ork zeigen konnte. Er sah wie der Ork, gekleidet in einer grünen Lederweste, hinter seinem Rücken griff und etwas hervor holte. Hinter ihm tauchten die Gesichter von Menschen auf, die eingehüllt in einem rötlichen Schleier ihren Schmerz ausdruck gaben. Entweder schrien sie, hielten sich panikerfüllt die Hände auf dem Kopf, oder machten abwehrende Gesten während sie gleichzeitig den Kopf schüttelten. Eine riesige Menschentraube hatte sich hinter der grünhäutigen Bestie versammelt, aber an Zenbar`s Ohren drang nicht ein Laut, den die Menschenmasse aber ohne zweifel von sich gab. Ihre Münder bewegten sich, sie riefen ihm etwas entgegen während ihre angsterfüllten Augen auf den langhaarigen Krieger hafteten. Vielleicht wollten sie ihm vor irgendetwas warnen, aber der Krieger konnte sich nicht vorstellen das sie alleine vor dem Ork eine solche Panik besassen. Dann hatte der Ork seinen Gegenstand hervorgeholt und die Menschen erblassten in diesem satten Rot. Zuletzt sah Zenbar traurige, deprimierte Gesichter, und einige hatten sogar begonnen zu weinen - dann waren sie verschwunden. Und mit ihnen verschwand der rötliche Schleier der sie umgeben hatte. Zurück blieb dieses enorm grosse Ungetüm, das ein Schwert in Händen hielt. Eines das dem Brimstone mehr als nur glich ! Der Ork hielt die bläuliche Klinge in beiden Händen. Er bleckte seine Zähne und stürmte dann mit weit ausgeholter Waffe vorwärts. Zenbar wollte seinen Arm hochreissen und den Schlag mit seiner Klinge parieren - aber viel zu langsam ging diese Bewegung von statten...

    Laut ächzend fiel Zenbar auf seine Knie und seine Hände landeten auf den grauen Boden unter ihm. Er spürte die Kälte des Gesteins unter ihm in seine Hände steigen, und auch die Luft schnitt eisig durch seine Lungen. Sein Atem kodensierte vor ihm. Erschöpft blickte er nach unten und versuchte den Brechreiz zu unterdrücken, der in ihm aufkam. Er hob seinen Kopf und sah sich in einer Art Halle wiederfinden, bei der das vor ihm liegende Holztor der einzige Ausgang war. Rings herum waren kahle Wände und von irgendwoher drang schwaches Licht in diesen Raum, gerade genug um alles erkennen zu können. Wankend kam der Krieger auf die Beine, und blickte auf sich hinab. Er hatte wieder seine Kleidung an, seine kurze Lederweste, seine Kettenhose...und sein Schwert, das in seiner Scheide an seiner Hüfte baumelte. "Kein Traum...",sprach er flüsternd. Aber diese Erkenntnis rief keine Glücksgefühle in ihm wach. Denn man hatte ihn an irgendeinen Ort verschleppt, wo die Wände kälte absorbierten und die Luft nach Blut roch. Er hatte dieses seltsam leuchtende Portal passiert in der Hoffnung wohlbehalten wieder aufzuwachen, aber stattdessen lag hier an diesem Hort des Bösen die Gefahr in der Luft. Zenbar hatte eine gute Ausbildung bei seinem Vater und bei der Gilde der Krieger genossen - der sechste Sinn für die Gefahr war ihm regelrecht eingedroschen worden. Wo immer er sich auch befand - dieser Ort hatte eine beklemmende wirkung auf ihn.

    Kein Traum...ich spüre die Kälte an meiner Haut und sogar die Angst in meinen Venen. Und doch habe ich soeben wieder etwas geträumt, das ich nicht deuten kann. Nimmt es denn nie ein Ende ? Wo bin ich hier ? WER hat es auf mich abgesehen ? Ist das Real, ist es ein Traum ? Aber...aber noch lebe ich...wer auch immer nach meinem Leben trachtet - ich werde nicht aufgeben. Ich lebe noch...

    "Ich lebe noch...", wiederholte Zenbar seine Gedanken und blickte auf das wuchtige braune Holztor vor ihm. "Nein, Zen. Du bist tot !", erklang eine Stimme hinter ihm. So schnell hatte Zenbar in seinem ganzen Leben noch nicht sein Schwert gezogen, während er gleichzeitig wie ein Wirbelwind herum fuhr, bereit den Gegner sofort niederzustrecken der sich da von hinten an ihn herangeschlichen hatte. Er wollte gerade seine Klinge zum tödlichen Stoss ansetzen als er in seiner Bewegung inne hielt, und erschrocken zwei Schritte nach hinten stolperte. Er hatte nur noch Augen für die Gestalt, die da vor ihm mit verschränkten Armen stand und ihn völlig emotionslos beobachtete. "Das kann nicht sein, verdammt ! Bin ich denn dem Wahnsinn nahe ?", fluchte Zenbar und verstaute sein Schwert. "Nein, das bist Du nicht. So hoffe ich jedenfalls.", sagte Tolve und richtete sein Diebesgewand zurecht. "Du bist tot, Zen ! Es tut mir leid..." Zenbar vergrub sein Gesicht in seine Hände. "Du...Du bist nicht echt ! Chemena war nicht echt ! NICHTS HIERVON IST REAL !",schrie er. "Man kann es Dir nicht übel nehmen das Du verwirrt bist. Vielen von uns erging es nicht anders.", sagte der blass schimmernde Tolve und hob eine Augenbraue. "Aber es freut mich das Du Dich an mich erinnerst, mein Freund. Dein Geist ist stark - es dauert normalerweise Jahre bis die Erinnerungen an ein anderes Leben wieder hochkommen. Das war bei mir nicht anders, denn es ist als wärst Du im Tartarus, dem Reich der Seelen, neu geboren - ohne deinem alten Erinnerungsvermögen. Die Tatsache das Du bereits jetzt Fetzen der Erinnerungen in Dir trägst, beweist das es noch nicht zu spät ist..." Zenbar schüttelte leicht den Kopf und ging auf den graulich schimmernden Tolve zu. Er hatte sich nicht verändert zu damals. Noch immer stand ein junger Mann vor ihm, so wie Zenbar ihn in Erinnerung hatte. Tolve schien keinen Tag gealtert zu sein seit seinem Tode... Noch immer trug er sein Diebesgewand und seine beiden Dolche blitzten an seinem Gürtel, auch wenn er selbst Grau und durchsichtig wirkte. Wie lange hatte er Tolve nicht mehr gesehen seit seinem tode ? Zwanzig Jahre ? Sie waren noch fast Kinder gewesen, obwohl Tolve zwei Jahre älter war als er - aber mit seinen einundzwanzig Jahren war auch er, der im Herzen ewig jung gebliebene Dieb, viel zu Jung zum sterben gewesen. Der Krieger schüttelte fassungslos den Kopf über die Erkenntnis hier vor einem Geist oder dergleichen zu stehen. Und als Zenbar nach Tolve`s Schulter griff fuhr seine Hand hindurch. Er sah den ehemaligen Schattenkämpfer kurz mit dem Mundwinkel zucken. "Wir können uns nicht berühren. Obwohl Du und ich hier in gleicher Form existieren, ist es bei Dir dennoch etwas anderes. Deine Materie ist noch nicht vollkommen verflogen, mein Freund." "Ich verstehe gar nichts, Tolve.", sprach Zenbar müde und ausgelaugt. "Was bist Du ? Was bin ich ? Was mache ich hier ? Was soll das heissen ich wäre tot ?" "Sieh her !",forderte Tolve ihn auf und der Dieb hob einen Arm. Mitten in der Luft erschien eine Landschaft. Es war Thorrun ! Und dann sah Zenbar sich und die Ereignisse nachdem Adlera ihm die Botschaft für den Aufbruch nach Bonbolo gebracht hatte. Er sah sich sterben, seine Freunde um sich herum und dann erblasste das Bild. "Kannst Du Dich jetzt erinnern, Zen ?" "Ja...", hauchte der Krieger, dem das Blut aus dem Gesicht gewichen war. "Diese Schmerzen - ich glaubte meinen Verstand zu verlieren." "Tod ist immer mit Schmerz verbunden. Es gibt keinen sanftes dahinscheiden wie die Menschen trüglicherweise im glauben sind." Zenbar blickte zu Boden. "Aber warum ? Warum ich ?" Tolve stemmte seine Hände in die Hüfte. "Es erstaunt mich doch, das gerade Du hier bist. DU...mit Deinem bedingungslosen Glauben an die Götter. Warst es nicht Du, der stets im glauben war das die Götter es gut mit den Menschen meinten ?" "Aber was...was hat das damit zu tun das ich hier bin ?",fragte Zenbar, obwohl ihm im gleichen moment bewusst wurde, das er sich selbst eine Antwort auf seine Frage gegeben hatte. Die Götter waren schuld an seinem Tod ? War es das, worauf Tolve hinaus wollte ? "Nein, das kann nicht sein.",hauchte er. Dann sah er Tolve leicht in die Knie sacken, aber noch bevor Zenbar zu ihm hin eilen konnte hob der Dieb abwehrend die Hand. "Vergiss es ! Du kannst mir nicht helfen !", ächzte er und richtete sich laut atmend wieder auf. "Ich werde nicht ewig an Deiner Seite bleiben können. Du musst dies ohne mich bis zum bitteren Ende durchstehen." "Ich verstehe das nicht...", sprach Zenbar, streckte beide Arme aus und lies seinen Blick über die hohe Decke gleiten. "Wenn ich tot bin...warum befinde ich mich nicht im Tartarus ? Warum bist Du hier ? Was ist mit Chemena geschehen ? Und was, zum Henker, muss ich bis zum bitteren Ende durchstehen ?" "Reiss Dich zusammen.", hörte er Tolve auf seine emotionslose Art sagen. "Dieser Ort könnte Deiner Seele den Geist rauben, das was wir in unserer noch lebenden Form den Verstand nennen. Lass nicht zu, das er ihn Dir nimmt..." "ER ?" "Baphomet." Zenbar zuckte unwillkürlich bei dem Namen zusammen. Der namenlose Gott war also mit im Spiel... "Du warst in der blauen Sphäre, richtig ?", fragte Tolve ihn. "Die blaue Sphäre...ja...ja, ich denke schon dass das zutrifft. Chemena ist mir dort erschienen !" "Es ist der Hort der verwirrten Seelen, die stets in einer unendlichen Schweife kreisen und niemals den Weg in den Tartarus finden werden." Vor Zenbar`s geistigem Auge sah er die Schlieren an sich vorbeischiessen in dieses unendliche Blau hinein, das den Horizont ausmachte. Er war zweifelsohne dort gewesen ! Und Chemena hatte ihm den Weg hierhin gezeigt ! Wahrscheinlich war sie es gewesen die mit ihrer letzten Kraft das geheime Portal geöffnet hatte um ihn hierhin, zu Tolve, zu bringen. Der Krieger bekam eine Gänsehaut bei der Vorstellung, das es sich bei den Schlieren um verlorene Seelen handelten, die niemals ihren Frieden im Schosse des Tartarus finden würden... "Was ist mit Chemena geschehen ?", wollte der erregte Hüter des Brimstone wissen, denn er hatte nicht Chemena`s herzzerreissenden Schrei vergessen, der wie ein Donner durch die blaue Sphäre flog - kurz bevor sie dieses Portal erschienen lies. "Mach` Dir um sie keine Sorgen. Ihr geht es gut. Sie ist wieder zum Tartarus zurückgekehrt. Und genau dorthin werde ich wieder gehen, wenn mich meine Kräfte verlassen. Es ist die Kraft Gondi`s die uns hier hält in der Sphäre der Götter, wo Seelen wie wir normalerweise nichts zu suchen haben. Aber Baphomet raubt unsere Kräfte und keiner von uns wird es allzu lange hier aushalten...denn er ist ein Gott ! Und somit sind wir auf seinem Terrain, und seiner Macht ausgeliefert." "Dann...", sagte Zenbar und blickte nervös durch die kalte Halle. "Dann ist dies die Sphäre der Götter ? Nun, ich war bereits einmal hier als mir Avalas erschien und mir den Weg zu Watzaka wies..." Tolve hob kurz sein Handgelenk und ohne irgendwelche Geräusche erschien ein kleines Lagerfeuer inmitten der weiträumigen Halle. Lautlos züngelten die grauen Flammen, und die Steine, die rings um das Feuer gelegt waren, wirkten wie dicke klobige Säcke. "Setz Dich ! Ich werde versuchen Dir alles zu erklären.", sprach der Schattenkämpfer.

