Der Traum

Written by: Rainer Thieke (24.06.2001)

 Seit vielen Abenden verweile ich jetzt schon an diesem Ort. Immer
 wenn die Nacht über dieses Land hereinbricht, und ich mich somit im
 Schutze der Dunkelheit bewegen kann, ruft mich etwas hierher.
 Ich bin alleine - Aber war ich das nicht schon mein ganzes Leben lang ?
 Vielleicht mag es an meinem aussehen liegen, das mich die anderen
 meiden - vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich anders bin als
 sie. So ganz anders... ! Aber vielleicht ist dies meine Bestimmung.
 Ich bedaure meine Entscheidung den Weg eines Einzelgängers
 einzuschlagen in keinster Weise ! Ich kann damit sehr gut umgehen...!
 Natürlich gibt es auch ein paar die mir ähnlich sind, und mit denen
 ich mich auf spirituelle Art und Weise verbunden fühle - aber auch sie
 spüren, das mit mir in letzter Zeit etwas nicht stimmt und meiden
 mich jüngst. Als hätte ich irgendeine Krankheit an mir ! Nun, mögen
 sie in der Hölle schmoren...denn ich habe etwas viel besseres entdeckt.
 Etwas, dass mein Interesse geweckt hat. Etwas, dass mich seit Tagen aus
 unerklärlichen Gründen nicht mehr los lässt. Dieses Mädchen !

Ich hatte sie zufällig eines Nachts entdeckt, als ich alleine eine meiner vielen Runden durch diese Stadt drehte. Und als mich ihr hell erleuchtetes Haus am Wegesrand regelrecht einzuluden schien, machte ich mich auf den Weg um ihr einen Besuch abzustatten. Sie scheint mir ziemlich ähnlich zu sein ! Sie ist, genau wie ich, des Nachts immer wach ! Das Licht ihres hell beleuchteten Wohnzimmers fällt immer auf die kleine Gartenanlage, das ihr Haus umkreist, und zahlreiche Bäume aufweist, die wie Wächter dieses hübschen Mädchens ihre langen, verdorrten Äste nach allen Seiten hin ausstrecken. Wie romantisch dieses Szenario inmitten einer Sternenklaren Nacht doch wirkt ! Oftmals verspüre ich eine Gänsehaut, wenn ich daran denke sie zu beobachten ohne das sie mich sehen kann. Ich bin ein Meister der Tarnung ! Aber selbst wenn sie mich einmal entdecken sollte - würde sie wirklich erschrecken ? Ich glaube nicht. Ob sie wohl auch diese Verbundenheit fühlt ? Ich jedenfalls glaube sie nach knapp 2 Wochen schon in und auswendig zu kennen. Jede Nacht beobachte ich sie und sehe wie sie in die Küche geht, um sich Ihr Lieblingsessen zu machen. Sie setzt sich an ihren Kamin und liest eines ihrer wenigen Bücher - und sie trägt dabei eine dieser kleinen Lesebrillen, was ihr ohnehin wunderhübsches Gesicht nur noch verschönert. Manchmal steht sie Stundenlang an ihrem Wohnzimmerfenster, sieht hinaus in die Ferne und geht erst eine Stunde vor anbruch des Tages hoch in die 2.Etage in ihr grosses Himmelbett. Manchmal glaube ich, dass ich meine innere Uhr danach stellen kann. Wenn sie in ihr kleines Schlafzimmer entschwindet, wechsel auch ich meine sonstige Position. Verstecke ich mich sonst im Garten, muss in diesem Fall dann einer dieser grossen Bäume herhalten. Dieses aufreizende Wesen macht die Nacht regelrecht zum Tage, und das macht sie so interessant in meinen Augen. Wenn sie schlafen geht entschwinde ich auch. Es kommt vor, dass ich sie noch eine weile beim schlafen beobachte - aber das ist eher seltener der Fall. Denn auch ich werde irgendwann mal müde und muss ein wenig Rast bekommen - meine alles sehenden Augen ein wenig schonen, um sie schon am nächsten Tag in ihrer Nähe wieder gebrauchen zu können.

Nun, ich war sehr glücklich. SIE hat mich sehr glücklich gemacht, ohne das sie etwas davon wusste. Ich bin ein Teil der Nacht und ein Teil ihres Lebens. Aufgrund der Einstellung die Nacht zum Tage zu machen bin ich sogar ein Stück von ihr selbst. Ich begehre sie mehr als alles andere in meinem Leben. Wir sind wie zwei Nachtfalter die sich einfach noch nicht gefunden haben.