    "Siehst Du das ?", fragte Zenbar und umgriff mit seiner rechten Hand sein linkes Handgelenk. "Verdammt nochmal...ich spüre meinen Pulsschlag. Er...er ist zwar unendlich schwach...aber er ist vorhanden !!!" Tolve nickte kurz und widmete sich danach wieder dem Feuer. Ein Feuer das genau so durchsichtig wirkte wie der ehemalige Dieb selbst und keinerlei wärme ausstrahlte. Völlig gebannt hatte Zenbar Sekundenlang seine Hand in das Feuer gehalten, und mit ansehen müssen das es keinerlei auswirkung auf ihn hatte. "Es wird eine weile dauern bis Deine Materie hier verfliegt.", sprach Tolve und schürte das Feuer. "Sobald Du wie ich diese durchsichtige Form angenommen hast, ist es zu spät,Zen. Dann bist Du hier gefangen, und es wird kein zurück mehr für Dich geben. Und dies wird mit der Zeit geschehen - als erstes wird Dein Pulsschlag daran glauben müssen. Danach werden einzelne Gliedmassen von Dir durchsichtig werden. Frage mich nicht wie das kommt, aber wir nennen das die -Materie-, die Du langsam aber sicher ablegst und somit eine reine Seele wirst. Der Tartarus ist dann die einzigste Möglichkeit, Dich hier, von der Sphäre der Götter, fort zu schaffen. Es besteht aber jetzt noch die Möglichkeit nach Horisha zurückzukehren, Zen !!! Deswegen musst Du Dich beeilen. Du hast keine andere Wahl als den Spiegel der Wahrheit zu finden und Baphomet zu bezwingen, denn er wird es sein der Dich mit aller Macht daran hindern wird diesen Spiegel, der Dich zurückbringen wird, zu finden." "Ein Spiegel ?", fragte Zenbar fast gleichgültig. "Der Spiegel der Wahrheit ist die letzte Tortur die Du zu bezwingen hast. Es ist Ilusus` Spiegel, ein Geschenk seiner Mutter Frodanda ! Er wird genutzt um das Geschehen auf Horisha zu beobachten, und ist Dein Schlüssel zurück in Deine Welt." "Aber warum sollte er eine -Tortur- sein ?", fragte Zenbar. "Nun, von jetzt an wird Deine ganze Reise zurück in das Reich der Lebenden einer Tortur gleichen. Der Spiegel der Wahrheit ist den Göttern vorbestimmt, ich gehe also davon aus das Du nicht ohne weiteres seine Magie benutzen darfst." "Aha...", murmelte Zenbar, und winkelte seine Beine an. Er wirkte sehr desinteressiert, aber Tolve ignorierte dies und fuhr unbeirrt fort. Er sprach immer weiter, versuchte die Sphäre der Götter in Worten zu kleiden, was ihm auch recht gut gelang. Er machte Zenbar klar, das er hier nichts weiter als ein Spielball der Götter sein würde, und es genau deswegen seine Bestimmung war die Götter auf seine Seite zu ziehen, damit sie ihm unterstützen gegen Baphomet, der ja ebenfalls ein Gott war und hier seine Macht preisgeben konnte wie sonst nirgends. "Warum sollte ich zurückkehren ?", flüsterte Zenbar und starrte mit düsteren Augen durch das durchsichtige Feuer hindurch. Tolve öffnete seinen Mund, wusste aber im ersten moment nicht was er sagen sollte. Zenbar hob kurz seine Hand und bat Tolve somit zu schweigen. "Ich bin tot - und vielleicht ist dies genau meine Bestimmung. Ist Dir das denn nicht klar geworden ? Das Brimstone ist immerhin das Schwert eines Gottes und NIEMAND hat es aufgehalten als es verrückt spielte und mich dabei umbrachte.", sagte der Krieger dann mit barschem Unterton. "WAS ?", ächzte Tolve und baute sich erbost auf. "Es ist DEINE Schuld das Du hier bist ! Und trotzdem suchst Du nach wie vor die Schuld bei den Göttern ?" "Wieso ist es meine Schuld ? Wo waren denn die Götter als ich sie brauchte, als ich vollkommen von dieser -ach so heiligen- Klinge durchbohrt wurde ? Hmm ??? Kannst Du mir das verraten ?", rief Zenbar Tolve entgegen und erhob sich gleichzeitig. Die beiden standen sich gegenüber und selbst dem sonst so emotionslosen Tolve sah man den Zorn an, der in ihm hochstieg. "Erwartest Du denn wirklich Hilfe bei der Einstellung die Du nun schon endlose lange Jahre mit Dir trägst ? Du weisst genau so gut wie ich, dass das Brimstone unberechenbar ist und..." "WAS ERWARTEST DU VON MIR ?", schrie Zenbar seinen Freund an. Zornesröte war ihm in`s Gesicht gestiegen. Mit einem Arm wies er nach hinten und symbolisierte somit sein ehemaliges zu Hause. "Ich...ich habe dort draussen die Hölle miterlebt, sah Freunde und Familie sterben. ICH WILL NICHT MEHR, VERDAMMT !!!", bölkte er. "Gut...ich bin jetzt tod. Sei es drum. Also verlange nicht von mir, das ich das durch erneutes kämpfen rückgängig mache. Dann ist es eben mein Schicksal das diese verdammten Götter für mich auserkohren haben." Tolve fehlten die Worte, und selbst wenn er sie gefunden hätte, hätte er Zenbar wohl nicht unterbrechen können. "Ich bin des ewigen Kampfes müde geworden - die ewige Suche nach Recht und Ordnung die dieses Land nie erfahren wird, nur weil ein paar Götter sich aus allem heraushalten müssen. Das Du meine Einstellung nicht teilst will mir nicht in meinen Verstand, denn Du bist tod, Tolve. Und DAS werde ich den Göttern niemals verzeihen. Sie...", Zenbar schluckte kräftig. "Sie...Avalas, Ilusus, Felewar, sie alle...sie alle waren nicht imstande Baphomet und seinen Schergen Watzaka aufzuhalten ? Nein, mein Freund ! Es war ihnen nur recht und billig diese Aufgabe an jemanden wie mir abzuwälzen, und keiner weiss besser als Du das dies eine Bürde ist, der...der ich nicht gewachsen bin. Also...wie kannst Du es von mir verlangen...das ich...das ich zurückkehre in diese Welt die rein gar nichts für mich bereit hält ausser Schmerz und Leid ?", Zenbar hatte sich regelrecht in Rage geredet und Zornestränen traten aus seinen Augen. Wütend wischte er sie davon und wandte Tolve danach den Rücken zu. Den pochenden Schmerz in seinem Kopf ignorierte er dabei. Tolve jedoch wusste, das Baphomet erneut dabei war Besitz über Zenbar zu erlangen um schon frühzeitig den Willen Zenbar`s zu brechen. Dabei waren es zweifellos Zenbar`s Gedanken und Emotionen die hier hochkochten - aber dermassen, das ein objektives beurteilen der Lage für Zenbar nicht mehr in Frage kam. Tolve machte nicht den Fehler die Macht des Herrn der Finsternis zu unterschätzen, und versuchte deswegen auf die sanfte Weise Zenbar von seinem Vorhaben, nicht in seine Welt zurück zu kehren, abzubringen. "Du weisst ja gar nicht was Du da sagst.", sprach er leise und hob eine Augenbraue. "Ich bitte Dich als Freund, Zenbar. Lasse es nicht auf diese weise enden...! Deine Zeit ist noch nicht gekommen und Du darfst vor der Bürde nicht fliehen. Was wird aus Horisha ?" Der Dieb legte eine Hand auf seinen Magen und sein Gesicht verzog sich unter Schmerzen. Er wusste das seine Zeit bald gekommen war, aber Baphomet durfte ihn nicht kriegen, ihn nicht zurück in den Tartarus bannen, solange er Zenbar nicht dazu gebracht hatte seinen Weg zu bestreiten. "Hör mir zu, Zen.", sprach Tolve leise und starrte auf den Rücken des gross gewachsenen Kriegers, der wie ein strotzendes Kind da stand, mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf. "Ich musste die grössten Qualen bestreiten, weil ich zu Lebzeiten den Göttern den Rücken zu gewandt habe. Wir beide...wir sind so unterschiedlich und trotzdem waren wir die Besten Freunde. Ich habe zu Lebzeiten Deinen Ehrfurcht den Göttern gegenüber nie verstanden, und ich war in der gleichen Auffassung wie Du es jetzt bist. Nur mich hat es nicht das Leben gekostet, wie es bei Dir der Fall war. Letztendlich...sind die Götter nicht wirklich nachtragend, wenn Du bereit bist die Schatten abzuwerfen, die Dich begleitet haben, und ihnen die Ehrerbietung auf`s Neue anbietest." Tolve fuhr sich durch sein kurzes braunes Haar, das in seiner neuen Welt Aschgrau wirkte. "Ich wünschte ich würde noch leben, um mit Dir gemeinsam den steinigen Weg zu gehen, der Dich irgendwann nach Baphomet persönlich bringen wird. Aber für mich ist es zu spät, mein Freund. Und alle Hoffnung lag schon immer auf Deinen Schultern. Nicht auf meinen, nicht auf Gondi`s oder auf sonstwem...sondern alleine auf Deinen. Denn Du bist der Hüter des Brimstone ! DU bist der Nachfolger von Posera, der einst Fumbul, den personifizierten Baphomet, mit der Klinge des Avalas bezwang. Du bist der einzige der das Brimstone führen kann, das Schwert das irgendwann Baphomet seine Existens kosten wird. Verstehst Du denn nicht das er genau das erreichen will: Er will Dich fertig machen, in dem er Dir Deine Freunde nimmt und Kriege anzettelt. Das ehemalige Drachenland MUSS befreit werden, damit die Menschen wieder Frieden finden können !!! Denn Watzaka war nicht mehr als ein Diener des Baphomet, und dieser dämonische Gott hat nicht ohne Grund Deinen Ur-Grossvater Jemena zur Seite des Schatten gezogen. Er ist gerissen, durch und durch böse, und versucht Deinen Willen zu brechen wo nur die Möglichkeit besteht. Und Watzaka...er war beim besten willen nur die Spitze eines Eisberges. Was wird geschehen wenn er erneut die Dämonen der Finsternis nach Horisha schickt ? Wer wird dann dort sein um Baphomet in seinem Vorhaben zu hindern, wenn Du tod bist ?" Tolve holte tief Luft. Er musste Zenbar einfach dermassen in sein Gewissen reden um ihn wieder zur Besinnung zu bringen. Aber der Dieb vergass nicht das wichtigste - den Grund weswegen sein Freund sterben musste. "Zen...es war Baphomet der die Kontrolle über das Brimstone erlangt hat. Du weisst, das Avalas das Schwert schmiedete und der Gott der Klarheit war es auch gewesen der Dir damals an dem Altar erschienen ist und Dir seine Hilfe versprochen hatte. Erinnerst Du Dich ?" "Ja...", meldete Zenbar sich wieder zu Wort. "Er sagte etwas wie -ich bin derjenige, der Dich auf Deinen Weg begleitet- ! Ein leeres Versprechen, wie es scheint..." "Das war es nicht, Zen. Nach Deinem spirituellen Treffen mit ihm war er in jeder Sekunde, bei jedem Deiner Atemzüge stets an Deiner Seite. Er verhalf Dir die Kraft des Brimstone im Zaum zu halten, bis es dann an der Zeit war Dich in Posera zu verwandeln, und die Magie des Brimstone zum überkochen kam. Und zuletzt hat der Gott der Klarheit Dir sogar das Leben gerettet !!!" "Was ? Was redest Du da...", fragte der Krieger, erstaunt über Tolve`s Worte. "Unter normalen Umständen wärst Du auf dem Rückweg von der Feste Watzaka`s erschlagen worden, von einem mächtigen Felsgestein. Als Watzaka`s Feste in sich zusammenbrach und Du mit mir auf dem Arm den Abhang hinunterliefst...der Felsbrocken hätte Dich im nu getötet, hätte Avalas ihn nicht zur Seite geschleudert."

    "LAUF !!!", schrie Zenbar als er Dolcek erkannte, der etwa den halben Weg hinunter auf das freie Tal hinter sich gebracht hatte. Der Krieger hielt Tolve auf beiden Armen und rannte den schlangenartigen Weg hinunter, immer darauf bedacht nicht den halt zu verlieren. Hinter ihm fiel die Feste des Watzaka in sich zusammen. Felsen rollten den Abhang hinunter und einmal kam einer dieser Felsen dem Krieger bedrohlich nahe. Zenbar konnte das nicht sehen, da er der Feste den Rücken zukehrte. Und so konnte er auch nicht sehen wie einer dieser Felsen kurz vor ihm abrupt inne hielt, für einen kurzen moment in der Luft schwebte, und dann nach Rechts ausschlug wo er in die Tiefe polterte...

    Langsam drehte sich Zenbar um. "Ist das wahr ?" "Ich gebe Dir mein Wort darauf." "Aber woher weisst Du das ?" "Er hat es mir erzählt.", sagte Tolve als wäre es das normalste auf der Welt. "Die Götter sind nicht länger unantastbar wenn Du das Reich der Toten betrittst. Du hast zwar nicht ständig die Möglichkeit Dich mit ihnen zu unterhalten, aber hin und wieder erscheinen sie hier." Zenbar schüttelte langsam den Kopf. "Avalas hat also sein Wort gehalten und ein Auge auf mich geworfen...", sprach der Krieger bedächtig. "Aber wenn das Wahr ist - warum musste ich sterben ? Wo war er, als sein eigenes Schwert sich gegen mich wandte ? Wie konnte er es zulassen, das Baphomet das Brimstone unter seine Kontrolle brachte, wie Du sagtest ?" Tolve setzte sich an das Feuer und holte einen kleinen Ast hervor, der an seinem Gürtel befestigt war. Die kleinen abgehenden Zweige brach er entzwei und prüfte danach das Stück Holz ausgiebig als wäre es das letzte, was er zu Gesicht bekäme. "Die Frage ist falsch gestellt, Zen. Sie sollte lauten: Wo warst DU als das Brimstone sich gegen Dich wandte ?" "Wie meinst Du das ?" "Du warst längst mit dem Gott der Klarheit fertig, hattest ihn und all die anderen aus Deinem Herzen verbannt. Verstehst Du mich ? Warum sollte Avalas noch länger an Deiner Seite sein, wenn Du ihn, und all die anderen Götter die Deinen Weg verfolgt hatten, verflucht hattest !?" Zenbar legte seine Stirn in runzeln, trat langsam vorwärts und setzte sich erneut an das Feuer. Tief schaute er Tolve in seine Augen. "Ich beginne zu verstehen.", sagte er nur. "Das freut mich.", sprach der kleinwüchsige Dieb und versuchte zu lächeln. Es blieb aber bei dem Versuch. "Wie auch immer - Du bist zu einem Hauptaugenmerk der Götter geworden, seitdem Du Deine Reise gegen Watzaka angetreten hattest. Du warst der Hüter des Brimstone, derjenige der die Aufgabe erledigen sollte, zu dem Ilusus und seine Freunde nicht imstande waren sie auszuführen. Aber genau so war es Baphomet, der nach der Vernichtung seines mächtigen Dieners Dir stets auf den Fersen war und auf eine gelegenheit wartete Dich auszuschalten. Denn eines stand fest: Solange Du leben würdest, Du, der Hüter dieser heiligen Klinge, würde jeder Versuch das Land erneut unter seine Herrschaft zu bringen, kläglich scheitern. Er wusste das Du, trotzdem Du Dich nachher den Göttern entsagt hattest, nicht zögern würdest um Baphomet mit seinem dämonischen Bestreben zu stoppen." "Natürlich nicht...mir war von anfang an klar, das er es wieder versuchen würde. Der Gedanke, das Baphomet erneut zuschlagen könnte verfolgte mich wie ein Dorn in meiner Brust. Aber ich hätte keinen augenblick gezögert, wenn er zurück gekommen wäre um Vergeltung zu üben. Eine Vergeltung für den verlorenen Krieg der Drachen...und nicht zuletzt Vergeltung für den bitteren Geschmack der Niederlage die wir ihm gebracht haben..." Tolve hob eine Augenbraue. "Dann kam der Zeitpunkt wo Dir Deine Kraft abhanden gekommen war. Zwanzig Jahre nach Watzaka warst Du nur noch ausgelaugt und geistlich nicht wirklich imstande alles und jedem zu strotzen. Das Brimstone, das ein Eigenleben entwickelt und nicht alleine nur von Dir oder von Avalas gesteuert werden kann, hatte sich Dir entsagt. DU alleine, Zenbar, hattest bei weitem nicht die Kraft - ohne Avalas an Deiner Seite." Zenbar lies seinen Kopf senken und starrte angestrengt auf den Boden. "Ich begann Stimmen zu hören. Unterschiedlichste Personen sprachen auf mich ein. Anfangs kamen diese Stimmen nur des Nachts, aber eines Tages hörte ich sie im wachen Zustand und sie bereiteten mir rasende Kopfschmerzen." "Baphomet hatte Dich da, wo er Dich haben wollte. Verunsichert, Konfus, ein seelisches Wrack das immer wieder mit seiner Vergangenheit konfontiert wurde. Tut mir leid, das ich das sagen muss..." "Ja...", hauchte Zenbar und rieb sich durch sein Gesicht. "Ich fühlte mich wie ein Spielball von mir selbst. Als wäre ich dabei den Verstand zu verlieren, und..." "...und das Brimstone stellte sich gegen Dich.", vollendete Tolve den Satz. "Es ist wie Gondi es einst sagte: es ist noch so vieles im unklaren über diese heilige Klinge. Sie stellt sich gegen Dich, wenn Du schlechte Emotionen mit Dir führst, wenn Du schlechte absichten damit hegst und...wenn Du schwach bist, Zen. Das wissen wir nun...! Und Du warst schwach, und kein Gott war an Deiner Seite um Dir die Kraft zu geben die Du zu diesem Zeitpunkt gebraucht hättest. Denn Du hattest alle aus Deinem Herzen verscheucht - Du hattest sie abgrundtief gehasst ! Gottlos, Zenbar..." Zenbar nickte und blickte Tolve in die stechenden Augen. "Und Baphomet`s Stunde war gekommen.", vollzog Zenbar. "Es wird ihm keine schwierigkeiten bereitet haben, das Brimstone zu manipulieren - wo es weder Avalas als Richtungsweiser, noch mich als Führer an seiner Seite wusste...", murmelte der Krieger, dem auf einmal klar wurde das es alleine seine Schuld war das es soweit kommen musste. Wie töricht konnte er sein, die Götter für seinen Tod verantwortlich zu machen ? Er alleine hatte dies auf seinen Schultern zu tragen... "Ich sehe Du beginnst zu verstehen." Zenbar zuckte kurz mit den Schultern. "Aber was spielt das jetzt noch für eine Rolle ? Ich bin tod !" Tolve zog einen Dolch aus seinem Gürtel und wies damit auf den Krieger vor ihm, um die eindringlichkeit seiner Worte zu unterstreichen. "Aber das muss nicht so bleiben ! Du kannst das rückgängig machen, Zen. Und wir alle werden Dir dabei helfen ! Gondi hat den ersten Schritt getan und Dir das Amulett des Lebens hinterlassen !" Zenbar blickte an sich hinunter auf das, ehemals mit einer Flüssigkeit gefüllte, Amulett, das an seiner Brust baumelte und sich von seiner braunen Lederweste abhob. "Das...", sagte Tolve und wies mit der Dolchspitze auf das rötliche klobige Dingen, "wird Deinen Aufenthalt hier in der Sphäre verlängern ! Die Magie die in der Flüssigkeit war und sich nun in Dir befindet wird es verlangsamen das sich Deine -Materie- veflüchtigt. Und es wird Dir genug Zeit geben den Spiegel der Wahrheit zu finden. Du wirst Dich beeilen müssen, denn wenn Du unsere Form angenommen hast wird es kein zurück mehr geben. Aber das sagte ich Dir bereits..." Der Sohn des Soleom legte seine Stirn in Falten. "Geht es Dir hier gut ?", fragte er und überraschte Tolve mit dieser Frage, die vollkommen von ihrem Thema abwich. "Nun...ähm...ja, der Tartarus ist ein Hort des Friedens. Die Seelen der Verstorbenen leben dort in Harmonie miteinander. Aber ich darf nicht zuviel verraten, Zen." "Schon gut...aber als Du vor dem Altar der Götter standest, um Rechenschaft abzulegen, was hast Du..." "Zen, bitte...ich darf nicht darüber reden. Der Hades wäre die Strafe dafür, wenn ich zuviel über das Leben danach preis geben würde." Zenbar erhob sich und fuhr sich durch sein langes blondes Haar. "Ich verstehe.", sagte er kurz und knapp. Und obwohl die Neugier ihn innerlich fast aufzufressen drohte, wollte er es mitnichten riskieren das sein Freund in den Schlund des Hades kam. Dort hin, wo der Legende nach all die Seelen landeten, die ihr Leben über einen falschen, Gottlosen, und unehrenhaften Weg gegangen waren. Tolve ächzte laut auf und stützte sich sitzend ab, um nicht nach vorne zu fallen. Zenbar beobachtete dies mit einem unbehaglichen Gefühl in der Magengegend. Tolve`s Zeit schien gekommen um unfreiwillig in sein Reich zurück zu kehren. "Wie lange wirst Du noch hier sein ?", fragte er den Dieb. "Ich...ich weiss es nicht. Meine Kräfte verlassen mich.", eine Art grinsen lag auf Tolve`s Lippen. So genau konnte es selbst Zenbar nicht deuten. "Baphomet vesucht mit aller Macht uns daran zu hindern Dir zu helfen. Die anderen werden hier erscheinen, sobald Du das Portal in die Ewigkeit durchschritten hast...aber, aber was ist mit Dir ? Sage mir was Du denkst, Zen !" Zenbar stand auf und blickte auf das grosse Holzportal vor ihm und ein Schauer rann seinen Rücken hinab. "Ich denke das Du recht hast.", sprach er leise und zog sein Schwert. "Meine Zeit ist noch nicht gekommen. Baphomet existiert noch - ich habe im Reich der Toten also nichts verloren." Tolve erhob sich ebenfalls, aber im gegensatz zu Zenbar stand er auf ziemlich wackeligen Beinen. "Du glaubst gar nicht wie mich Deine Worte erfreuen...! Ich kann Dir leider nicht genau sagen, was Dich auf Deinen Weg erwartet, aber rechne mit dem grössten Wiederstand eines dämonischen Gottes, der Dich und Dein Schwert fürchtet...er wird nicht nur versuchen Dir körperlichen Schaden zu bringen, sondern Deine innersten Dämonen nach aussen kehren um Deinen Willen zu brechen." "Meine -innersten Dämonen- ! Sehr bildreich gesprochen, Tolve.", lachte der Krieger, aber dann verging ihm sein lachen, denn er konnte sich nur zu gut vorstellen was Tolve damit meinte. Er hatte viele tief verwurzelte Ängste aus seiner Kindheit, die er nie jemandem preis gegeben hatte. Und wie es schien, sah ein so mächtiger Gott wie Baphomet nicht nur die äussere Fassade eines Menschen... "Du wirst alle Stärke brauchen derer Du habhaft werden kannst !", stöhnte Tolve. Er wirkte sehr kraftlos und hatte mühe sich auf seinen Beinen zu halten. Mit zittrigen Fingern steckte er seinen Dolch zurück in seinen Gürtel und schmiss den Ast, den er aufgrund der intensiven Unterhaltung gar nicht bearbeitet hatte, in das lodernde Feuer. Danach wankte er zu Zenbar, schritt langsam an ihm vorbei und hob vor dem grossen Holztor eine Hand. Laut knirschend öffnete sich diese, sie schwang ächtzend von aussen nach innen auf und gab ein schwarzes leeres Nichts preis. Zenbar stand hinter dem Dieb und glaubte wahrlich über Tolve`s Schulter hinweg in die Unendlichkeit zu schauen. Ein Universum, eine andere Welt... Tolve drehte sich um und Zenbar blickte in das schmerzverzerrte Gesicht seines Freundes. "Versprich mir, das Du es Dir nicht anders überlegen und umkehren wirst !" "Ja...es ist ein Versprechen.", sagte Zenbar entschlossen. Tolve sackte in die Knie und schrie leise auf. Aber der Dieb war zu Stolz um jetzt bereits aufzugeben und stemmte sich im Nu wieder auf. "Dann...dann komm, Zen...", grunzte er und wandte sich humpelnd dem Portal zu. Dabei schleifte er sein linkes Bein hinter sich her, das gebrochen zu sein schien. "Tolve...ich...", stammelte Zenbar. "Wa...was ist ? Das Tor wird nicht ewig offen sein und...und...deswegen müssen wir uns beeilen.", ächzte der Schattenkämpfer. "Ich will nicht das Du Dich weiter quälst. Von hier an schaffe ich es alleine, Tolve !" Der kleinwüchsige Dieb senkte sein Kopf und atmete laut aus. "Vielleicht....vielleicht hast Du recht. Es tut mir leid, Zen. Ich könnte Dir wohl auch...kaum noch eine...grosse...Hilfe sein." "Es ist in Ordnung. Zurück in den Tartarus mit Dir !", schimpfte Zenbar leicht grinsend, als hätte er soeben einem Kleinkind einen Befehl gegeben, in`s Bett zu marschieren. "Okay...Gondi und die anderen warten...bereits auf Dich ! Mache nicht den Fehler ihre Hilfe...zurückzuweisen !" "Nein.", sprach Zenbar. Trotz seiner nicht allzu glücklichen Lage war er bei dem Gedanken Gondi wieder zu treffen freudig erregt. Gerne hätte er auch mit Chemena ein paar Worte gewechselt, aber leider war dies nicht möglich gewesen, weil sie nicht die Wiederstandskraft wie Tolve besass. Aber dem Dieb sah man unschwer an, das er einfach nicht mehr konnte und ihn nur noch sein Stolz, einem Freund zu helfen, aufrecht hielt. "Gut...dann...dann...werde ich jetzt gehen.", sagte Tolve und Zenbar wollte ihn im gleichen moment die Hand reichen. Aber inmitten seiner Bewegung hielt er inne. Es würde wohl noch eine ganze weile dauern, bis er seinen alten Freund und Weg-Gefährten wieder die Hand reichen konnte... "Leb...leb wohl, Zen. Und das meine ich so...wie ich es sage ! Ich bete darum, das...das Du es schaffst, mein Freund.", stotterte Tolve und hob eine Augenbraue. Dann verschwand er lautlos, wurde immer blasser und durchsichtiger, bis er nicht mehr zu sehen war. Und er lies einen sehr nachdenklichen Zenbar zurück. "Kämpfe !", echote Tolve`s Stimme durch die weiträumige Halle, die Zenbar mit seinen blicken prüfte. Er war froh, das Tolve ihn aufgeklärt hatte, und innerlich schwor sich Zenbar, sich zu bessern und sein Leben von nun an grundlegend zu ändern. "Leben...", hauchte Zenbar und ein Schauer rann über seinen Rücken. Wie so oft seit er an diesem Ort gefangen war und mit Dingen in Berührung kam die er sich in seinen kühnsten Träumen nicht auszumalen gewagt hatte. Er musste es schaffen diesen Spiegel zu finden, der ihn in seine Welt zurück bringen würde - denn es lag zuviel auf dem Spiel. Ausserdem hatte er in Thorrun eine Aufgabe, und Freunde die stets an ihn geglaubt hatten. Die konnte und wollte er nicht in Stich lassen. Er schaute hinab auf das Brimstone, und wusste im ersten moment nicht ob er das Schwert als einen Fluch oder Segen abstempeln sollte. Wahrscheinlich war es beides in einem. Ein Fluch konnte es für den Hüter dieser Klinge sein - ein Segen war es aber für die Menschheit, die es von diesem dämonischen Gott Baphomet befreien konnte. Zenbar fragte sich nur wann der Tag kommen würde, wo er und der namenlose Gott sich gegenüber stehen würden, um ihre Kräfte zu messen. Wobei Zenbar klar war, das er selbst eigentlich schwach war und nichts ausrichten konnte. Wie sollte ein Mensch alleine auch einen Gott bezwingen ? Er war mehr ein Medium, der die Kraft der Klinge überbrachte...Denn schon als er gegen Watzaka kämpfte war es letztendlich nicht er, der ihn besiegt hatte, sondern der wiederauferstandene Posera samt dem Brimstone. In einer so passiven Rolle würde er aber vielleicht nicht immer sein, es würde vielleicht Schlachten geben wo Zenbar auf sich alleine gestellt war - und wenigstens da musste er stark sein und die Stirn bieten können. Und auch jetzt war er alleine auf sich gestellt, und konnte auf die Unterstützung der Götter nicht hoffen. Vielleicht würde ihm das zum Verhängnis werden. Und Zenbar glaubte nicht daran das sie ihn wirklich verzeihen würden, selbst wenn er seine Fehler vor ihnen eingestehen würde. Die Schriften der Weisen besagten, das die Götter sehr nachtragend sind...Tolve`s optimismus konnte er deswegen nicht teilen. Eine halbe ewigkeit hatte Zenbar nun schon ohne irgendwelche Gebete gelebt, die er in einem früheren Leben so hingebungsvoll angewandt hatte. Nein, er machte sich keine grossen Hoffnungen.

    Zenbar`s Gedanken kreisten weiter und er bekam, starrend auf die Klinge die er in Händen hielt, nicht mit wie sich das Tor vor ihm langsam schloss. Ganz langsam, wie von Geisterhand geführt. Und keinerlei Geräusch erklang, obwohl das Holz über den Steinboden zog und unweigerlich ein schaben hätte verursachen müssen. Es war, als hätte irgendwer dieses Geräusch für Zenbar`s Ohren auf Stumm gestellt, um ihn nicht darauf aufmerksam zu machen... Und es war mehr eine innere Stimme, die Zenbar dazu aufforderte nach vorne zu blicken, und als er das tat überkam ihn ein grosser Schreck, denn nur mehr ein Spalt lud ein in dieses schwarze Nichts. Der Krieger hechtete mit wehendem Haar nach vorne und während er lief, verbrachte er das Kunststück sein Schwert zurück in die Scheide zu befördern. Fast wäre er noch gestolpert, aber das Glück war auf seiner Seite und sein gewaltiger Sprung brachte ihn durch den kleinen Spalt hindurch in das grosse Ungewisse...

    Zenbar parierte den Schlag der grünhäutigen Bestie und rollte sich dann geschickt zur Seite. Sie waren alle auf einmal erschienen ! Zu dutzenden hatten sie sich aus dem grellen Licht geschält - und urplötzlich hatte er sich von ihren hässlichen klobigen Fratzen umrundet gesehen ! Die dumpfen Schreie der mordgierigen Meute hatte er nur am Rande wahr genommen - aber wenn er es genau nahm, so kam ihm die ganze Szenerie vor, als würde er sie nicht aus seinen eigenen Augen verfolgen. Es kam ihm vor als stünde er ausserhalb und würde das Kampfgeschehen aus einer sicheren Entfernung heraus beobachteten. Aus fremden Augen heraus ! Und doch spürte er den stechenden Schmerz als einer der Orks ihn mit seinem Streitkolben an der rechten Schulter streifte. Aus unerklärlichen Gründen war ihm seine Lederweste abhanden gekommen - Schutzlos war sein Oberkörper den Waffen der Orks ausgeliefert, und Zenbar hatte alle mühe den wuchtigen Schlägen der Streitäxte und Kolben, und den Hieben der todbringenden Stichwaffen auszuweichen. In weiter Entfernung sah er diesen riesigen Ork, der alle anderen überragte und den Zenbar glaubte zu kennen. Er hatte sein Maul weit geöffnet und schien zu lachen. Seinen rechten Arm hatte er in den grellen Horizont gestreckt und die bläuliche Klinge hüllte ihn in einen blauen Dunst, den dieses "falsche" Brimstone von sich gab. Für wenige Sekunden war Zenbar unachtsam und blickte gespannt auf das Bild das sich da bot. Ein weiterer Ork hatte diese unachtsamkeit ausgenutzt und sich von hinten an ihn heran geschlichen. Sein mächtiger Ellenbogen legte sich um Zenbars Hals, um ihm die Luft zu rauben. Würgend griff der Krieger mit seiner freien Hand nach hinten, während er zu Kenntniss nahm wie drei weitere schwer bewaffnete Geschöpfe der Finsternis sich ihm von vorne näherten. Zenbars Muskeln spannten sich ! Mit einem lauten aufschrei wuchtete er den fast zwei Meter grossen Ork über seine Schulter hinweg...

    Er landete unsanft auf den Rücken und im ersten moment blieb Zenbar fast die Luft weg. Klirrend kam sein Schwert neben ihn zu Fall. Es war nur ein Traum - versuchte sich der Sohn des Soleom einzureden und stemmte sich auf. Schnell hatte er das Brimstone vom steinigen Untergrund gefischt und bei dieser Bewegung spürte er das Blut in seiner Schulter pochen. Seine Lederweste, dessen schützende Haut Bogenförmig über seine Schultern hinweg fast bis zu seinen Ellenbogen reichte, war an seiner rechten Schulter aufgerissen. Die Fleischwunde die er trug war nicht weiter der Rede wert, dennoch zeigte sie ihm dass das soeben durchlittene nicht wirklich einem Traum gleich kam. Wieder hatte er diesen Ork gesehen, der ihm bereits erschienen war als er die blaue Sphäre hinter sich gelassen hatte um Tolve zu treffen. Zenbar konnte beschwören ihm bereits begegnet zu sein. Dieser Ork weckte den bitteren Geschmack der Wiedererkennung in ihm wach - aber das schien Lichtjahre entfernt, wie aus einem anderen Leben... Was war geschehen ? Zenbar konnte sich erinnern das Holztor passiert zu haben, das Tolve zuvor für ihn geöffnet hatte. Aber alles was danach geschehen war lag nur noch in einem schwarzen Nichts. Hatte er nicht wieder diese Stimmen vernommen ? Hatten sie nicht auf ihn eingeredet umzukehren ? Und war er nicht, ohne auf die Stimmen zu achten, fortgeschritten, bis er dann urplötzlich von dieser wild gewordenen Horde angegriffen wurde ? "Genau so war es...", flüsterte Zenbar, ein wenig erleichtert sich wenigstens Bruchstückhaft an die Ereignisse zu erinnern, die ihn an diesem verfluchten Ort so unreal vorkamen. Baphomet versuchte es mit all seiner Macht ihn an ein fortschreiten zu hindern, aber der Krieger war nicht bereit aufzugeben. Er hatte Tolve sein Wort gegeben ! Das Portal in die Ewigkeit - so hatte der Dieb es beschrieben. Aber so richtig konnte Zenbar nichts mit diesem Begriff anfangen. Fest stand für ihn nur, das er hier auf dem Terrain der Götter war. Die sonst für Menschenhand unantastbare Sphäre...eine andere Welt, in der nichts mehr war wie er es kannte. Der Krieger blickte sich um. Der Gang in dem er sich befand schien aus Backsteinen zu bestehen. Er war dermassen schmal das er noch nicht einmal die Möglichkeit hatte, beide Hände zur Seite auszustrecken. Auch die Decke war sehr niedrig gehalten und kleine glitzernde Spinnweben zierten sie. Etwa zwanzig Fuss weiter vorne mündete der Gang nach rechts. Zenbar warf einen kurzen blick über seine Schulter. Wie er erwartet hatte befand er sich in einer Sackgasse, der einzige Ausgang war also die Rechtsmündung weiter vorne... Er schob das Schwert zurück in die Scheide und wischte sich erstmal den Schweiss von der Stirn, der sich Perlendick gebildet hatte. Irgendetwas störte ihn...das Gefühl der Hitze im Magen wollte nicht weichen ! Langsam schritt der Krieger nach vorne und lauschte dabei dem Laut seiner Schritte die als Echo von den Wänden abprallten.

    "Zenbar ? Verdammt...wo ist er eigentlich hin ?", fragte der gross gewachsene Krieger und fuhr sich verlegen durch sein langes Haar. Das lächeln das seine Mundwinkel umspielte war ebenso ein Zeichen der unsicherheit, wie die Geste sich am Kopf zu kratzen.

    Zenbar grinste breit. Er kannte diese Stimme die da aus den Wänden drang und seine Ohren zu umschmeicheln schien. Mal schien sie aus einem rechten verborgenen Winkel auf ihn zuzurauschen, dann kam sie wieder frontal, wie ein Stoss von einem nicht vorhandenen Wind auf ihn zu. Er begann schneller zu atmen und der Schweiss schoss ihm augenblicklich aus allen Poren.

    "Die Sonne geht gleich unter - er kann doch nicht verschwunden sein !" "Wo hast Du ihn denn zuletzt gesehen ?" Der Krieger überlegte kurz.

    "Ich bin hier...", sprach Zenbar und wischte sich den Schweiss aus seinem Gesicht. Sein Magen hatte begonnen zu rebellieren und er verstärkte seine Schritte, um diesen Gang möglichst schnell hinter sich zu lassen. Starr war sein blick nach vorne gerichtet - aber der schmale Gang wollte nicht weichen. Er hätte die Mündung schon unlängst erreichen müssen !

    Sieben geschlagene Stunden hatten sie nach Zenbar gesucht, fast ganz Thorrun war an dieser Suche beteiligt gewesen. Unweit von den Hügeln, an der Grenze der Wälder fanden sie ihn dann schliesslich.

    Der Krieger ging im Dauerschritt ! Er spürte die Panik in sich aufkommen ! Der Gang nahm und nahm einfach kein Ende und aus den 20 Fuss schienen 20 Meilen geworden zu sein. Jedesmal wenn er glaubte der Mündung ein wenig näher gekommen zu sein warf er einen kurzen blick über seine Schulter - um dann erkennen zu müssen das er die Mauer der Sackgasse immer noch unmittelbar hinter sich, in seinem Rücken hatte.

    "Was...was ist ? Es wird ihm doch wieder gut gehen, Hentolo ?", fragte der besorgte Vater und strich dem kleinen Jungen zärtlich über sein verschwitztes Gesicht. "Lass ihn schlafen ! Zenbar steht unter Schock und braucht jetzt seine Ruhe ! Er war mehr als 13 Stunden dort unten...das muss er erstmal verarbeiten ! Sein gebrochenes Bein ist aber soweit behandelt, Soleom !" "Ich verstehe !"

    "Gar nichts verstehst Du !", knurrte Zenbar und rannte wie von den Göttern gejagt durch den Gang. Die Wände schienen sich mit jedem Schritt auf ihn zu zubewegen um ihn in sich aufzunehmen, um die Stimmen, die sie von allen Seiten ausstiessen eine perverse eindringlichkeit zu verleihen. Sein Gesicht war schweiss gebadet.

    "Ich komme zu Dir runter, Zenbar !", rief Soleom und liess sich an dem Seil runter. Das enge Erd-Loch war gut 20 Fuss tief und gerade mal breit genug, damit ein Erwachsener halbwegs ohne probleme hinabsteigen konnte. Zwei harmlose Kleintiere kauerten auf dem Grund, und lagen auf der Seite. Sie lebten beide noch, hatten sich aber beim aufprall etwas gebrochen und ihre starren Augen schrien geradezu nach den Schmerzen die sie durchmachten. "Haltet Eure Fackeln tiefer, ich kann hier unten kaum etwas sehen !", schrie Soleom hoch, und als die Dorfbewohner seinem Wunsch folge leisteten sah er Zenbar völlig beschmutzt und desorientiert auf dem Boden kauern. Er atmete heftig und nahm seinen Vater gar nicht wahr. "Keine Angst, ich hole Dich hier heraus, mein Sohn !"

    Zenbar keuchte wie ein Hund ! Ihm ging langsam aber sicher die Luft aus und trotzdem war er der Mündung, die aus diesem verfluchten Gang führen würde, keinem Schritt näher gekommen. Dann spürte er wie seine Beine weich wurden und mitten im lauf verlor er den halt. Laut überschlug er sich, bis er anschliessend auf dem Gesicht liegenblieb und nach Luft rang. Er hatte das Gefühl, als würde ihm jemand die Kehle zu schnüren ! Mit zittrigen Armen stemmte er sich hoch, presste sich mit dem Rücken an die Wand und musste die Beine weit anwickeln - denn genug Platz zum ausstrecken war hier einfach nicht vorhanden. Zenbars lautes kichern schallte Ohrenbetäubend, als er nach rechts blickte und die Mauer der Sackgasse sah. Sie hatte seltsame gelb-bläuliche Farbtöne angenommen - was Zenbar nur dazu veranlasste unkontrollierter zu kichern...

    "Den Göttern sei Dank !", kam eine Stimme aus der Menschenmenge, als Soleom Zenbar endlich aus der Falle befreit hatte. "Der Sohn des Verräters lebt !" "Aber wie lange noch ?", kam eine weiter Stimme von der Traube der Dorfbewohner. Schallendes lachen - von überall her...

    "Ja...", hauchte Zenbar und konnte gerade noch den Kopf wegdrehen, bevor er sich übergab. Die Mauer vor ihm wankte bedrohlich als würde sie jeden moment einstürzen und hätte Zenbar in diesem moment darauf geachtet, hätte er dieses Phänomen wohl auf seine Angstzustände geschoben...aber der Krieger kämpfte gegen die aufkommende Bewusstlosigkeit an. Seine Sicht war nur noch eingeschränkt, als würde ein schwarzer Tunnel ihm den Blick aus den Augenwinkeln untersagen...

    "Kehre um, Sohn eines Verräters !"