Seit gestern aber ist es alles ein wenig anders. SIE ist anders ! Traurig - Deppressiv - meistens dem weinen nahe, und oftmals tatsächlich am weinen ! Es hat mir fast das Herz zerissen als ich sie gestern am Wohnzimmerfenster stehen sah, und sie sich fast die Augen ausgeweint hat ! In diesem moment spürte ich wie mir jemand mit eisernen Klauen die Kehle zu schnürte. Es sollte aber bei dem Vorfall am Wohnzimmerfenster nicht bleiben. Nein, sie weinte fast die ganze Nacht ! Ihr Versuch sich in einem Buch zu vertiefen scheiterte tragisch - Was immer sie auch bedrückte, es liess wohl keine Zerstreung zu. Später stiess sie ihr Essen wütend beiseite und ich glaubte sie fast fluchen zu hören, bevor die alles ergreifenden Fangarme der tiefen Depression sich wieder um ihr zartes Wesen schlossen. In diesen Momenten weinte auch ich bitterlich und fühlte mich ihr mehr denn je Verbunden. Irgendetwas war geschehen, und ich wollte am liebsten zu ihr hinein in die Wohnung, um sie zu trösten. Was auch immer geschehen war - es stiess auch ein unsichtbares Schwert in mein eigenes Herz ! Sie in solch einer Traurigkeit zu sehen brachte mich in Rage. Wer hatte ihr was angetan ? Was war vorgefallen ? Der einzigste Mensch mit dem sie regelmässig Kontakt hatte war eine ältere Frau, die einmal in der Woche zu abendlicher Zeit vorbei kam um ihr Essen zu bringen. Eine Verwandte ? Eine Freundin vielleicht ?

Nun, erst konnte ich all diese Dinge nicht richtig einordnen. Aber mittlerweile ist es mir einigermassen klar geworden. Etwas aus der Vergangenheit bedrückt sie ! Etwas, dass wieder in ihr hochgekommen ist, obwohl es wahrscheinlich schon Monate, oder sogar Jahre, zurückliegt. Kann man ihr Nachtleben mit dieser Traurigkeit in Verbindung bringen ? Vielleicht will sie gar niemanden sehen und meidet deshalb das Tageslicht ? Das wäre etwas in das ich mich gut hineinversetzen könnte. Und diese ältere Frau kennt ihren Tagesrythmus, und erscheint tatsächlich erst nach Sonnenuntergang. Heute war es wieder der Fall. Und als diese Frau erschien schlich ich mich ganz nahe an das Haus, bis an das grosse Wohnzimmerfenster heran, um etwas von ihrem Gespräch mitzubekommen. Allzuviel habe ich nicht verstanden, da meine Ohren doch längst nicht so gut sind wie meine Augen. Aber ich weiss jetzt das diese ältere Frau ihre Mutter ist und sich um meine heimliche Liebe kümmert. Also ist auch sie eingeweiht über das, was mal in der Vergangeheit geschehen ist. Ihre Mütterliche Fürsorge rührt nicht von irgendwo her - sondern hat ihren Ursprung in etwas unfassbar tragischem, dass meinem Nachtfalter wiederfahren ist.

Ich bin müde. Sie hat sich gerade in den Schlaf geweint und auch ich werde heute noch Tränen vergiessen, wenn ich mich zur Ruhe begebe. Ich werde dieses Rätsel lösen ! Es ist wie ein tiefes Verlangen, das fast so stark ist wie der Wunsch an ihrer Seite zu sein. Es scheint als würde sich meine Welt um nichts anderes mehr drehen.

Eine weitere Nacht in dieser trostlosen Stadt, in diesem trostlosen Leben. Mittlerweile weiss ich das ich sie über alles Liebe - Nur, es ist eine Liebe die nicht erwiedert wird, was mich dann doch recht traurig zurücklässt. Dazu kommt dieser seltsame Traum den ich letzte Nacht hatte - oder besser gesagt "letzten Tag", denn das würde der Wahrheit wohl näher kommen. Dieser seltsame Traum hat mir klar gemacht das ich mit meiner Liebe zu ihr nicht alleine da stehe. Es gibt einen Mann in ihrem Leben - und auch wenn es nur ein Traum war, war er doch dermassen real das ich ihm einfach bedeutung zukommen lassen muss. In diesem Traum...