    Der Krieger wischte sich erbrochenes von seinen Mund und versuchte ächtzend wieder auf die Beine zu kommen. Aber es blieb bei einem Versuch, denn seine Beine schienen nur noch aus Gummi zu bestehen, die sein Körpergewicht nicht halten konnten. Wenigstens auf seine Knie schaffte es Zenbar und so kroch er, immer noch willens die Mündung zu erreichen, weiter nach vorne. Er glaubte die Wände dabei mit seiner Schulter zu streifen. Er hörte das Schaben, als seine Lederweste über die Mauer streifte und kleinerer Kieselsteine auf den Boden kullerten. Er presste sich weiter nach vorne, musste die letzten Energiereserven für ein weiterkommen aufbringen... Dann verliessen Zenbar seine Kräfte und er drehte sich erschöpft auf den Rücken. Der beklemmende Druck auf seiner Brust und der rebellierende Magen aber blieb. Er stemmte sich erneut auf seine Ellbogen, weil er glaubte sich erneut übergeben zu müssen. Die Mauer der Sackgasse, die nun direkt in seiner Blickrichtung lag schwankte bedrohlich hin und her als wäre sie auf hoher See, in einem brodelnden Farbenmeer, das Millionen von Farben in einem schnellen Wechselspiel preisgab. Das ein grauer, knochiger Arm dabei war sich aus der Mauer zu bewegen, bekam der Krieger ebenfalls mit...

    "Du bist für diese Falle zuständig ?" "Ganz recht ! Und ich frage mich wirklich ob Du Dein Kind nicht falsch erziehst...was, zum Hades, hatte es an der Grenze zum Waldstück zu suchen ?" Soleom schnaubte vor Wut. Die Gilde der Jäger war ihm schon länger ein Dorn im Auge gewesen, seitdem sie es sich zur angewohnheit gemacht hatten des Nachts lautstark in den umliegenden Wäldern zu jagen - und der Schlaf der Bewohner von Thorrun darunter zu leiden hatte. "Das Tiere dort durch den harten aufprall elendig eingehen ist eine Sache - aber das diese Fallen auch gleichzeitig eine Gefahr für uns darstellen ist eine andere. Ich verbiete Dir und Deinen Freunden hiermit die Jagd in den Wäldern von Thorrun !" "Du hast mir gar nicht zu sagen !" "Das mag sein...", grinste Soleom, "Aber DER HIER hat Dir was zu sagen !", fügte der Krieger hinzu, wies mit seinem Blick auf seine geballte Faust, die kurz darauf dann in der Visage seines Gegenübers landete.

    Zenbar lachte laut auf ! Die Kreatur kam aus der Mauer gewankt als wäre diese gar nicht vorhanden gewesen ! Teilweise machte sie einen menschlichen Eindruck - wenigstens lies der Kopf und die beiden langen Arme darauf schliessen. Weniger menschlich wirkten dagegen die drei Beine, die im gegensatz zum schmächtigen Körper wie Klumpen an ihr hafteten. Der unbekleidete graue und schuppige Körper hatte etwas reptilienhaftiges an sich, und auch die gelb stechenden Augen machten mit ihren schmalen Pupillen einer Schlange alle Ehre. Der Kopf war leicht oval und die zwei Nüstern an Stelle der Nase bewegten sich in einem leichten rythmus. Eine Art Ring zog sich über die Stirn bis in den hinteren Nackenbereich, und etwas rötlich pochendes über dem Brustbereich lies auf ein lebenswichtiges Organ schliessen. Zenbar bekam nur wage die Gefahr mit, der er ausgesetzt war - denn seine Sehkraft war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Er wusste, das jemand gekommen war um ihn endgültig zu bezwingen und er wusste auch das sich ihm jemand von hinten näherte. Er war eingekreist ! Etwas näherte sich ihm von hinten, das einen wilden animalischen Geruch mit sich trug während gleichzeitig das Ungetüm gierig zu ihm hinab blickte, als wolle es ihn alleine durch seinen Blick verschlingen. Die Sekunden die verstrichen kamen dem Krieger wie Minuten vor. Er vernahm leise tapselnde Geräusche und ein langsam lauter werdendes Knurren. Zenbar riss sich zusammen, drehte seinen Kopf ein wenig und schielte nach hinten. Die Mündung, die aus diesen engen Gang führte war nach wie vor eine kleine Unendlichkeit entfernt - nicht ganz so weit entfernt war dagegen das Vierbeinige Wesen das mit gesenktem Kopf und blutrot stechenden Augen auf ihn zukam und weniger auf ihn, als auf das Geschöpf vor ihm achtete. Zenbar wollte etwas sagen, aber aus seiner Kehle drang nur ein krächzen. "Du bist...", kicherte Zenbar, aber die Worte blieben unausgesprochen, und schallten nur wie ein drohender Donner durch seinen Schädel. Als er den Ruck an seinem Bein spürte hatte er nach wie vor die Augen auf den Wolf gerichtet, der plötzlich wie besessen nach vorne stürmte. Das Wesen hatte nach Zenbar`s Bein gegriffen und laut knurrend wollte der Rotäugige Wolf dem einhalt gebieten. Zenbar bekam dies bereits nicht mehr mit, denn die Schwärze der Bewusstlosigkeit hatte sich seiner angenommen. Und so verpasste er einen Kampf, den das Reptilienartige Wesen zu keiner Zeit an sich reissen konnte. Wie ein Berserker zerfleischte der Vierbeiner seine Beute, und die spitzen Schreie des Dreibeinigen gingen im lauten zerreissen seiner eigenen Haut unter...

    Zenbar sah den Feuerball vom Horizont schiessen - dessen drohende Kugelförmige Form auf die Erde Horisha`s zubewegen. Er zog einen langen gelb-rötlichen Schweif hinter sich her. Der Aufprall lies die Erde erschüttern und ganze Gesteinsbrocken in die Luft wirbeln - aber Zenbar spürte nicht das geringste, obwohl er nur wenige Fuss daneben stand. Der Spuk war genauso schnell vorbei, wie er gekommen war, und als der unglaublich dichte Rauch verzogen war stach etwas aus der Erde. Langsamen Schrittes ging Zenbar diesem Gegenstand entgegen und ein lächeln lag auf seinen Lippen. "So hat alles begonnen...", sprach er mit sich selbst, als er den Gegenstand als Schwert identifiziert hatte. Es war das heilige Brimstone, das Avalas während des Krieges der Drachen vom Himmel sandte um dem Kampf eine entscheidende Wende zu geben. Zu gunsten der so genannten "Lichter", die den "Schatten" die Stirn bieteten. Zenbar blickte sich um. Er wurde etwas stutzig. Kein Drache, kein Posera war in Sicht, für den diese Klinge doch bestimmt war ! War das Brimstone der Legende nach nicht direkt vor Posera erschienen, damit er es in empfang nehmen konnte ? Stattdessen stand ER nun hier - alleine, inmitten einer sternenklaren Nacht. Der Krieger legte seine Stirn in runzeln. Nein, das war nicht das Brimstone, das da halb aus dem Erdreich ragte. Er konnte sich nicht erinnern, dass diese heilige Klinge, dass dessen Stahl einen bläulichen Schimmer besass ! Im gegenteil ! Was, bei den Göttern, ging hier vor sich ? Zenbar wollte sich mit einer Hand durch seine Haare streichen aber erschrocken hielt er in der Bewegung inne, als sein Unterarm vor seinen Augen auftauchte. Das war nicht sein Arm ! Und das war auch nicht sein Körper, wie er beim Betrachten feststellen musste ! "Ich bin nicht Zenbar !", hauchte der Krieger erschrocken.

    "Geht es Euch besser ?", glaubte Zenbar eine Stimme zu hören und als er seine Augen öffnete konnte er dies durch ein kurzes Nicken bestätigen. Ja, er fühlte sich tatsächlich gut ! Als hätte er nichts weiter als ein Nickerchen gemacht... "Fein...", erklang diese Stimme wieder, die irgendwie Geschlechtslos wirkte und einen rauhen, aber neutralen, Unterton besass. Der Krieger befand sich noch immer im Untergrund, jedoch nicht länger in diesem engen Gang, der ihm fast das Leben gekostet hätte. Was geschehen wäre wenn dieses Tier nicht aufgetaucht wäre, mochte sich Zenbar gar nicht ausdenken. Und auch jetzt sah er wieder diesen Wolf, der einige Schritte vor ihm auf seine Hinterpfoten sass und ihn neugierig beobachtete. Diese roten Augen hatten etwas schauderhaftes an sich, aber der Krieger wusste das er sich vor dessen Besitzer nicht fürchten musste. Er kannte das Tier, hatte seinen unglücklichen tod noch schwach in Erinnerung. "Du bist der...der Hund !", sprach Zenbar und prüfte die Umgebung. Auch dieser Gang war aus Backsteinmauern gefertigt, aber doch um längen breiter als der vorherige. Hinter ihm mündete er nach links - und Zenbar bekam eine Gänsehaut, da er sich unschwer vorstellen konnte WOHIN er mündete...! Hier jedenfalls schien er vorerst in Sicherheit. "Wollt Ihr mich beleidigen ? Mich einen Hund zu nennen...", erklang die Stimme. Im ersten moment war sich Zenbar nicht sicher ob der Wolf die Worte ausgesprochen hatte - aber dann erinnerte er sich an die Worte seines Freundes Dolcek, der eine besondere Beziehung zu diesen Tieren hatte und deren Sprache als eine "geistige" beschrieben hatte. "Tut mir leid...Du bist der Tetlaku-Wolf, der Dolcek begleitete, bis Du...nun ja, bis Du...", sagte Zenbar leise. Seine Kehle war noch ziemlich trocken und die Worte auszusprechen bereitete ihm mühe. Er sah wie der durchsichtige, gräulich schimmernde Wolf den Kopf leicht zur Seite neigte. "Bis ich meinem Schicksal auf dieser Brücke entgegen trat. Das ist richtig ! Erstaunlich das Euer Erinnerungsvermögen dermassen weitreichend ist ! In Eurem Zustand meine ich natürlich...", drang die Stimme glasklar an Zenbar`s Ohren. "Aber für eine Konversation ist nun nicht die Zeit !" "Danke für die Hilfe !", sprach der Krieger und ging langsam auf den Wolf zu. Hinter dem gewaltigen Tier sah er den Gang weiter geradeaus reichen - unendlich, wie es schien. "Dafür bin ich hier ! Und nun: Kommt !", kommentierte der Tetlaku und wandte sich zu gehen. Langsam lief er den Gang richtung Norden und Zenbar wollte ihm auch folgen, aber plötzlich vibrierte die Erde unter seinen Füssen und auch der Tetlaku hatte mühe sich auf den Pfoten zu halten. Schnell wurde aus dem vibrieren ein Beben und der Vierbeiner gab einen laut von sich, als die ersten kleinen Gesteinsbrocken von der Decke rieselten und geräuschvoll auf den Boden landeten. Risse entstanden an den Wänden ! Schnell wurden aus den Rissen Spalten, aus denen Feuerrote Strahlen wichen und bizarre Muster durch den breiten Gang warfen. Zenbar stolperte vorwärts und verlor seinen halt als ein letztes grosses erschüttern das Erdbeben beendete. Er richtete sich auf und hustete kräftig bei dem vielen Staub, der in der Luft lag. Unsicher fächelte er den Staub weg, der ihn die Sicht versperrte. "Was ist jetzt schon wieder ?", keuchte der Krieger und sah wie der Staub sich schnell verflüchtigte, als würden die auf der östlichen Mauer vorhandenen Risse ihn in sich aufsaugen. "Keine Zeit für Erklärungen ! Geht weiter - ich werde hier bleiben und versuchen sie aufzuhalten !", sprach der Tetlaku. Zenbar wusste nicht worauf der Wolf hinaus wollte, hörte dann aber klappernde Geräusche, die zweifelsohne aus dem Inneren der Mauer stammten und stetig lauter wurden. Irgendetwas bahnte sich an ! Etwas war auf auf den Weg, wollte die, wahrscheinlich Jahrtausend-alte, Mauer in dieser Sphäre verlassen und den beiden Neuankömmlingen einen Besuch abstatten. Das Rote Licht, das aus den Meterdicken Spalten trat und den Gang in eine schauderhafte atmosphäre tauchte wies auf einmal Schatten auf. Erst glaubte Zenbar an menschenähnliche Wesen als er die wild flackernden Konturen an der Wand beobachtete - als aber der erste Untote aus dem Spalt wankte, wusste er, das er mit seiner Vermutung nur halb richtig lag. Es waren mal Menschen gewesen - jetzt waren sie nichts weiter als Handlanger des Bösen, bereit das zu Vernichten was ihre Ruhe gestört hatte. "Das ist doch ein schlechter Scherz !", knurrte Zenbar, zog sein Schwert und lief den Gang entlang...

    Er lief immer weiter, aber wo er auch hinblickte - alles wirkte grau und tod. Kein Baum, keine Blume, nicht einmal ein einzelner Grashalm zierte diesen Landstrich ! Alles war niedergebrannt worden - und Horisha war dabei den entscheidenden Schritt in eine Neue Ära zu vollbringen. Vom grossen Hügel her erschallten die Kampfesschreie der wenigen Überlebenden, deren Banner im heissen Wind unkontrolliert flatterte. Sie hatten die Sonne im Rücken und wirkten nur wie das Schattenspiel eines Künstlers ! In wenigen Minuten schon würde der grosse rote Ball untergehen und Horisha in Dunkelheit tauchen... Zenbar hatte seine Augen fast geschlossen - denn der Sand wurde vom heissen Wind durch die Luft getragen, und verdammte die Sehkraft auf ein minimum. Er beobachtete wie die Schatten auf dem Hügel sich vermehrten, tosendes Gebrüll drang an seine Ohren und Zenbar musste unweigerlich lächeln. Es war soweit ! Die letzte Schlacht auf dem Hügel der Finsternis war im vollen Gange, die Horde des Baphomet war eingetroffen um den letzten Widersachern den garaus zu machen. Alles würde da enden, wo es begonnen hatte - wo er das Schwert in Empfang genommen hatte ! Welch ein schönes Ende. Tränen der Freude traten in Zenbar`s Augen...denn er hatte es letztendlich geschafft - das Vertrauen das man in ihn gesetzt hatte, zu keiner Zeit enttäuscht. Nun war es soweit ! Horisha würde wieder frei sein ! "Kämpft, Freunde ! Ein letztes mal...", flüsterte der Krieger, als er sah wie die Schatten beider Parteien ineinander verschmolzen, und die Kampfesschreie dem Geräusch von Stahl auf Stahl und den Todesschreien der Gegner wichen - ein letztes mal würde das Blut seiner eigenen Rasse in der Erde Horisha`s versinken. Ein allerletztes mal... Er blickte auf das Schwert, das er in Händen hielt. Die Klinge war blutüberströmt. Das bläulich schimmernde Stahl war trotzdem nicht zu übersehen ! Laut begann Zenbar zu lachen und es dauerte eine weile bis er sich wieder unter kontrolle hatte. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Ja...", hauchte er, traurig über seine neu gewonnene Erkenntnis. "Ich bin nicht Zenbar !"

    Orientierungslos blickte sich Zenbar um. Er wusste nicht mehr wie lange er gelaufen war, konnte sich noch nicht einmal erinnern diesen Gang verlassen zu haben. Mitten im lauf war im schwarz vor Augen geworden - und jetzt stand er hier vor dieser Hängebrücke, dessen morsch wirkende Balken alles andere als sicher wirkten. Er glaubte vom gefühl her hier schon eine ewigkeit zu stehen, auf das Feuer unter ihm blickend, das unter der Brücke züngelte und nach Nahrung zu lechtzen schien. Es war nicht nahe genug um dem Überquerer dieser Brücke mit seinen unkontrolliert züngelnden Flammen gefährlich zu werden - aber es sannte eine enorme Hitze aus, die Zenbar den Schweiss auf die Stirn brachte. Das Feuer wirkte wie dahin gemalt - ein Tod bringender Teppich, der im ganzen Schwarzen und undurchdringlichen drumherum einen schrecklichen Kontrast bildete. Es war kein Trost, dass vereinzelt ein paar Sterne im seltsam anmutenden Horizont zu ihm hinab blinzelten, denn auch diese wirkten künstlich - als hätte sie jemand erschaffen um den Betrachter in Sicherheit zu wiegen. Von seinem Standpunkt aus konnte Zenbar das Ende der Brücke erkennen. Es waren vielleicht 500 Fuss die er überqueren musste, bis zu diesem klobigen Steinblock, auf dem er auf dieser Seite ebenfalls stand. Auch er schien in dieser schwarz gewordenen Luft zu schweben - ein rettender Steinblock inmitten eines Nichts. Ohne einem festen Boden... Aber was dann ? Wie lange würde dieses Spiel noch weitergehen ? Was würde noch alles auf ihn zukommen bis er diesen Spiegel der Wahrheit erreichen würde ? Und die wichtigste Frage erschien ihm: wie lange hatte er noch Zeit ? Er wusste von Tolve das seine Materie langsam verfliegen würde, aber ein genauer Zeitrahmen war ihm nicht gegeben worden. Der Krieger fühlte mit seiner linken Hand nach seinem Puls und ein bitteres lächeln umspielte danach seine Mundwinkel. "Kein Puls mehr...", flüsterte er. Der erste Schritt in das Reich der Toten war somit getan. Lange würde das Amulett des Lebens wohl nicht mehr seine Dienste verrichten. Aber ohne Gondi`s Andenken - wäre er überhaupt noch hier ? Wahrscheinlich nicht...sein aufenthalt hier war jetzt auf die Magie des Zauberers angewiesen, die sich in seinen Venen befand. Diese Flüssigkeit die sich nun ihn ihm befand hielt ihn an diesen verfluchten Ort... Zenbar blickte wieder nach unten in die lodernden Flammen. Sie hatten etwas endgültiges an sich, eine Elementare Allmacht ! Wenn die Brücke nicht halten würde war er verloren - selbst ein Tetlaku konnte ihn dann nicht mehr retten. Aber dies war der Ort der Götter, die Heimat der Allmächtigen ! Und warum sollten sie eine Brücke erschaffen die nicht halten würde ? Oder war dies nichts weiter als ein erneutes Spielchen Baphomet`s ? Wie auch immer - er hatte keine Wahl. Er musste weiter ! Der erste Balken lag direkt vor seinen Füssen. Und man musste keine Gilde der Jäger besucht haben, um erkennen zu können das dieses Holz alles andere als Bruchsicher war. Ein falsch ausbalancierter Schritt, eine kleine unachtsamkeit und... "Zenbar gut durch...", grunzte der Krieger und sah durch die Ritzen der einzelnen Balken das nimmersatte Rot.