...öffnete ich meine Augen. Zuerst war ich etwas verwirrt, denn die Umgebung in der ich mich befand war mir absolut fremd. Aber beim zweiten hinsehen kam mir doch einiges bekannt vor. Ich lag in IHREM Schlafzimmer ! Ich lag direkt neben ihr ! So nahe wie in diesem moment war ich ihr noch nie gewesen. Ich blickte nach links, wo sich ihr hübsches braungebranntes Gesicht von dem weissen Kopfkissen abhob. Sie schlief tief und feste und atmete leise. Ihr Gesicht war von fast unfassbarer Engelsgleicher Schönheit ! Es raubte mir den Atem sie so nahe bei mir zu wissen ! Ich schaute nach rechts aus dem grossen Fenster und sah den riesigen Baum, auf den ich sonst immer meine Position bezog um sie beobachten zu können. Der Mond schien hell erleuchtet in das kleine Zimmer und liess es in einen faden Glanz erscheinen. Mein Blick fiel auf einen kleinen Nachttisch, der neben dem Bett stand - und dort erblickte ich es ! Es war ein recht grosses, eingerahmtes Bild auf das man sie und noch eine weitere Person erkennen konnte. Ein Mann ! Und sie hatte liebevoll einen Arm um seine Hüfte geschmiegt. In diesem moment brach eine kleine Welt für mich zusammen, denn dieses Bild lies keinerlei Zweifel offen: Sie hatte einen Lebensgefährten !

Dieser Traum lässt mich auch jetzt im wachen Zustand nicht mehr los. Ich musste einfach gewissheit haben und hatte mich deswegen an ihr Schlafzimmerfenster geschlichen, als sie in der Küche beschäftigt gewesen war um sich etwas zu Essen zu machen. Und dort habe ich die Bestätigung bekommen: Das Bild ! Als ich es auf dem kleinen Tisch erblickte, wäre ich vor Schreck fast von diesem riesengrossen Ast geflogen. Was geschieht hier, was geschieht mit mir, dachte ich erschrocken ! Ich hatte etwas geträumt, dass der absoluten Wahrheit entsprach !

Und nun ist die Nacht wieder fast um. Ich schaue gar nicht weiter hin, als sie sich im hell erleuchtetem Schlafzimmer umzieht. Sonst habe ich ihren wunderbaren Körper immer bestaunt - aber jetzt fühle ich mich ausgelaugt und leer. Habe ich mich hier in etwas zu sehr reingesteigert ? Eine Liebe entwickelt die nie im Leben erwiedert werden kann ? Diese Vorstellung, dass sie jemanden hat den sie liebt, lässt einen tiefen Schmerz in meiner Brust entstehen. Denn dieser jemand bin nicht ich - und werde ich auch niemals sein. Ich glaube es fast mit gewissheit sagen zu können, dass ich Heute meinen letzten Tag mit ihr verbringen werde. Ich befürchte ich kann ihren Anblick nicht weiter ertragen, wenn sie einen anderen hat als mich. MICH SOLLTEST DU LIEBEN, würde ich ihr am liebsten entgegen schreien. WIR HABEN VIEL ZU VIELE GEMEINSAMKEITEN, ALS DAS WIR UNS NICHT LIEBEN SOLLTEN ! Aber aus meiner Kehle würde nur ein krächtzen kommen, denn noch immer nimmt mich ihre uferlose Traurigkeit, die sie wie eine Wolke umgibt, gefangen und schnürt mir meine kostbare Luft weg. Müde blicke ich zum Schlafzimmerfenster. Das Licht ist erloschen. Aber sie ist noch nicht im Bett, sondern steht am geschlossenem Fenster. Ihr resignierend wirkender Blick scheint sich mit dem romantischen Schein des Mondes zu treffen... Aber was ist das ? Was macht sie da ?

Gestern war nicht meine letzte Nacht. Und auch heute wird es nicht die letzte sein, die ich an ihrer Seite verbringen werde. Als sie gestern Nacht an ihrem Fenster stand ist mir das klar geworden. Denn sie hat nicht nur den strahlenden Mond beobachtet, sondern auch mich ! Als ihr trauriger Blick sich mit meinem traf, hatte ich das Gefühl als würde ein Blitz meinen Körper erbeben lassen. Panik schoss augenblicklich in mir hoch und ich war kurz davor die Balance zu verlieren. Sie sieht dich, dachte ich ! Es besteht kein zweifel ! Sie hat dich entdeckt ! Dein sonst so sicheres Versteck auf diesem grossen Wächter des Gartens ist aufgeflogen ! Ich habe versucht wegzuschauen, aber ihre Augen fixierten mich regelrecht. Ich wollte mich wegducken - aber ich war wie gelähmt ! Dann hat sie das Fenster geöffnet - ganz langsam - aber mir kam es wie eine ewigkeit vor. Eine grausame Ewigkeit, die schier nie enden wollte ! Dann wurde mir klar, dass sie gar nicht vor hatte mich zu verscheuchen. Nein, sie lehnte mit verschränkten Armen auf der Fensterbank und beobachtete mich weiter. Der kalte Wind spielte mit ihren langen blonden Haaren - und als ich glaubte sie lächeln zu sehen, dachte ich wahrlich an einen Engel, der da zu mir herüber sah um mir seine geheimsten Liebesbotschaften zu vermitteln. Es müssten nur wenige Minuten gewesen sein, bis dieses Schauspiel endete, sie das Fenster wieder schloss und in ihr Bett krabbelte - aber ich glaubte ihre Augen STUNDENLANG auf mich zu wissen ! War es nur eine Einbildung gewesen ? Hatte sie mich wirklich entdeckt ? War das überhaupt in der umliegenden Dunkelheit möglich ? Hatte sie vielleicht etwas anderes Beobachtet, etwas das nur in meiner unmittelbaren Umgebung lag ? Solche und ähnliche Fragen stellte ich mir zuhauf nachdem sie schlafen gegangen war. Und ich wusste in diesem moment das ich wiederkehren würde. Ich rechnete mir erneute chancen aus, das sie vielleicht auch diese spirituelle Verbundenheit fühlte. Vielleicht weiss sie schon seit längerem das ich hier bin und sie beobachte. Aber wenn sie das weiss, dann hat sie doch keinen Grund traurig zu sein ! Denn es ist somit jemand an ihrer Seite, der sie beschützt - vor was auch immer.

Es ist jemand an ihrer Seite...

Vielleicht war es dieser eine Satz der meinen letzten und alles klärenden Traum in Gang setzte. "Es ist jemand an ihrer Seite" ! Ich habe noch Stundenlang über diesen einen Satz gegrübelt, denn etwas stimmte nicht mit diesen paar Worten. Irgendwann fiel es mir dann urplötzlich ein: WER ist an ihrer Seite ? Wo ist der Mann, der auf dem Bild abgebildet war, und der zweifellos ihr Liebhaber ist ? Sie lebt doch ganz alleine in diesem grossen Haus - Welche Rolle spielt da dieser Mann in ihrem Leben ? Und dann hatte ich diesen Traum, der mir auf unerklärliche Weise die Antwort bescherte... Heute blicke ich wieder einmal durch das Wohnzimmerfenster, und sehe meine grosse heimliche Liebe in ihrem Lieblingssessel, wo sie sich einer Lektüre hingibt. Und eines weiss ich mit Gewissheit: Sie weiss das ich hier bin - Hier bei Ihr, um sie für den Rest ihres Lebens zu beschützen ! Ihre Stimmung hat sich gewandelt - Nichts ist mehr übrig von dem sonst so deppressiven, stets am weinenden Mädchen. Denn unsere Verbundenheit ist seit letzter Nacht gewachsen. Sie hat mich gesehen ! Sie weiss das ich hier bin ! Ich bin so glücklich ! Ich Liebe sie ! Und trotzdem bin ich traurig - denn mein Traum von letzter Nacht, oder besser gesagt vom letzten Tag, hat die Wahrheit an das Tageslicht gebracht - Das Licht vor das ich mich sonst so scheue. Dieses Licht - Dieses grausame Licht - Dieser Traum...