    Thorrun lag in Flammen, verstreut vor den noch brennenden Häusern lagen Menschen. Die Flammen züngelten an den Stroh-Dächern. Einige wenige Dorfbewohner rannten in Panik umher und flohen vor der Flammenhölle. Zenbar stannt wie erstarrt auf dem Hügel und wusste gar nicht wo er zuerst hinschauen sollte. Er hörte die Schreie der Frauen und Kinder, sah das einige Männer dabei waren ihr Hab und Gut aus dem Flammenmeer zu retten.

    "Erinnerungen...sie können Dein Wohlbefinden stärken oder Dein Herz in Stücke reissen !", erklang eine senore Stimme. Zenbar, kurz vor einem Herzschlag, atmete erleichtert auf. Gondi war wie aus dem Nichts erschienen, stand leicht gebückt neben dem grossen Krieger und machte es ihm gleich indem er mit neugierigen Augen das Feuer unter ihm betrachtete. "Im Leben eines Menschen gibt es tagtäglich Dinge oder Situationen die er mit Ereignisse aus der Vergangenheit in verbindung bringt, wusstest Du das ? Die kleinste Situation, der unbedeutenste Gegenstand kann tief verwurzelte Erinnerungen wieder wach werden lassen.", murmelte der Zauberer nachdenklich und fuhr sich durch seinen langen grauen Bart. "Aber gibt es auch nur einen einzigen Menschen, der beim betrachten eines Feuers eine positive Erinnerung in seinem Geiste freisetzt ?" Zenbar lachte laut auf. Es war ein freudiges, erleichtertes lachen. Nichts konnte mehr schief gehen, jetzt wo er seinen alten Freund an seiner Seite wusste. "Ein Lagerfeuer vielleicht ? Eines das man mit Geschichten, köstlichem Essen und guten Freunden verbindet ?", fragte Zenbar. "Richtig. Du hast recht ! Ich vergass...", murmelte Gondi. Die beiden blickten sich eine weile stumm an. "Schön Dich wiederzusehen, Zenbar !", sagte der Zauberer dann. "Ja...aber die Umstände sind nicht gerade die rosigsten." "Nun, ich hege keinerlei zweifel das Du es schaffen wirst." Zenbar zuckte kurz mit den Schultern und wollte etwas erwiedern, die dunkle freundliche Stimme des Zauberers kam ihm aber zuvor. "Du musst vergessen was war, mein Freund. Von hier an beginnt ein neues Leben für Dich !" "Ein neues Leben...", wiederholte der Krieger die Worte nachdenklich. "Wenn Du diese Welt verlassen hast wirst Du Dich an nichts mehr erinnern von dem was hier geschehen ist. Aber tief in Deinem Innern wirst Du Deinen Pfad finden, der Dir die richtige Richtung weist. Und was vorher war, das gottlose Leben das Du lange Zeit geführt hast, musst Du ganz einfach vergessen." Zenbar schüttelte leicht den Kopf. "Du bist doch nicht hier um mir Vorwürfe zu machen, oder ?" "Nein. Niemand wird Dir Vorwürfe machen, selbst die Götter werden Dir vergeben wenn Du bereit bist Fehler einzugestehen." "Tolve sagte das bereits.", flüsterte Zenbar. "Und er hat recht." Zenbar prüfte den Zauberer von oben bis unten, um vielleicht eine änderung zu bemerken. Aber auch er war noch genau so wie er ihn in erinnerung hatte, sah er mal von der grau-durchsichtigen Form Gondi`s ab. Selbst das Gewand kam ihm bekannt vor. "Ich habe eine menge Fragen, Gondi !", sagte Zenbar mit ernster Miene. "Es gibt nur ein problem: Du hast keine Zeit !" "Die werde ich mir nehmen...", sprach der Krieger und blickte hoch auf die künstlich wirkenden Sterne. Er hatte nun die möglichkeit die Frage Gondi entgegen zu bringen, die ihn nun schon über zwanzig Jahre begleitete und diese möglichkeit wollte er sich nicht nehmen lassen. "Warum...", begann er. "Warum hast Du mir nicht die Wahrheit gesagt ? Warum hast Du mich damals belogen ?" Gondi atmete laut aus. "Ich hätte beinahe den Fehler begangen und Dir die Wahrheit erzählt, als Du und Tolve in meinem Turm ward..." "Fehler ? Versuche nicht mich für dumm zu verkaufen, Gondi !" "Nein...es war Dein Schicksal, Zenbar. Es war vorgesehen das Du der Wahrheit höchst persönlich in`s Auge siehst - es wäre nicht recht gewesen hätte ich sie Dir mitgeteilt. Ich wusste von Jemena, oder sagen wir besser Watzaka, ich wusste das Dein Vater durch seine Hand ums Leben gekommen war. Und ich wusste auch von Tolve, der Dich direkt in die Klauen des Bösen stossen würde..." "Wie auch immer - ich verstehe im nachhinein immer noch nicht, warum Du mir die Wahrheit verschwiegen hast. Es wäre nicht nur mir viel erspart geblieben...oder hast Du Chemena vergessen ? Sie hätte vielleicht nicht sterben müssen, wenn Du Dein Wissen mit mir geteilt hättest ! Denn dann wäre ich die ganze Reise damals anders angetreten ! Und mit sicherheit würde Tolve jetzt auch noch leben..." Gondi streckte beide Handflächen zu Zenbar aus. "Nein, das ist gar nicht sicher ! Meine grösste Sorge war, dass Du diese Reise niemals angetreten hättest, hätte ich Dich mit der Wahrheit konfrontiert ! Wer kann schon mit gewissheit sagen wie Du reagiert hättest ? Und letztendlich hatte ich keine andere Wahl, das musst Du mir einfach glauben. Und ich hatte auch keine andere Wahl als mein Leben zu lassen, um Deinen Weg zu ebnen. Aber wir haben jetzt nicht die Zeit das zu erläutern." "Aber ich..." "Kein Wort mehr !", kam die zornige Stimme Gondi`s. "Vergiss nicht das Du noch eine Aufgabe hast, die wichtiger ist als ein paar Antworten aus längst verganger Zeit." Zenbar passte es gar nicht das er dermassen abgewürgt wurde, aber innerlich gab er dem Zauberer recht. Antworten auf seine Fragen konnte er immer noch finden - nur nicht hier und jetzt, unter diesen Umständen. "Gut...", sprach er kurz und knapp, und warf dann wieder den morschen Brettern der Hängebrücke einen skeptischen Blick entgegen. "Ich werde jetzt gehen..." "Ich werde am anderen Ende auf Dich warten, und Dir von dort so gut ich kann helfen.", sprach der Zauberer und sah den Krieger kurz nicken.

    Zenbar hatte die ersten Schritte bewältigt und konnte jetzt nur noch darauf Vertrauen, das diese Brücke seinem Gewicht standhalten würde. Und wie es den anschein hatte würde sie halten ! Obwohl das Holz doch nicht dermassen morsch war, wie es anfangs den Eindruck machte, war es trotzdem nicht leicht auf dem wackeligen Pfad die balance zu bewahren. Leicht schaukelte das gesamte Gerüst und erst jetzt viel Zenbar auf, das er keinerlei möglichkeit hatte sich irgendwo festzuhalten. Kein Seil war zwischen den beiden Steinblöcken gespannt um dem Überquerer einen halt bieten zu können ! Der Krieger warf einen kurzen blick über seine Schulter. Nahezu die Hälfte des Weges hatte er hinter sich gebracht - und Zenbar machte sich innerlich mut, das dies kein Ding der unmöglichkeit wäre. Er würde es schaffen, auch wenn die Balken bei jedem seiner Schritte bedrohlich ächtzten ! Er konnte Gondi auf dem gegenüberliegenden Steinblock stehen sehen, wie dessen Gewand im angenehmen warmen Wind leicht hin und her flatterte. Zenbar spürte wie Bilder sich in seinem Kopf festigten. Es war als würden sie sich in sein Gehirn bohren wollen, um ihn zur umkehr zu zwingen. Krampfhaft überwältigte er die aufkommende Angst und konzentrierte sich auf jeden einzelnen seiner Schritte, die ihm näher zu seinem Ziel bringen würden. Er sah das Feuer durch die schmalen Spalten zwischen den einzelnen Brettern, wie es seinen Elementaren, alles vernichtenden Gruss zu ihm hochsandte. War es näher gekommen ? War das Feuer nicht gestiegen, seit er den ersten Schritt auf diese Hängebrücke gewagt hatte ?

    Nicht möglich...nichts weiter als einbildung. Ich werde mich auf meine Schritte konzentrieren ! Es dringt wieder in meine Gedanken - wie ein pures Gift verteilt es sich in meinen Venen. Aber ich werde jetzt nicht aufgeben !

    Rauch stieg auf ! Langsam schlängelte er sich durch die Spalten der Bretter und versperrte mit jedem Schritt, den Zenbar auf das rettende Ufer hin zubewegte, die Sicht auf den Steinblock, der nur noch fünzig oder sechszig Fuss entfernt war. Tränen traten in Zenbar`s Augen...was weniger auf den beissenden Rauch zurückzuführen war, denn plötzlich wusste er das es hier und jetzt enden würde ! Die Erkenntnis bohrte sich wie ein Parasit in seine Gedanken und veranlasste ihn dazu stehen zu bleiben. "VERLASST DAS DORF...LAUFT RICHTUNG HÜGEL !", hörte er eine Stimme schreien. Es war seine eigene !

    Zenbar sah durch den Rauch hindurch den rettenden Hügel im Osten. Ein paar Schritte nach rechts und er wäre in Sicherheit vor dem Flammenmeer das ihn umfasst hatte ! Thorrun glich einem Trümmerfeld und noch immer schlichen die Orks durch die Strassen um die letzten zum Hades zu schicken... Frauen und Kinder waren bestialisch ermordet worden. Blutüberströmt lagen die toten Körper vor ihm und einige wenige abgetrennte Körperteile lagen etwas abseits. Schnellen Schrittes erreichte er die ersten Häuser. Einige waren bereits kaum noch als Häuser wieder zu erkennen, da sie bis auf die Grundmauern abgebrannt waren. Aber es gab immer noch Häuser die lichterloh brannten und eine enorme Hitze ausstrahlten. Zenbar blickte wieder auf den Hügel im Osten, der übersät war vom saftigen Grün. Die undruchdringliche schwärze des Nichts war gewichen und machte einem Feld voller Blumen und Bäumen platz. Nackte Kinder spielten auf den Gräsern, lachten laut auf und klatschten gegenseitig in ihre Hände. Zenbar sah weitere Menschen, dieses mal in seiner Altersklasse. Entspannt sassen sie im Kreis und unterhielten sich. Ein etwas älterer Mann erhob sich von der Gruppe und winkte dem Neuankömmling zu. "Hier bist Du in Sicherheit !", schrie er Zenbar entgegen. "Drei Schritte richtung Osten - dann kannst Du dich uns anschliessen !" "Vater...", ächzte der Sohn des Soleom und seine Augen strahlten.

    Zenbar machte einen Schritt nach Osten, und die Hängebrücke nahm einen gefährlichen rythmus an. Aber der Krieger achtete gar nicht darauf - er hatte nur Augen für den Tartarus, der sich da seinen Augen bot. Der Hort der Ruhenden war unmittelbar vor ihm und er verspürte den unglaublichen Drang sich zu den anderen zu gesellen.

    "Was sind schon zwei Schritte, wenn man danach ein neues Leben beginnen darf ? Nun komm - geselle Dich zu uns, mein Sohn !", schrie der Mann und winkte Zenbar zu sich. "Ein neues Leben...", hauchte Zenbar und spürte den Stich in seinem Schädel.

    Zenbar begann auf der Brücke zu wanken und suchte seinen verloren gegangenen halt. Kleinere Flammen züngelten durch die Spalten der Bretter und liessen sie schwarz werden...

    "Du musst vergessen was war, mein Freund. Von hier an beginnt ein neues Leben für Dich !", donnerte die Stimme Gondi`s durch den Tartarus. Wütend winkte der alte Mann ab und wies mit dem Zeigefinger auf Zenbar. "Höre nicht auf ihn ! Er versucht seit je her Dich in die Irre zu leiten ! Er hat Dich belogen, vergiss das nicht - er hat es nicht für nötig gehalten Dich mit der Wahrheit zu konfrontieren ! Aber mir... kannst Du vertrauen, Zen !", schrie er und nun standen auch die anderen der Gruppe auf und bildeten eine Mauer hinter ihm. Zenbar blickte auf den Totenschädel, den der Mann anstelle seines Kopfes auf seinen Schultern trug. War es ihm vorher nicht aufgefallen ? Oder stellte sich diese Tatsache, die dem Krieger durch seinen verwirrten Geist brannte, erst jetzt heraus ? "Aber...aber Du bist nicht mein Vater.", stotterte Zenbar und blickte danach auf das Schwert das er in Händen trug. Dessen bläuliche Klinge warf leichte Reflexe...er konnte sein Spiegelbild in dieser unheiligen Klinge erkennen. "Und ich bin nicht Zenbar !", hauchte der Sohn des Soleom angewiedert. "Ich bin derjenige der Tod und verderben über Horisha bringen wird !"

    "LAUF !!!", donnerte eine Stimme in Zenbar`s Ohren - und Zenbar rannte, so schnell ihn seine Beine tragen wollten. Mit mächtigen Schritten und wehenden Haaren hetzte er der rettenden Plattform entgegen ! Die Hitze war überwältigend, das Feuer, dass eine Hand breit hoch an den Balken züngelte, schien ihm zuzurufen doch stehen zu bleiben... aber nichts und niemand konnte Zenbar jetzt noch aufhalten - keine Stimmen - keine Erscheinungen - nur das Feuer konnte ihn jetzt noch daran hindern seinen Freund Gondi zu erreichen. Und das tat es auch, als hätte es einen Befehl bekommen augenblicklich auszuschwärmen, um den hilflosen Überquerer in Asche zu verwandeln ! Zenbar aber hatte bereits seinen angesetzen Sprung vollzogen und krachte mit seiner Schulter zuerst auf die schwebende Steinplattform, während hinter ihm die Hängebrücke, von den Flammen zerfressen, in sich zusammenbrach...

    Stille...welch angenehmer Zustand in dieser Welt, in der ich mir wie ein Fremdkörper vorkomme. Es ist ein Wunder das ich es bis hierher geschafft habe ! Befinde ich mich noch in diesem Zustand um eine Rückkehr möglich zu machen ? Gibt es diese Materie noch, von der Tolve sprach ? Und...wo ist Gondi ? Was war geschehen ? Ich weiss es nicht...ich weiss nur eines...ich beginne den Verstand zu verlieren ! Es ist, als wäre mir mein klares denken genommen worden - stattdessen werde ich mit Visionen und Szenarien konfrontiert die eine Leere in meinem Geiste verursachen, ohne das ich etwas dagegen unternehmen könnte. Ich werde ohne die Hilfe der Götter in dieser endlosen Schweife von surrealen Hindernissen gefangen bleiben. Stille...und ich will...ich kann...

    "Ich will nicht mehr !", hauchte Zenbar mit starren blick auf einen der vielen Spiegel, die ihn umrundeten. Sie hätten ihn unter normalen Umständen reflektieren müssen, aber Zenbar fragte sich längst nicht mehr, was hier real war und was nicht. Er wusste, dass rein gar nichts mehr seit seinem Eintritt in die Sphäre der Götter der Realität entsprach. Und er wusste, dass er schon bald ein Teil dieser Welt sein würde, denn seine Kräfte hatten ihn verlassen. Der kleinste Denkprozess bereitete ihm schwierigkeiten ! Jede Bewegung die er vollzog spürte er kaum noch ! Es war als wäre seinem Körper das Lebenslicht genommen worden...als wäre sein Geist und sein Körper dabei in eine andere Form überzugehen. Zenbar nahm noch nicht einmal richtig seinen Vater wahr, der neben ihn stand. Der Krieger wusste zwar das Soleom anwesend war, er war jedoch nicht fähig sich zu freuen - vielmehr starrte er mit seinen tod wirkenden Augen auf einen der vielen Meterhohen Spiegel, die in dieser weiss-strahlenden Halle auf einer Art Sockel standen. Wie er hierher gekommen war wusste er nicht. "Es ist fast geschafft, Zen ! Halte durch !", sprach Soleom und wies mit einem Finger auf den Spiegel, den Zenbar die ganze Zeit betrachtete. "Das ist der Weg in den Saal der Wahrheit, mein Sohn !", sagte Soleom leise. Dann wurde das Spiegelglas dunkel und Zenbar betrachtete das Bild, das sich darauf langsam bildete. Etwas schob sich nach vorne ! Zwei ihm unbekannte Gesichter...