...Ich bin erneut in ihrem Bett und sehe sie erneut Engelsgleich neben mir schlafen. Auch das Bild von ihr und dem mysteriösem Mann befindet sich wieder auf dem kleinen Nachttisch. Aber diesesmal bleibe ich nicht liegen - Nein, ich stehe auf ! Aber die ersten Schritte fallen mir unglaublich schwer. Es kommt mir fast vor als müsste ich das laufen erst noch neu erlernen. Wie ein Kleinkind torkel ich durch die Wohnung und kämpfe mich durch die zahlreichen Räume. Meine Anstrengung endet im Badezimmer, wo ich mich erschöpft mit ausgestreckten Händen am Waschbecken festhalte. Der Spiegel in meiner Blickrichtung reflektiert mein Gesicht, und ich zucke erschrocken zusammen. Ich bin dieser mysteriöse Mann ! Ich bin der Lebensgefährte meiner heimlichen Liebe ! Dann wechselt die Szene schlagartig. Irgendetwas schnürt mir meine Luft weg. Ich sehe ein grelles Licht direkt vor mir durch die Windschutzscheibe scheinen. Ich stecke fest ! Ich spüre das Blut in meiner Lunge ! Ich sterbe ! Mein Auto hat sich zu einem Käfig aus Blech verwandelt, aus das ich mich aus eigener Kraft nicht befreien kann ! Ich versuche mich zu bewegen - Aber schmerzen durchrasen meinen gesamten Körper bei der kleinsten Anstrengung ! Ich sterbe - und kann nichts dagegen tun ! Hier und jetzt wird es enden ! Inmitten einer sternenklaren Nacht, auf einer verlassenen Strasse unweit von zu Hause - meiner Liebsten ! Ich darf aber nicht sterben ! Was wird aus ihr ? Ich raffe mich ein letztes mal auf und bewege meinen Kopf ein wenig vom grellen Licht weg. Mein Blick streift meinen blutüberströmten Körper ! Ich versuche etwas zu sagen, aber das Blut in meinem Mund untersagt es mir ! Dieses Licht - Ich ertrage es nicht ! Die Scheinwerfer des LKW`s werfen durch die zerbrochene Windschutzscheibe ihren hellen Gruss - Wie eine letzte tödliche Botschaft ! Schaltet das Licht aus ! Ich...ertrage es nicht !!! Dann beginnt die Umgebung zu schwanken ! Ich spüre immense Müdigkeit aufkommen, und ich gebe dieser unglaublichen Kraft nach ! Schlafen - Ich will nichts weiter als Schlafen um diesem Alptraum zu entgehen !

Und das ist meine Vergangenheit ! Dieser Traum hat es mir gezeigt, und wer immer ihn mir zugesandt hat - er hat meinen Dank. Denn dadurch ist mir klar geworden wer ich bin und wohin ich gehöre. Ich gehöre an ihre Seite ! Sie ist meine grosse Liebe, meine Frau aus einem früheren Leben, das noch gar nicht mal so lange zurückliegt. Sie hat meinen frühen Tod nie richtig verkraftet, und selbst jetzt, zwei Jahre nach meinem Tod durch einen Verkehrsunfall, überkommt sie manchmal die grosse Trauer. Ich glaube nicht, dass ich in meinem früheren Leben an eine Reinkarnation geglaubt habe - aber jetzt bin ich eines besseren belehrt worde. Ich blicke auf den grossen Wächter des Gartens über mir ! Dieser Baum wird noch Jahrelang mein Begleiter sein, und ich werde noch sehr viele Nächte in seiner Obhut verbringen. Zukünftig werde ich bei einer Landung auf einen seiner Äste ein lautes krähen von mir geben. Es ist traurig das ich mich nie mit ihr Verständigen kann, aber dann soll sie wenigstens wissen das ich hier bin - um über sie zu wachen ! Es gibt eine Verbindung zwischen uns, und es ist kein Zufall das ich den Weg hierher gefunden habe. Zu meinen Artgenossen werde ich nie wieder zurückkehren - was hätte das auch für einen Sinn ? Sie waren die ersten die das "seltsame " an mir bemerkten und mich deshalb links liegen liessen. Und auch den hellichten Tag werde ich niemals mehr erleben, denn die Nacht, die Dunkelheit ist mein Freund. Ich könnte dieses Licht nicht ertragen ! Dieses grelle, alles zerstörende Licht !!!

Mein Flugziel ist einer der Äste. Sie wird schon bald schlafen gehen. Ich muss bei ihr sein...

E-N-D-E

Dedicated to my Dad
Never let the Memory of you disappear

Rainer "The Machine" Thieke