    "Ich habe versagt...", erklang die traurige Stimme aus unendlicher ferne. Ilusus breitete seine Arme aus und betrachtete das Bild, das sich seinen Augen bot. Er sah das Leben von Stunde zu Stunde aus Horisha weichen - die Dämonen der Finsternis zerstörten alles was ihnen im Wege war, damit Baphomet das ehemalige Land der Drachen an sich reissen konnte. Angeführt wurden sie von den Dämonen Watzaka, der in seiner Feste auf dem Hügel der Finsternis weit im Norden verweilte und die Horde von dort aus kommandierte. "Meine Kinder...", hauchte der Gott des Lebens. "Vergebt mir !" Felewar, der Gott der Wälder, stand neben ihm und hatte eine Hand auf Ilusus Schulter gelegt. "Ich werde meine Freunde, die Tetlaku`s, aus den Wäldern der Dämmerung schicken, damit sie sich den Menschen anschliessen - dieser Kampf ist noch nicht verloren, Ilusus !" "Fast alle Rassen Horisha`s haben sich vereint um diesen schwarzen Krieg zu gewinnen.", sprach Ilusus langsam. "Aber nicht so die Elfen ! Ich verstehe nicht warum meine eigenen Geschöpfe sich nun Baphomet`s Handlangern anschliessen...und was werden da ein paar tausend Tetlaku`s schon grossartig ausrichten können ?" "Unterschätze ihren Kampfeswillen nicht, mein Freund !" "Es bringt alles nichts...", kam eine laute Stimme aus dem Hintergrund. Es war Avalas, der sich den anderen beiden anschloss und nun ebenfalls durch den Spiegel der Wahrheit hindurch das Geschehen auf Horisha betrachtete. "Wir haben keine andere Wahl als das Relikt unseres Sieges gegen Baphomet einzusetzen !", sagte der Gott der Klarheit und die anderen beiden wussten sofort, worauf er hinaus wollte. "Du meinst das Brimstone ?", fragte Ilusus entsetzt. "Aber mir fehlt die Kraft...ich werde Posera nicht wieder auferstehen lassen können, jedenfalls jetzt noch nicht ! Und die Zeit drängt, Avalas !" "Was ist, wenn ich es manipuliere, um es einen Bewohner Horisha`s zugänglich zu machen ?", fragte der Schmied der Klinge. Ilusus verzog darauf hin dermassen das Gesicht, das man glauben konnte es würde jeden moment in seine Bestandteile zerfallen. "Du meinst, es solle einen Menschen dienen ? Das bringt Risiken mit sich - Keiner von uns könnte Versichern, das es zur vollsten zufriedenheit funktionieren wird ! Immerhin ist dessen Magie auf die Psyche von Posera, eines Drachen also, abgestimmt worden - ein Mensch könnte dieser Kraft niemals Herr werden ! Ich habe die Menschen mit sehr vielen emotionalen Empfindungen geschaffen - das Brimstone könnte auf die Gefühlsausbrüche eines meiner Kinder ungeahnt reagieren !" Ilusus dachte angestrengt nach. Aber auch wenn er Händeringend nach anderen Möglichkeiten suchte, diese anbahnende Katastrophe zu verhindern - nichts von dem erschien vielversprechender als das Brimstone einem mutigen Menschen zugänglich zu machen ! Nach einer weile des denkens schüttelte er heftig den Kopf. "Wir haben keine andere Wahl - Das Risiko müssen wir nun einfach eingehen ! Mache Dich daran das Brimstone auf einen Menschen abzustimmen, Avalas !" "Und dann ?", fragte Felewar. "Hast Du schon jemanden im Auge, der der Hüter dieser Klinge werden wird ?" "Ja, das habe ich tatsächlich !", sagte Ilusus, hob kurz seine Hand, und auf dem Spiegel erschien das Dorf Thorrun, das bisher von den Kämpfen verschont geblieben war. "Er ist ein Krieger, der stark genug ist diesen Watzaka zu vernichten, auch wenn er selbst nicht mehr der Jüngste ist. Sein Name ist Jemena ! Er lebt mit seinem Enkelsohn Soleom zusammen in Thorrun, der ebenfalls zu einen tapferen Krieger heranwachsen wird - das kann ich bereits jetzt erkennen, obwohl er noch so jung ist ! Soleom`s Vater, Jemena`s Sohn, ist leider früh gestorben, aber das hat die beiden nur enger zusammen geschweisst !" "Und Du denkst das Brimstone ist in dieser Familie in guten Händen ?", fragte Avalas neugierig. Er sah Ilusus langsam nicken. "Ja, ich spüre die gütige Kraft in den beiden - Jemena wird Watzaka besiegen !"

    Zenbar spürte den Dorn in seiner Brust. Plötzlich war er wieder hellwach geworden - verschwunden war die Müdigkeit, das Gefühl vollkommen ausgelaugt zu sein. Was er dort in dem Spiegel zu sehen bekam war ein Stück Geschichte, wie es zuvor kein Sterblicher gesehen hatte. Es war der schwarze Krieg aus Sicht der Götter ! Der Ursprung dieser heiligen Klinge, die er nun schon über 20 Jahre mit sich trug ! Jemena war der erste Mensch gewesen der das Brimstone erhalten hatte, um Watzaka zu bezwingen...

    "Er hat es wirklich geschafft - er hat durch den tod Watzaka`s diesen schwarzen Krieg beendet ! Aber, Ilusus, Deine Wahl scheint doch nicht gut...trotzdem Jemena den selbst ernannten Herren der Finsternis mit der Klinge Brimstone bezwang...hat er uns letztendlich verraten !", sprach Zeus. "Ja, Bruder.", stimmte Ilusus mit trauriger Stimme zu. "Die Macht des Abtrünnigen Baphomet ist gewaltig ! Und es war für Jemena eine zu grosse verlockung von der Kraft der finsteren Seite zu kosten. Er hat uns hintergangen !" Zeus fuhr sich mit zorniger Miene durch sein langes graues Haar. "Er nennt sich nun selbst Watzaka !!! Ist das zu glauben ??? Aber Baphomet hat nicht bedacht das Jemena bereits zu alt ist und niemals die Stärke des toten Watzaka erreichen kann !" "Deswegen wird sich Jemena bald auf die Suche nach einem Nachfolger begeben, einem Erbe der Finsternis ! Sein Enkelsohn Soleom..." "Aber erst wenn dieser das vierzigste Lebensjahr erreicht hat und somit im besten Alter eines Kriegers ist !", vollzog der Gott des Donners und blickte Ilusus dabei von der Seite an. "Richtig ! Soleom`s Frau hat gerade einen Sohn geboren, sein Name ist Zenbar ! Unglaublich, wie die Zeit verrinnt !", Ilusus blickte betreten zu Boden. "Zenbar wird Neunzehn sein, wenn sein Vater sich Jemena stellen muss !", fügte Ilusus in Gedanken versunken hinzu. Zeus stemmte sich auf seinen gewaltigen Kriegshammer und verfolgte das Bild auf dem Spiegel der Wahrheit. Jemena war dort abgebildet ! Er sass auf dem Knochenthron, umgeben von einer dunklen Aura - und dort würde er noch Jahre sitzen, bis es endlich an der Zeit war Soleom zu sich zu rufen ! Er wollte ausharren, die Sache nicht überstürzen ! Womöglich schmiedete er bereits Pläne, wie er Soleom überreden könnte seinen Platz einzunehmen. "Jahrzehnte wird Jemena in dieser Feste warten, bevor er versuchen wird Soleom auf Baphomet`s Seite zu ziehen ?", vergewisserte sich der Gott des Donners. "Ja !" "Verrückt, Ilusus ! Das ist schwer nachvollziehbar !"

    "Sie sehen aus wie wir !", keuchte Zenbar, erregt über die Tatsache das Ilusus, Felewar, Zeus und Avalas, die er in diesem Spiegel betrachten durfte, äusserlich wie Menschen wirkten. "Ilusus hat uns nach ihrem Abbild geschaffen ! Wir sind das Spiegelbild der Götter !" "Ja...aber woher weisst Du das ?", hörte er die Stimme seines Vaters aufgeregt fragen. Soleom sah wie Zenbar mit wirrem Blick auf den Spiegel starrte, der ihn schon bald in die Halle der Wahrheit bringen würde. Irgendetwas konnte sein Sohn dort betrachten...! "Was...was ist, Zen ? Sage mir was Du siehst !", forderte Soleom ihn auf. "Ich...ich sehe das heilige Brimstone ! Die Götter haben es Jemena entrissen, nachdem er sie verraten hatte und sie liessen es Dir zukommen. Und Jemena wusste dies ! Er fürchtete dieses Schwert, denn es war die einzige Waffe die ihn vernichten konnte..."

    "Wir haben unser Möglichstes getan, meine Freunde !", sprach Ilusus bedächtig und die Götter in ihrer Sphäre horchten seinen Worten. "Das Schicksal wird nun über Horisha entscheiden ! Der Enkelsohn des Jemena, der sich selbst Watzaka nennt, ist nun im Besitz der heiligen Klinge. Sein Name ist Soleom ! Das Brimstone wird seine Kraft entfalten, wenn der Hüter stark genug ist und die gütige Klarheit mitbringt - und der Tag an dem Jemena und Soleom aufeinander treffen werden rückt beständig näher !"

    "Niemals ! Dann wirst Du hier und jetzt ein zweites mal Sterben !", schrie Soleom und schlug mit seinem Schwert nach seinem Gegner. "Sei kein Narr !!!", schrie dieser zurück und wich dem Schlag gekonnt aus. "Es ist unsere Bestimmung, Soleom ! Du kannst der Macht nicht den Rücken kehren !" Soleom war über und über mit grünem Blut beschmiert. Überall um den Dorfbrunnen verteilt lagen die Leichen dieser Orks, die urplötzlich über Thorrun hergefallen waren, und deren grössten Teil er niedergestreckt hatte. Es hatte unwahrscheinlich viele Tote gegeben, die Häuser waren angezündet worden - aber Soleom hatte selbst den Anführer der Orks, ein riesiges Ungetüm das auf den Namen Bledan hörte, in die Flucht geschlagen. Nur noch ein paar vereinzelt streundende Orks waren in der Stadt - aber trotzdem war die Panik gross, denn das unersättliche Feuer breitete sich weiter aus. Die Überlebenden flohen ! Einige hatte der Übermut gepackt, und ihr versuch, ihr Hab und Gut aus den brennenden Häusern zu bergen, hatten sie mit dem Leben bezahlen müssen ! Nach der Flucht von Bledan waren kaum Sekunden verstrichen als Jemena aufgetaucht war ! Aber er hatte sich schlimm verändert - das war nicht mehr sein Grossvater ! Soleom dankte den Göttern, das sein Sohn Zenbar zu dieser Zeit in Flawil in Sicherheit war ! Er und Tolve wollten Gondi besuchen...

    "Es ist meine Schuld !", schrie Zenbar den Spiegel an. "Ich war nicht da als es passierte ! Ich war...ich hätte es vehindern können...wir...Tolve...und ich...wir..."

    "Es tut mir leid, Sohn des Soleom !", sprach Ilusus und vergrub sein Gesicht in seine Hände. Er weinte bitterlich, denn er konnte es nicht fassen, dass das blühende Leben Thorrun genommen war. Felewar`s trauriger Blick haftete auf den Spiegel der Wahrheit, der das Geschehen in diesem Dorf preis gab. Der Gott der Wälder sah Zenbar neben seinem Vater knien. Der gerade mal Neunzehnjährige Sohn hatte das Schwert an sich genommen und lauschte nun den letzten Worten seines Vaters, der den Kampf gegen Jemena verloren hatte, weil er einfach zuviele schlechte Emotionen mit sich trug. Das Brimstone hatte seine Macht nicht entfaltet, weil Soleom mit all seinen Hass gegen Jemena angetreten war... "Ich kann ihn nicht länger halten !", hauchte Ilusus, der einfach nicht mehr die Kraft besass Soleom am Leben zu lassen. Der Krieger lag dort am Brunnen und hatte Jemena`s Dolch in seinem Herzen - und nur durch Ilusus Kraft konnte er noch lange genug leben um Zenbar von der bevorstehenden Gefahr zu warnen.

    Rückblende:

    "Vater...ich..." "Zen...höre mir gut zu..." Soleom hustete kräftig. Dabei spritzte das Blut über seine Lippen und benetzte dabei auch das Gesicht Zenbar`s. "Ich...ich werde es nicht schaffen. Die Zeit des Abschieds ist gekommen..." Zenbar schüttelte heftig den Kopf. "Nein,Vater. Du wirst wieder gesund. Ich werde..." "Zen...halte Brimstone in Ehren. Erinnere Dich stets an das was man Dir lehrte...was ich Dir lehrte..." Zen konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. "V...Vater...Du wirst wieder...", stammelte er. "Mache Dich auf den Weg, Zenbar. Reise nach Flawil und Berichte was hier geschehen ist...Du musst...", krampfhaft verzog Soleom das Gesicht, "...Du musst Gondi Berichten...sage ihm...das der Schatten sich wieder über Horisha gelegt hat...".

    "Und nun nimmt das Schicksal seinen lauf...mein Zenbar - Es liegt nun alles in Deinen Händen !", sprach Ilusus und sah in dem Spiegel Zenbar und seine Freunde, die auf den Weg in Richtung der Feste Watzaka`s waren ! "Jemena hat uns verraten - Soleom war nicht stark genug um das Brimstone zu führen...das Schicksal der Menschheit liegt jetzt alleine in Deinen Händen ! Glaube an uns und der Weg wird sich Dir öffnen !"

    "Es tut mir leid...bitte vergebt mir !", schrie Zenbar aus Leibeskräften. Er spürte die körperliche Schwäche erneut aufkommen - aber er bevor er ging, wollte er es sagen - er wollte es den Göttern in Ihr Gesicht schreien wie leid es ihm tat ! Er hatte gesehen, dass das Schicksal sein Begleiter war ! Und gegen diesen Freund-Feind konnten selbst die allmächtigen Götter nicht ankommen ! "Es tut mir leid...", hauchte Zenbar, bevor ihn der Mantel der Bewusstlosigkeit umschlang, um ihn auf seine letzte Reise hin zu seinem grössten Wiedersacher zu begleiten...

    ----------------------------------------------- - KAPITEL III - - - - Zurück in die Gegenwart - -----------------------------------------------

    "Es...es tut mir leid...", hauchte Zenbar. "Ich wünschte ich könnte die Zeit noch einmal zurückdrehen...ich...ich würde vieles anders angehen...!"

    Glaubst Du das wirklich ?

    "Ja...", sprach der Krieger und versuchte die Dunkelheit um sich herum mit seinen Augen zu durchdringen. "Ich sah mich mit der Wahrheit in dieser Welt konfrontiert...und, bei meinem Schwerte, ich war in den vergangenen zwanzig Jahren ein gottloser Narr !!!"

    Und was wird nun aus Dir, Zenbar ?

    Der langhaarige Krieger legte seine Stirn in Falten und überlegte kurz. "Ich werde zurückkehren, diese für Menschen schmerzhafte Sphäre der Götter verlassen. Ich darf nicht sterben ! Ich...ich darf meine Freunde in Thorrun nicht im Stich lassen ! Adlera, Venom, Bulze, Hextar, Genamis...sie alle...wir alle haben einen Eid geschworen der Sicherheitskraft von Thorrun zu dienen ! Mein Geist wird wieder mit den Göttern verschmelzen und ich werde das Brimstone wieder unter meiner Führung bringen können. Nie wieder soll Baphomet die Kontrolle über mein Schwert erlangen...!" Zenbar spürte eine starke Verunsicherung in sich aufsteigen. Tief in seinem inneren wusste er das dies nichts weiter als ein Hoffnungsschimmer war, denn eine Rückkehr nach Horisha war nur eine von zwei alternativen. "Was aus mir wird ?", der Krieger lachte unsicher. "Ich werde zurückkehren, oder..."

    Oder ?

    "Oder ich werde hier sterben !", flüsterte Zenbar und sah ein gebündeltes Licht mit enormer Geschwindigkeit auf sich zukommen.

    So sei es !

    "Es...es geht mir besser, Vater. Ich werde jetzt gehen !", sagte der Krieger und griff nach rechts, um Soleoms Schulter zu fassen zu bekommen. Seine Hand glitt jedoch in`s leere. "Vater ?" "Dein Vater ist fort ! Wie all die anderen die an diesem Ort nichts verloren haben.", hörte Zenbar eine rauhe Stimme. Unsicher blickte sich der Krieger um, aber viel konnte er dank dem dunklen Schleier, der wie ein Teppich in diesem Raum ausgebreitet worden war, nicht ausmachen. Nein, er war nicht mehr in der Halle mit den vielen Spiegeln, soviel stand für ihn fest - und sein Vater war längst nicht mehr an seiner Seite. Er erinnerte sich an die Szenen, die er in einem dieser Spiegel betrachtet hatte - dieser Spiegel war auch gleichzeitig der Eingang in den Saal der Wahrheit gewesen, wie sein Vater ihm berichtet hatte. Aber Zenbar erinnerte sich nicht dieses magische Portal durchquert zu haben - und doch war er jetzt aus unerklärlichen Gründen nicht länger in der Halle der Spiegel. Er konnte schwach die Kontur eines meterhohen Gegenstandes vor sich ausmachen. Hatte er es tatsächlich geschafft ? War er endlich, nach den vielen Hindernissen die er hatte überwältigen müssen, an sein Ziel gelangt ? Das MUSSTE der Spiegel der Wahrheit sein, das Tor zurück in seine Welt ! In der umliegenden Dunkelheit konnten ihm seine Augen aber genauso gut einen Streich spielen ! Wichtiger erschien ihm jedoch diese Stimme, die einem drohenden Donner gleich, durch den Raum eschallt war. "Wer bist Du ? Ich kann Dich nicht sehen ! Gib Dich zu erkennen !", rief der Sohn des Soleom hinein in die seichte Dunkelheit. Von einer Sekunde auf die andere wurde der Raum in ein dunkelblaues, rauchiges Licht getaucht und gab Zenbar`s Umgebung preis. Wer immer dieser Jemand auch war, der zu ihm gesprochen hatte: er hatte hier eine gewisse Kontrolle erlangt und es schien ihm keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten mit den gegebenheiten dieser Götter-Sphäre zu spielen. Zenbar brauchte ein paar Sekunden bis er seine Lage realisiert hatte und die Person, die unmittelbar vor dem Spiegel stand, einordnen konnte. SIE hatte er vorher nicht sehen können ! In der lässigen Art und weise wie diese, Zenbar fast einen Kopf überragende, Person dort stand glaubte der Krieger es fast mit Bestimmtheit sagen zu können: Er wurde erwartet ! Diese Person strahlte etwas aus, als würde sie bereits ein Leben lang dort stehen... Zenbar stand der Gestalt nur Zwei Fuss entfernt gegenüber. Er hätte nur einen Arm ausstrecken müssen um sie zu fassen zu bekommen ! "Diese Person...", dachte er. Und das war der Moment wo sein verwirrter Geist auch die kleinsten Reste einer längst vergessenen Vergangenheit aus der Erde seines Gedächtnises ausgrieb. ER war es, ER war zurückgekehrt ! Augenblicklich schoss Panik in ihm hoch ! Trotzdem diese bläuliche Luft die Gegend ein wenig verzerrt darstellte, weckte diese Gestalt den bitteren Geschmack der Wiedererkennung in ihm wach. Diese lange, dunkle Kutte - das sich im Schatten der Kapuze befindende Gesicht, das lediglich dieses glühende Augenpaar preisgab...! Er hatte sein Haupt ein wenig zur Seite geneigt und seine Hände verbargen sich hinter seinem Rücken, wo sich der Spiegel der Frodanda abzeichnete. Das Geschenk der Mutter von Ilusus, dem Gott des Lebens ! Er erstrahlte in all seiner Pracht und war nicht nur doppelt so breit wie die Person die vor ihm stand, sondern besass mindestens das dreifache an Höhe ! Aber auch seine goldenen Verzierungen, seine geradezu überwältigende positive Ausstrahlung konnte die böse Aura nicht übertreffen, die diese Gestalt wie eine Pestwolke ausstiess. Der Sohn des Soleom erkannte das ER keinerlei Spiegelbild warf ! "Watzaka...", flüsterte Zenbar und wich zwei Schritte nach hinten, um ein wenig abstand zum selbsternannten Herren der Finsternis zu bekommen. "Sei kein Narr !!!", zischte die Gestalt, und die Stimme ging Zenbar durch Mark und Bein. "Watzaka existiert nicht mehr ! Und keiner sollte das besser wissen als Du !" "Aber..." "Mein Äusseres spielt keine Rolle. Es ist nichts weiter als eine Hülle, damit mich Deine menschlichen Augen wahrnehmen. ", erklang die dunkle Stimme Zenbar`s Gegenüber. Zenbar spürte den Stich in seinem Schädel und auch sein Gegenüber bemerkte das der Krieger erneut begann die Kontrolle über sich zu verlieren. "Du hast es weit gebracht, Hüter des Brimstone ! Deine Freunde haben wirklich ganze arbeit geleistet !", sprach die Gestalt in der Kutte, und für einen kurzen augenblick glühten die gelb-roten Augen noch ein wenig intensiver. "Ich...ich muss gehen ! Wer immer Du auch bist - versuche nicht mich aufzuhalten ! Geh beiseite !", forderte Zenbar auf und wies mit einer Hand auf den Spiegel hinter der Person, während seine andere Hand auf seiner rechten Schläfe ruhte. "Du willst durch den Spiegel ! Aber ich werde das zu verhindern wissen.", grunzte die Person wütend. "Und diesesmal werden Dir Deine Freunde keine helfende Hand reichen können." "Dann vergeude keine weiteren Worte, sondern kämpfe !", fluchte Zenbar und zog sein Schwert. Irritiert fiel sein Blick auf die Klinge des Brimstone, das er in beiden Händen hielt und seitlich von sich auf den Gegner ausgerichtet hatte. Ein dermassen nahezu bestialisches Leuchten hatte er noch nie gesehen ! Selbst bei dem Kampf gegen den Drachen Fumbul, als sich das heilige Schwert in Posera`s Besitz befand, hatte es nicht ein dermassen aggressives Signal von sich gegeben ! Zenbar war geradezu geblendet von der puren magischen Energie, die das Brimstone von sich gab. Das laute lachen seines Gegenübers brachte den Krieger wieder aus seinem staunen heraus. Das Schwert hatte wohl nur bei seinem Hüter selbst für einen kleinen moment der Ehrfurcht gesorgt. "Du wirst das Brimstone niemals kontrollieren können ! Ilusus war ein Idiot, als er es einem Menschen vermachte in der Hoffnung mich und mein Vorhaben stoppen zu können !", sprach die Gestalt und ging zwei Schritte auf Zenbar zu, so dass sie sich wieder direkt gegenüberstanden. "Du bist ein Mensch ! Du kannst mich nicht besiegen !" Zenbar wusste plötzlich wem er hier gegenüberstand. Diese Gestalt konnte das Brimstone mit seiner Maskerade nicht täuschen, denn es gab auch weiterhin durch ein grelles gelbliches leuchten seine bereitschaft den Gegner niederzustrecken bekannt. Er mochte viele Gesichter haben, aber er hatte die dämonische ausstrahlung, die die innere Kraft des Brimstone fast zum zerbersten brachte. "Du bist Baphomet !", zischte Zenbar. Er musste es einfach sein ! Niemand sonst konnte das Brimstone dermassen aus der Reserve locken wie der dämonische, bei den anderen Göttern als namenlos geschimpfter, Gott der Finsternis ! "Mit wurden viele Namen gegeben ! Aber Namen sagen gar nichts über mich aus - so seltsam einige auch sein mögen, die die Menschen für mich erdacht haben. Ich glaube Du warst nie in der Lage zu begreifen mit wem Du Dich hier eingelassen hast !" Zenbar wich erneut ein paar Schritte nach hinten. "Aber...aber Du dürftest normalerweise gar nicht hier sein ! Dies ist die Sphäre der Götter ! Du aber wurdest verbannt ! Ihr Götter habt wegen dieser Sphäre Krieg geführt und Du hast verloren !" "Dein Wissen erstaunt mich !", sprach Baphomet sichtlich überrascht. "Aber Deine Worte zeugen nicht von Intelligenz ! Denke nach, Mensch ! Wenn ich noch immer ein Gott dieser Sphäre wäre, was wäre wohl nach Deinem Eintritt aus Dir geworden ? Ich hätte Dich innerhalb weniger Sekunden mühelos vernichtet !!!" Zenbar brach der Schweiss aus. Aber das lag nicht an irgendwelchen Angstzuständen, sondern an seinem Körper, der jetzt endgültig dabei war zu sterben. Er hatte zahlreiche Torturen hinter sich gebracht, aber es war letztendlich die Zeit gegen die er kämpfte und gegen die er nicht gewinnen konnte. Er musste diese Welt schnellstmöglich verlassen - oder seine Materie ganz ablegen und für immer ein Teil dieser Welt werden... "Du bist nicht wirklich hier ! Du bist nicht real !", sagte Zenbar und eine gewisse enttäuschung lag in seiner Stimme. "Dies ist die Sphäre von Ilusus, Zeus und all den anderen die gegen Dich Krieg geführt haben...das bedeuted, das Du diese Sphäre nicht wirklich betreten kannst !" "Nur ein Teil von mir ist hier. Ich kann meine eigene Sphäre des Todes nicht ganz verlassen - aber ich musste sie notgedrungen zum Teil hinter mir lassen, weil Du noch am leben warst. Aber eigentlich solltest Du tod sein !!! Nachdem ich das Brimstone aufgrund Deiner Gottlosigkeit unter meine Gewalt bringen konnte und es meinen Befehl Dich zu töten ausgeführt hatte, war Deine sterbliche Hülle auch vernichtet ! Aber einer Deiner verstorbenen Freunde beherrscht unglaubliche Magie und konnte Deine Seele in die Sphäre der Götter retten, anstatt sie zu mir, in den Schlund des Hades, zu schleudern ! Ich konnte das nicht verhindern - aber ich sandte einen Teil meiner selbst in diese Sphäre um Dich endgültig zu vernichten. Wären Deine Freunde nicht gewesen, wäre Deine Seele schon längst in meinen Klauen ! Sie haben Dir Deinen Weg bis hierher ermöglicht !" "Meine Freunde...und die Götter !", sagte Zenbar leise und ein schallendes Gelächter war die Antwort Baphomet`s. "Ihr Menschen seid wirklich naiv ! DU HAST DIR DEINEN WEG SELBST GEEBNET, MENSCH !", brüllte der Gott der Finsternis erheitert. "Hättest Du Dich Deinen Göttern nicht abgewandt, dann hätte ich niemals die Möglichkeit gehabt das Brimstone unter meine Kontrolle zu bekommen. Avalas, der Erschaffer dieser Klinge, ist nicht länger an Deiner Seite - Du kannst das Schwert somit nicht kontrollieren, selbst wenn Dein Herz vor reinheit strahlen sollte ! Du hast Dir Dein eigenes Grab geschaufelt ohne es zu wissen ! Das belustigt mich ungemein ! Nichts wird Dich jetzt noch retten können, denn alles ignoriert Dich..." "Das ist nicht wahr...die Götter ignorieren mich nicht ! Sie warten darauf, dass ich mich beweise !", sprach Zenbar trotzig. "Dann siehe Dich um, Mensch ! Das ist IHRE Sphäre ! Sie wissen das Du hier bist, aber was wesentlicher ist: Sie wissen das ICH hier bin ! Und keiner ist gewillt einzugreifen ! Weil sie mich fürchten und weil ihnen Dein Schicksal egal ist !" Zenbar musste nach diesen Worten kräftig schlucken, denn so sehr es ihn auch anwiederte, so musste er Baphomet doch recht geben. Er hatte sich hier in der Sphäre oft genug in Gefahr befunden und es waren letztendlich immer seine Freunde gewesen die ihm ausgeholfen hatten. Die Götter hatten sich zu keiner Zeit eingemischt, als Baphomet die Gefahren in dieser Sphäre aufbaute - mit dem einzigsten Ziel, den Hüter des Brimstone endgültig in das Reich des Hades zu schicken.

    Nur ein Teil von mir ist hier. Ein Teil, der vollkommen ausreichend ist um Dich hier und jetzt zu töten. Du kannst mich nicht bezwingen !

    Zenbar hörte die Worte in seinem Schädel wie einen grossen Felsgestein hinwegpoltern und krümmte sich vor schmerzen. Plötzlich besass er noch nicht einmal mehr die Kraft das Brimstone in seinen Händen zu halten. Zentnerschwer kam es ihm vor...und er verlor sein Schwert, das laut scheppernd auf den Boden landete und dort geradezu leblos liegenblieb. Keine Energie ging mehr von dieser heiligen Klinge aus - ein totes, unnützes Stück Stahl ! Der Krieger spürte von Sekunde zu Sekunde wie das Leben seinem Körper endgültig wich. Er sackte leicht nach vorne und versuchte krampfhaft der aufkommenden Schwäche die Stirn zu bieten - denn es durfte einfach nicht so enden. JETZT hatte er die Möglichkeit Baphomet zu bezwingen ! Diese Chance durfte er nicht verstreichen lassen ! "Ihr Götter...helft mir !", schrie Zenbar schweissgebadet, als seine Beine ihn nicht mehr halten konnten und er auf die Knie fiel...

    "Ich bin leider nicht stark genug um Dich weiter zu begleiten, Zen !", erklang Chemena`s Stimme aus unendlich weiter ferne.

    Baphomet bewegte sich keinen Fuss, als er mit ansah wie Zenbar vor seinen Füssen auf die Knie fiel und beide Arme um sein Oberkörper schlang - als würde er die Lederweste somit anflehen, die Schmerzen abzuweisen. Ein Orkan tobte in seinem inneren und Zenbar glaubte die Dämonen der Finsternis tief in sich zu wissen, wie sie alles mit scharfen Krallen in Stücke schlugen...

    Tolve`s Gesicht war emotionslos wie immer. "Dann...dann...werde ich jetzt gehen."

    "Baphomet...", hauchte Zenbar, der sich mit einem Arm abstützte und urplötzlich nach vorne fuhr. Er holte das letzte aus seiner restlichen Energie heraus ! Wie ein Blitz flog er nach vorne und rammte direkt in den personifizierten Baphomet hinein. Seine Hoffnung, den Gott der Finsternis umzurempeln wurde jedoch im Keim erstickt - als der Krieger Baphomet mit seiner Schulter rammte, hatte er das Gefühl als wäre er in eine Betonmauer hinein gerannt. Dann spürte er die Klauen des Gottes an seiner Kehle und glaubte im gleichen moment das sein Schädel vom Rumpf gerissen wurde. Würgend rang Zenbar nach Luft - er wollte sich fallen lassen, sich aus dem Griff des Baphomet befreien, aber stattdessen wurde er hochgehoben. Der namenlose Gott hob ihn mit einem ausgestreckten Arm soweit hoch, bis er Zenbar in Augenhöhe hatte, damit er dem Krieger zeigen konnte was er in der anderen Hand hielt ! Es war das Brimstone - aber es war in seiner bläulichen Hand nur ein totes Stück Stahl... "Es endet alles so wie es begonnen hat, Mensch !", flüsterte der Gott der Finsternis seinem Kraftlosen Gegenüber entgegen. Zenbar spürte keinen Boden mehr unter seinen Füssen ! Direkt vor sich sah er das in dunkelheit gehüllte Gesicht des Baphomet ! Das gelblich-rote Augenpaar fixierte ihn regelrecht ! Dann holte der Gott der Finsternis kurz aus und rammte dem Hüter sein eigenes Schwert von schräg unten durch den Brustkorb...

    "Es ist fast geschafft, Zen ! Halte durch !", echote die Stimme Soleom`s.

    "Ich bin der Dinge wirklich müde geworden. Nun stirb endlich...", sagte Baphomet und lies Zenbar fallen. Der Krieger prallte auf das blutbefleckte Marmor und blieb auf der Seite liegen. Er wollte etwas sagen - aber kein Wort entrann seiner Kehle. Er wollte sich abstützen - aber er hatte einfach keine Kraft mehr in seinen Armen, die einem wilden Zittern unterlagen. "Luft...ich bekomme keine Luft mehr...", schoss der Gedanke durch Zenbar. Der Diamantenverzierte Griff des Brimstone ragte aus seiner linken Brust hervor und die Klinge war bis zum anschlag in seinen Körper geschlagen worden. Blutverschmiert trat das Schwert aus seinem Rücken wieder heraus. In sekundenschnelle wurde der bläulich-weisse Marmor unter Zenbar rot...

    "Niemand wird Dir Vorwürfe machen, selbst die Götter werden Dir vergeben wenn Du bereit bist Fehler einzugestehen.", sprach der weise Gondi und ein leichtes lächeln umspielte seine Lippen.

    "Avalas...", wollte Zenbar sagen, aber stattdessen stiess er nur ein grunzen aus und ein Schwall Blut ergoss sich aus seinem Mund. Als er sah wie das bläuliche Licht um ihn herum wich, um einem grellen Weiss Platz zu machen, wusste er, das dies das Ende ist ! Er wusste das nach diesem Lichtwechsel Farben und Formen folgen würden - der anfang vom Ende - nur würde er dann nicht wieder wohlbehalten in der Sphäre der Götter aufwachen, sondern im Hades endgültig dem Untergang geweiht sein. Diesesmal jedoch blieben die Farben und Formen aus...und es blieb der grelle Lichtwechsel, als würde jemand zehntausende Fackeln in diesen Saal der Wahrheit angezündet haben. Zenbar machte sich zum sterben bereit, denn er begann bereits zu fantasieren - er vernahm undefinierbare klappernde Geräusche und sah die Wände rings herum zerbröseln. Sie fielen einfach in sich zusammen ! Als würden sie aus nichts weiterem als Sand bestehen ! Dahinter lag es - eine endlose strahlende Prärie aus grellem Licht, dass fast so endlos schien wie der Ort an dem sich Zenbar anfangs wiedergefunden hatte. Der Krieger konnte nicht sehen was Baphomet zu diesem Zeitpunkt tat - er lag auf der Seite, schaute richtung Osten und war einfach nicht fähig seinen Kopf auch nur einen deut zu bewegen - aber auch der Gott der Finsternis musste das Schauspiel bemerkt haben, denn sein Fluchen war ziemlich laut. Was auch immer vor sich ging, es war wohl alles andere als nach Baphomet`s plänen. Zenbar vernahm das klappernde Geräusch wieder. Jetzt konnte er auch sehen woher die Laute ihren Ursprung hatten. Pferde - Drei Stück an der Zahl zeichneten sich am Horizont ab und kamen schnell näher. Ihre Hufen donnerten über den Marmor und wirbelten einen nicht vorhandenen Staub auf... Begleitet wurden diese drei prächtigen, weissen Tiere von einer kleinen Horde Wölfe, wobei auf einem dieser riesengrossen Tiere ein Mann Ritt. Das Pferd in der mitte, dass das einzigste Beflügelte von den dreien war, setzte sich plötzlich von den anderen ab und jagte mit ungeheurer Geschwindigkeit auf Zenbar und Baphomet zu. Mehr bekam der Krieger nicht mit, da sich die Bewusstlosigkeit seiner annahm...

    "Still, Pegazus !", fluchte Zeus und versuchte das aufbäumende Tier wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Er hielt das mächtige, muskulöse Tier nur an einem Zügel - während er in der anderen Hand einen grossen Kriegshammer zum endlosen Himmel streckte. "Und jetzt: Vorwärts !", spornte er den Vierbeiner mit seiner kräftigen Stimme an. Und dieser gab dermassen Hufe, als hätte er sein Leben lang nur auf dieses eine Kommando gewartet ! Bevor Baphomet überhaupt wusste wie ihm geschah, bekam er schon den wuchtigen Schlag des Hammers mit, der ihm vom Boden abhoben lies. Ziemlich unsaft landete er einige Fuss weiter auf den Marmorboden, wo er sich einige male überschlug bevor er endlich zum stillstand kam. Der Gott des Donners war währenddessen von seinem weissen Pferd gestiegen und stand neben dem Gott der Finsternis, der leicht benommen versuchte aufzustehen. "Du hättest nicht hierher kommen sollen, Namenloser !", sprach Zeus, hob eine Augenbraue und stemmte seinen Kriegshammer auf seine rechte Schulter. "Stehe gefälligst auf und kämpfe !" Währenddessen erreichten auch die beiden anderen Reiter den ehemaligen Saal der Wahrheit. Ilusus und Avalas steuerten direkt auf den benommen Zenbar zu. "Wir sind zu spät !", erkannte Avalas entsetzt. Wie ein Wirbelwind sprang er von seinem Vierbeiner und überbrückte die Entfernung zum Hüter des Brimstone. "Nein, mein Freund. Er lebt noch.", argumentierte Ilusus dagegen. "Uns bleibt noch genug Zeit." "IHR NARREN !", schrie Baphomet aus Leibeskräften, als er sich wieder aufgerappelt hatte. Als er sich gerade auf den vor ihm stehenden Zeus stürzen wollte, wurde seine Schulter von einem goldenen Pfeil getroffen. Der Gott der Finsternis verlor durch die Wucht des Einschlages die Balance und torkelte nach hinten. Ohne Erbarmen pfiff ein weiterer Pfeil durch die Luft, der sein Ziel, durch die Kutte hindurch, in der Hüfte Baphomet`s fand und sich dort in sein Fleisch bohrte. Laut schreiend kam der Gott der Finsternis wieder zu fall. "Schweig, Du Dämon !", fluchte Felewar, der Gott der Wälder, und verstaute seinen Bogen wieder auf seiner Schulter. Der Tetlaku, auf dem er angeritten kam gab eine lautes knurren von sich. "Holt ihn Euch, meine Freunde !", sprach Felewar, und als ob er seinen Befehl unterstreichen wollte, wies er mit einer Hand auf den am Boden kauernden Gott der Finsternis. Sofort setzte sich das gute Dutzend Wölfe in Bewegung, dass ihn bis hierher begleitet hatte. Laut knurrend rannten sie auf den Dämonengott in der Kutte zu... Zeus wandte sich murrend von seinem Gegner ab und schnappte sich die Zügel seines beflügelten Pferdes. Mit einem leichten Kopfnicken wies er das intelligente Tier an zurückzuweichen. Sein Pegazus sollte sich der Gefahr nicht aussetzen, wenn die Tetlaku`s sich Baphomet schnappen sollten. "Du bist ein Spielverderber, Felewar !", rief er dem Gott der Wälder wütend zu. "Ich weiss !", antwortete dieser mit einem Spitzbübischem lächeln und seine Augen hafteten auf Pegazus, wie es mit Zeus auf seinem Rücken in den grellen Horizont abhob. Währenddessen erreichten die ersten Tetlaku-Wölfe Baphomet und stürzten sich laut bellend auf ihr neues Opfer... "Wir haben Deinen Ruf vernommen, Zenbar...und wir werden Dir vergeben ! Enttäusche uns nicht ein weiteres mal !", sprach Ilusus und nahm den bewusstlosen Zenbar auf beiden Armen hoch. "Das wird er nicht mehr brauchen...!", wandte Avalas ein. Mit einem Ruck hatte er das klobige Amulett Zenbar vom Hals gerissen und betrachtete es neugierig von allen Seiten. "Ein Meisterwerk der Magie.", staunte der Gott der Klarheit. "Vegiss das Schwert nicht, Avalas !" "Nein, natürlich nicht." Avalas hielt das blutbeschmierte Brimstone in seiner rechten Hand. Es hatte ihm keine mühe bereitet es aus Zenbar`s Körper zu ziehen und das viele Blut schien ihm nicht im geringsten zu stören. Es gab wieder dieses magische Signal von sich - als wüsste es genau von wem es gerade getragen wurde. Ilusus legte den blutenden Körper von Zenbar vor dem Spiegel der Wahrheit. "Wird er mit der Gegenwart zurechtkommen ?", fragte Avalas und sah mit traurigem Blick auf Ilusus hinunter, der das Brimstone an sich genommen hatte und es nun auf Zenbar legte. "Das hoffe ich. Schreckliche Dinge sind geschehen...aber...Zenbar wird damit fertig werden !", sprach der Gott des Lebens und aktivierte den riesigen Spiegel mit einer schlichten Handbewegung. "Die Zukunft ist noch ein unbeschriebenes Blatt Papier. Und wir überreichen Zenbar symbolisch Feder und Tinte !" "So sei es...", murmelte Avalas und wandte sich zu gehen. Ilusus sah in dem Spiegel die Stadt Thorrun erscheinen. Der anblick betrübte ihn... "Es wird Zeit zurückzukehren, mein Kind. Ich werde Dir die Erinnerungen an Deinen aufenthalt in unserer Sphäre schenken, damit Du etwas daraus lernen kannst. Missbrauche dieses Wissen nicht - sonst wird unser Zorn gnadenlos sein !" Ilusus warf einen letzten Blick auf den wie tod daliegenden Zenbar. Dann breitete er beide Arme aus und vollzog den Zauber, der den Hüter des Brimstone zurück nach Horisha bringen sollte...

    Rückblende:

    "Wir haben uns heute versammelt um Abschied von einem der unseren zu nehmen...", sprach Genamis mit trauriger Stimme. Er hatte, wie alle ausser dem Mönch Venom, seine prächtigste Rüstung an um Zenbar die letzte Ehre zu erweisen. Keiner hielt der Regen, der sich wie aus Eimern auf die kleine Menge der anwesenden ergoss, davor ab der Beerdigung beizuwohnen. Hextar, Venom und Bulze standen vor dem frisch zugeschüttetem Grab auf dem grasbewachsenen Hügel direkt hinter ihrem Anführer Genamis. Alle waren bedrückt und nicht in guter Stimmung, denn alle hatten diesen Tag nicht herbeigesehnt - nein, ein jeder hatte sich vor diesem Tag gefürchtet. Vier Tage war es her, wo sie Zenbar in seinem Haus vorgefunden hatten. Aber die letzten Tage waren jedem von ihnen wie eine ewigkeit vorgekommen. Eine Ewigkeit die angefüllt war von stiller Trauer...und grosser Ungewissheit, was denn nun geschehen würde. Drei Tage lang war dieser mysteriöse Strahl aus Zenbar`s Amulett gekommen und rund um die Uhr war immer jemand da gewesen um betrachten zu können ob sich etwas ereignete ! "Eine mir vollkommen unbekannte Magie schlummert im innern dieses Amuletts !", schwelgte Venom die Tage über in Hoffnung. "Wir dürfen Zenbar noch nicht begraben ! Genau so wenig dürfen wir unsere Hoffnung begraben !" Bis der Strahl nach den endlos erscheinenden drei Tagen urplötzlich von jetzt auf gleich verschwand ! Und mit ihm verschwand das Amulett, als hätte es Zenbar eine unbekannte Macht vom Hals gerissen ! Keiner konnte sich dieses Phänomen erklären, am wenigsten Hextar, der zu dieser Zeit anwesend war um über den Leichnam Zenbar`s zu wachen. "Ich schwöre es Dir, Venom ! Ich bin nicht eingeschlafen !", hatte er versucht den Mönch ruhig zu stimmen. Der Lehrling des Yamsil konnte es sich einfach nicht erklären wie das Amulett spurlos verschwinden konnte. "Es ist einfach verschwunden ! Als hätte es jemand vor meinen Augen ausradiert !", versuchte Hextar zu erklären. Von da an verschwand auch die Ungewissheit bei den Freunden: Zenbar war tod...und selbst Gondi`s Amulett war nicht in der Lage gewesen dies rückgängig zu machen ! Adlera brach danach ein weiteres mal zusammen und nur mit einem speziellen Heiltrank war es Venom möglich gewesen sie wieder auf die Beine zu bringen. Es war soweit. Der Zeitpunkt war endgültig gekommen Zenbar die letzte Ehre neben dem Grabe seines Vaters zu erweisen... Genamis redete immer weiter. Er versuchte Zenbar`s gute Taten in der SKT in Worte zu kleiden - und preiste sein menschliches einfühlungsvermögen seinen Freunden gegenüber. Aber in wirklichkeit hörte ihm kaum einer zu. Selbst die wenigen Bewohner Thorrun`s wirkten völlig geistesabwesend. Viele Bewohner Thorruns wollten der Beerdigung einfach nicht beiwohnen, weil es ihnen selbst klar machte wie sterblich sie doch alle waren. Sie alle wussten das Zenbar viel für dieses Dorf getan hatte - und sie alle hofften das dieser Held vom Himmel herab Verständnis aufbringen würde, dass sie nicht anwesend sein wollten. So waren es gerade mal eine handvoll Bewohner geworden, die der Zeremonie beiwohnten und sich diskret im Hintergrund hielten. "Das ist ungerecht...", flüsterte Bulze seinem Nebenmann zu und wischte sich seine vom Regen durchtrieften Haare aus seinem Gesicht. Seine mächtige Streitaxt hielt der Barbar umklammert wie das letzte bisschen Hoffnung, dies alles nur zu träumen. "Ja...", hauchte Hextar, der sich in seinem strahlendsten Kettenhemd wahrlich unwohl fühlte. "Wo ist Adlera ?", fragte Venom leise. "Dort drüben...", murmelte Hextar und wies mit seinem Blick in östliche Richtung. Durch den dichten Regenschleier konnte der Mönch erst gar nichts erkennen, aber schliesslich erblickte er die Kriegerin abseits der Bewohner von Thorrun. Mutterseelenallein stand sie dort leicht gebückt und lauschte den Worten Genamis. "Ich bin gleich wieder da...", hauchte Venom, zog seine Kapuze noch ein wenig tiefer in sein Gesicht und ging langsam auf Adlera zu. Sie blickte kurz auf als der sympathische Mönch sie erreichte, senkte dann aber wieder ihren Kopf. "Was willst Du, Venom ?", fragte sie mit tränenerstickter Stimme. "Ich habe von Hextar gehört, dass Du uns verlassen möchtest !?" "Ja, das stimmt." "Ich werde Dich davon wohl nicht abbringen können..." "Nein.", sprach die Kriegerin bestimmend und sah Venom in seine durchdringenden braunen Augen. "Wo willst Du denn hin ?" "Ich...ich weiss es nicht. Einfach weg, richtung Norden." "Richtung Norden ?", erklang Venom`s Stimme, als wäre er in tiefen Gedanken versunken. "Gut, dann werde ich Dich begleiten." "Aber...warum ?" "Ich brauche etwas abstand. Ich werde Dich bis nach Bonbolo begleiten und dort werde ich ein paar Tage bei Meister Yamsil verweilen." Adlera zuckte kurz zusammen, als hätte Venom etwas falsches gesagt. "Welche Ironie...", hauchte sie bedrückt. "Genau das hatten Zenbar und ich vor, bevor..." "Helft uns !", erschallte plötzlich eine laute Stimme und unterbrach nicht nur das Gespräch zwischen Adlera und Venom, sondern die ganze Beerdigungs-Zeremonie. Ausgestossen hatte diese zwei Wörter ein Dorfbewohner, der laut keuchend den Hügel hochgeklettert kam. Er war an seiner rechten Schulter verletzt und das Blut hatte sich seinen Weg schon bis zum Oberteil seines Mantels gebahnt. Er wirkte sehr schwach auf den Beinen - seine Verletzung schien ihn sehr mitzunehmen. "Zum Tartarus !!! Was ist geschehen ? So sprich doch !!!", rief Hextar, der sich als erster vom Schrecken erholt hatte und auf den Dorfbewohner zulief. "Das...das...das Heer von Horisha ist eingetroffen. Amitla ist... mit seiner Truppe in Thorrun eingefallen und es...es...gab Verwundete. Sie..." Bei den wenigen Dorfbewohnern, die sich im Hintergrund hielten, keimte sofort Panik auf und sie verteilten sich fluchtartig in alle Richtungen. "Verdammt !", fluchte Bulze, und der stämmige Barbar versuchte mit dem gelenkigen Hextar mitzuhalten, der schon dabei war den Hügel hinab zu rennen. "Was ist, Adlera ? Kommst Du ?", fragte Venom, der mit einer kurzen Handbewegung hinter seinem Rücken im nu seinen plattierten Kampfstab hervorgeholt hatte. "Zähl` auf mich...", sagte sie trocken und zog ihr Schwert. "Dann komm !", sprach der Mönch und setzte sich, so schnell es sein alten Beine erlaubten, in Bewegung. Genamis schloss mit finsterer Miene zu ihnen auf... "Seid vorsichtig...", rief der verletzte Dorfbewohner der Sicherheitskraft von Thorrun noch hinterher. "Sie sind wegen Euch gekommen !!!" Aber keiner achtete auf seine Worte, als die letzten fünf verbliebenen Sicherheitskäfte mit gezogenen Waffen den Hügel hinab jagten...

    "Ich lebe...", krächzte Zenbar und versuchte aufzustehen. Aber der aufkommende Schwindel zwang ihn wieder zurück in die Knie. Benommen sah der Krieger unter sich die aufgewühlte Erde und das schlichte Holzkreuz, dass auf der dreckigen Erde völlig deplaziert wirkte. Irgendwer hat hier ein Grab geschändet, die Erde aufgewühlt und dieses Kreuz herausgerissen, dachte Zenbar und blickte auf in den Horizont. "Ja...", sprach er zu sich selbst. "Ich bin wieder hier." Er sah die beiden Monde Horisha`s inmitten einer sternenklaren Nacht scheinen und ihr fades Licht auf die Erde schicken. Mit leicht wackeligen Beinen stand der Krieger auf. Er sah brockenweise Erde an sich herunter fallen... "Was zum...", fluchte Zenbar und wischte die Erdreste von seiner Lederweste. Seine Hände und seine Unterarme waren über und über beschmiert mit dem leicht feuchtem Erdreich. Ein erschreckender Gedanke durchfuhr ihn - und als er nervös das schlichte Holzkreuz aufhob sah er sich in seiner Vermutung bestätigt. Man hatte ihn bereits beerdigt ! Er war bereits Geschichte ! In kleinen Buchstaben konnte der Krieger seinen Namen auf dem schweren Eichenholz ausmachen ! Angewiedert lies er das Kreuz zurück in die aufgewühlte Erde fallen. "Bei den Göttern...", fluchte Zenbar, als er bemerkte WO er sich gerade befand. Schwach konnte er rechts neben sich das Grab des Soleom ausmachen, den er hier auf dem Hügel selbst begraben hatte...! Man hatte ihn neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet ! Hätte man Zenbar in diesem moment gefragt was er fühle, er hätte wohl keine antwort darauf geben können. Zuviele Gedanken und Emotionen gaben sich in ihm die Hand - ein grosser Mischmasch von unterschiedlichsten empfindungen... Vor sich sah er in weiter entfernung die ersten Bäume in die Höhe ragen. Der Wald, der die unmittelbare Grenze zwischen der Handelsstadt Flawil und Thorrun ausmachte, lag direkt in seiner Blickrichtung. Laut erschallte der Ruf eines Raben durch die Nacht und der Krieger zuckte unwillkürlich zusammen. "Ich bin von den Toten auferstanden...", flüsterte Zenbar, als wollte er es dem Wald vor ihm klar machen. Aber vielleicht sagte er es auch nur, damit er es sich selbst Bestätigen konnte. Wie lange war er fort gewesen ? Tage ? Vielleicht Monate - oder sogar Jahre ? Zenbar erinnerte sich an sein Abenteuer in der Sphäre, und an die Zeit die dort endlos langsam an ihm vorbeigeflossen war. Vielleicht war er wirklich Jahre fort gewesen !? "Vielleicht kann ich nicht mehr zurückkehren...", hauchte der Krieger und dachte dabei an Thorrun. Was würde geschehen wenn er dort plötzlich wieder auftauchen würde ? Wie würden sein, um Jahre gealterten, Freunde reagieren ? Mit diesen Gedanken drehte sich der Krieger um und blickte vom grossen Hügel hinab auf seine Heimatstadt, die in vielen Lichtern erstrahlte. Der plötzlich auftretende Wind spielte mit seinen verdreckten Haaren...

    Dort stand er, der Sohn des Soleom, auf dem Hügel seines Vaters und blickte mit ernster Miene hinab auf seine Heimat, die viele hundert Fuss entfernt lag. Instiktiv griff er nach seinem Schwert. Er hatte es noch bei sich - und das beruhigte ihn. Er würde es noch brauchen, denn zahlreiche Kämpfe lagen noch vor ihm. Zenbar kniff feste seine Augen zusammen ! Er hatte das Gefühl, dass seine Sehkraft nachgelassen hatte - aber vielleicht hatte er einfach zuviel Zeit in der Sphäre der Götter verbracht. Zu lange hatte er seine Augen einfach überstrapaziert und keinerlei Schlaf gefunden ! Langsam öffnete er sie wieder. Aber das Bild was sich ihm bot war geblieben. Die Lichter, die Thorrun in ein fast romantisches Bild rückten, waren geblieben ! "Bin ich vielleicht in die Zukunft gereist ?", murmelte Zenbar und versuchte seiner Situation etwas komisches abzugewinnen. Aber das unangenehme Gefühl in seiner Magengegend blieb. Fluchend spie er in seine Hände, fuhr sich anschliessend durch sein Gesicht und rieb sich kräftig über seine Augen. Erst jetzt merkte er wie kalt der Wind doch in wirklichkeit war und sich regelrecht in sein nun feuchtes Gesicht biss...! Mit gesenktem Kopf ging er ein paar Schritte vorwärts. Meine Lederweste...meine Kettenhose...selbst meine Stiefel haben sie nicht vergessen ! Wie die Gilde der Krieger es vorschreibt, hat man mich ehrenvoll in meiner Ausrüstung begraben. Aber...ich...ich werde diese Sachen verbrennen ! Welch Unglück wird über mich hereinbrechen sollte ich mit diesen Kleidungsstücken weiterhin meine Wege bestreiten ? Die Kleidung eines toten in der Welt der Lebenden ! Zenbar erschauderte bei den Gedanken. Abgesehen von seinem aufgewühlten Innenleben ging es ihm aber gut ! Zwar war er ein wenig schwach auf den Beinen - für jemanden, der nur mit sehr viele mühe dem Abgrund des Hades entkommen war, fühlte er sich aber geradezu prächtig. Es konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen ! Und doch blieb er wie vom Blitz getroffen stehen, als sein Blick wieder einmal auf das unter ihm liegende Thorrun fiel. Seine Augen hatten sich mittlerweile an die Umgebung gewöhnt, und die Lichter nahmen Konturen an. Leicht flackernde Konturen...

    Lichter ? Das sind keine Lichter. Ich wünschte meine Augen würden sich wieder an das sehen gewöhnen...aber...aber...bei den Göttern, das sind keine Lichter !

    "Feuer...", krächzte Zenbar, und stolperte vorwärts. Er hatte es auf einmal sehr eilig...!

    E-N-D-E

    Dedicated to all true Metal-Maniacs

    Rainer "The Machine" Thieke